Anfang Dezember entbrannte auf der Portfolio-Plattform ArtStation eine Protestaktion, die bis dato anhält und über die Grenzen der Kunst-Community hinaus immer höhere Wellen schlägt.
Wir fassen euch in diesem Artikel zusammen, was den Konflikt befeuert hat und weshalb der Kampf der Künstlerinnen und Künstler unermüdlich anhält.
Künstlerinnen und Künstler auf ArtStation fordern: NoAi!
Selbst, wenn ihr euch nicht sonderlich für Kunst, Design oder Fotografie interessieren solltet, ist euch die letzten Tage beim Scrollen durch Social Media womöglich das ein oder andere Verbotsschild begegnet, welches das Wort AI (artificial intelligence) durchstreicht. Darunter finden sich Sätze wie „No to AI generated images“ oder „AI is theft“.
Diese Postings kommen in unterschiedlichen Variationen und sind Ausdruck des Missmuts und des Protests vieler Kreativschaffender, die sich von ArtStation hintergangen fühlen. Die wunderschöne Interpretation des NoAi-Logos auf unserem Beitragsbild kommt übrigens von Concept Artist Sangsoo Jeong.
Die zu Epic Games gehörende Portfolio-Plattform ArtStation entwickelte sich mit der Zeit zu einer der populärsten Internetseiten für Künstlerinnen und Künstler. Dort zeigen sie ihre Werke, um potentielle Auftraggeber zu erreichen, aber auch, um sich als Community auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.
Nicht erst seit Kurzem ist der Zuwachs von KI generierter Kunst auf der Plattform einem großen Teil der Gemeinschaft ein Dorn im Auge. Alexander Nanitchkov, der zusammen mit Nicholas Kole zu den Initiatoren der NoAi-Bewegung zählt, schreibt via Twitter:
„AI-Art wird auf dem Rücken von Hunderten und Tausenden […] produziert, die mit viel Zeit, Liebe und Hingabe eine Milliarde von Bildern geschaffen haben […] ihre Arbeiten werden […] von selbstsüchtigen Menschen ohne das geringste Konzept von Moral für Profit gestohlen.“
Wie Kunstwerke durch künstliche Intelligenzen kreiert werden können, haben wir euch in diesem Artikel über DALL-E 2 ausführlicher erklärt. Darin wird auch auf die Risiken eingegangen, die diese Technologien mit sich führen, aber auch auf ihr Potential.
Die Community auf ArtStation setzt sich zur Wehr. Die Postings mit der Aufforderung zum Verbot von AI wollen nicht nur darauf aufmerksam machen, dass Kreativschaffende ausgebeutet werden, die Bilder sollen auch die Trainingsprogramme von Stable Diffusion stören.
Am 16. Dezember reagierte ArtStation mit einer Anpassung ihrer Seiteneinstellungen. Mithilfe des Tags „NoAi“ können Nutzerinnen und Nutzer der Plattform nun darüber entscheiden, ob ihre Arbeiten von AI-Lernprogrammen abgegriffen werden können oder nicht. Die Option lässt sich auf alle Projekte in der Galerie anwenden oder kann individuell bestimmt werden.
Dem Wunsch der Community die Option standardmäßig einzustellen, möchte ArtStation nicht folgen. In den FAQ heißt es dazu: „We don’t want to become a gatekeeper“.
Der Vorwurf des Gatekeeping, also dem kontrollierten Einschränken einer Sache beziehungsweise dem Ausschluss von Personen zu einer Sache (in diesem Fall der Kunstproduktion mittels AI), stößt vielen Betroffenen böse auf.
Es gehe nicht darum, jemanden vom Kunstschaffen ausschließen zu wollen, sondern Künstlerinnen und Künstler davor zu schützen, dass ihre Arbeiten ohne ausdrückliche Zustimmung für KI-Lernprogramme verwendet werden. Denn nur so könne garantiert werden, dass es eine wissentliche Entscheidung ist. Solange das nicht akzeptiert wird, sollen die Proteste anhalten.
Wie steht ihr zu der Debatte? Könnt ihr das Anliegen der Kreativschaffenden nachvollziehen oder haltet ihr die Forderungen für eine unberechtigte Form von Gatekeeping? Schreibt uns eure Meinung dazu gerne in die Kommentare!