Wir haben uns dem Disney-Klassiker schlechthin völlig unvoreingenommen hin-gegeben und unsere Meinung nun niedergeschrieben. Unsere spoilerfreie Filmkritik zum Live-Action-Remake von „Der König der Löwen“ verrät euch, ob sich ein Besuch im Kino tatsächlich lohnt.
Die Nostalgiemaschine von Disney macht vor keinem ihrer Meisterwerke halt. In diesem Jahr erscheint mit „Der König der Löwen“ bereits die dritte Live-Action-Adaption eines beliebten Klassikers und weitere werden folgen. Die Qualität solcher Filme ist jedoch genauso unterschiedlich wie die Herangehensweise der Filmemacher.
Disney und die Nostalgie
Manchmal tauscht Disney einfach nur ein paar Szenen aus und passt die Details der heutigen Moral an, so wie es zuletzt bei „Aladdin“ der Fall gewesen ist. Bei anderen Filmen, wie zum Beispiel „Dumbo“, erinnert das fertige Produkt nur noch vage an die Vorlage. Und dann existieren Produktionen wie „Die Schöne und das Biest“, die lediglich die ursprüngliche Geschichte erweitern, ohne am Grundkonzept irgendetwas zu ändern.
Ein bis zwei Konstanten gibt es jedoch immer. So ist ein einzelner unbekannter Song in solchen Remakes unverzichtbar, da bei den Oscars nur neu geschriebene Lieder in Erwägung gezogen werden. Und hier und dort verpasst das Produktionsteam einigen Figuren gerne eine differenziertere Hintergrundgeschichte oder passt diese zumindest so an, dass sich heutzutage niemand mehr auf die Füße getreten fühlt.
Bei Jon Favreaus „Der König der Löwen“ ist Disney glücklicherweise eingefallen, dass das Original zu einem der beliebtesten Filme aller Zeiten gehört und als zeitloser Klassiker eigentlich keine Änderungen, Verbesserungen oder eine frische Politur benötigt. Die Detailunterschiede halten sich entsprechend in Grenzen. Schließlich liegt der Fokus nicht darauf, das Werk von einst zu verbessern, sondern nur es zu erweitern und durch kleine Veränderungen neues Interesse bei Fans zu wecken.
Das Spiel mit der Realität
Die Geschichte der 2019er-Version von „Der König der Löwen“ wagt keine Neuausrichtung und ändert auch an den Persönlichkeiten der Figuren nichts ab. Kinobesucher erhalten weitgehend den gleichen Film, jedoch mit einigen wichtigen Detailunterschieden, die ich allesamt als clever und gelungen bezeichnen möchte. Zum einen wäre da natürlich der Offensichtlichste, nämlich der Look. Favreaus Werk wurde schließlich komplett am Computer entworfen.
Die, passend zur damaligen visuellen Darstellungsform, comichaften Verhaltensweisen der Charaktere – zum Beispiel Simba, der von Giraffenkopf zu Giraffenkopf springt, oder Scar, der einen mit Speichel überzogenen Zazu ausspuckt – gehören in der neuen Version der Vergangenheit an. Soweit es die Ereignisse zulassen, verhalten sich die Tiere Afrikas ihrem Körper entsprechend und vollführen nur Bewegungen, die in der Realität ebenso möglich wären.
Gleiches gilt für den Look von Flora und Fauna. Jedes Tier und die verschiedenen Orte ebenfalls, samt Pflanzen und Gewässern, wurden der Realität angepasst. So ist Bösewicht Scar beispielsweise kein aristokratisch wirkender Antagonist mit schwarzer Mähne mehr, sondern eine grauhäutige, finstere Schattenversion von Mufasa. Pumba sieht nicht mehr zum Knuddeln aus, sondern schlichtweg so, wie ein Warzenschwein auszusehen hat.
Der Charme oder eben der Bedrohungsfaktor dieser Wesen geht dadurch nicht verloren. Ganz im Gegenteil. Dank des detailverliebten Auges der Animatoren und des Teams aus Synchronsprechern, die allesamt einen formidablen Job abliefern, erkennt man die Figuren von einst sofort wieder und sie wirken zudem so, als wären sie die bessere, stärker durchdachte Version ihrer Originale.
Außerdem sieht einfach alles im neuen „Der König der Löwen“ fantastisch aus. Pflanzen- und Tierwelt strotzen nur so vor Details, es gibt viele atemberaubende Aufnahmen der Landschaft und einige wirklich tolle Kameraeinstellungen. Meckern kann man hier nur auf hohem Niveau und lediglich bei einigen wenigen Szenen, in welchen die Tricktechnik an ihre Grenzen gelangt zu sein scheint.