Hisst die Segel, schmettert wilde Piratenlieder und genießt die raue Seeluft, denn Assassin's Creed 4: Black Flag nimmt Kurs auf den heimischen Rechner. Aber wird das ungewohnte Piraten-Setting den älteren Teilen gerecht, obwohl diese in einer anderen Zeit spielten und es sich regelmäßig um Templer und Assassinen drehte? Wir haben uns die PC-Version des neuen Ablegers mal etwas genauer angesehen und sagen euch, wieso wir hier einen der besten Assassin's-Creed-Teile vor uns liegen haben.
Anders als in den Vorgängern haben wir es diesmal nicht mit dem bekannten Desmond Miles zu tun, der in eine andere Welt springt, um mit einem Assassinen alles umzulegen, was auch nur ansatzweise nach Templer aussieht. Vielmehr werden wir in die Rolle eines namenlosen Arbeiters des Abstergo-Entertainment-Konzerns geworfen. Zu keinem Zeitpunkt des Spiels sieht man den Protagonisten in der Zukunft, der dank der Technologie von Morgen die Geschichte vom Piraten Edward Kenway kontrolliert. Womit wir beim Hauptcharakter des Spiels angekommen wären.
Edward Kenway, Großvater von Conner in Assassin's Creed 3, ist ein typischer Pirat in der Blüte seines Daseins und zieht zusammen mit seiner Crew von Insel zu Insel. Falls das Piraten-Pack mal keine Seemannslieder trällert und auf ein feindliches Schiff stößt, wird natürlich sofort das Feuer eröffnet, um den Feind unschädlich zu machen und nebenbei ein wenig Beute einzufahren. Das geht auch für eine ganze Weile gut, doch eines Tages übernimmt sich die Crew und fetzt sich auf hoher See inmitten eines heftigen Sturmes mit einem besonders hartnäckigen Schiff. Nach minutenlangem Kanonenfeuer und einem heftigen Rumms geht dieses dann endlich unter, doch nicht bevor es unseren Schwarzpulver-Vorrat am Deck des Schiffes trifft und in Flammen setzt. Edwards Kapitän gibt sofort die Anweisung, den Brand zu löschen, bevor es zu einer gigantischen Explosion kommt. Doch ehe er sich versieht, springt ein überlebender Assassine vom feindlichen Schiff auf den Käpt'n und bringt ihn mit einem gezielten Stich zum Schweigen. Edward sollte der nächste sein, doch bevor der Assassine seine tödliche Klinge auf den Pirat richten konnte, explodierte das Schwarzpulver und das stabil geglaubte Schiff zerbarst in tausend Stücke.
Wie es bei Piraten-Geschichten typisch ist, wird Edward Kenway an eine Insel gespült, auf der er nach einigen Stunden erwacht, doch er ist nicht alleine. Der Assassine hat es ebenfalls geschafft und erhebt sich, sichtlich erschöpft, vom nassen Sandboden. Edward reagiert schnell und greift nach seiner Pistole, die sich nur wenige Meter von ihm entfernt befindet. Er visiert den Assassinen an und drückt schließlich ab. Nur schade, dass die Waffe den Umständen wohl nicht gewachsen war und kurzerhand den Geist aufgibt. Der Assassine schickt sich an, das Weite zu suchen und verschwindet in die Tropen der Insel, doch Edward, von seinen Trieben gesteuert, läuft ihm hinterher. Hier wird der Spieler mit der Steuerung vertraut gemacht und lernt das für Assassin's Creed typische Springen und Klettern sehr gut kennen. Ihr erreicht hohe Fassaden, kraxelt einen Baum hoch oder springt von einem Abhang zum nächsten. Falls ihr einen der vorherigen Teile der Reihe gespielt habt, findet ihr euch relativ schnell wieder ein, denn von den Grundlagen her hat sich überhaupt nichts geändert.
Nach einer etwas zu langen Verfolgungsjagd stellt ihr den Assassinen endlich und fordert ihn zum Kampf auf, den ihr mit ein paar schnellen und präzisen Hieben klar für euch entscheidet. Beim Durchsuchen der Leiche findet Edward einen interessanten Brief, welcher den Grund für die kommenden Ereignisse vorgibt. Demnach sollte der eben verstorbene Assassine eine Belohnung in Havanna abholen. Edward überlegt nicht lange, streift sich die Assassinen-Kluft über und macht sich auf den Weg in die besagte Stadt. Doch dort angekommen merkt er nicht, was für folgenschwere Auswirkungen seine Taten haben, die er als falscher Assassine vollführt. Besonders spannend ist jedoch die Tatsache, dass er davon lange Zeit keinen blassen Schimmer hat und man als Spieler genau weiß, welche Konflikte auf den unwissenden Kenway zukommen werden.
In der großen Stadt angekommen, beginnt die Haupthandlung des Spiels, die wir euch aufgrund von Spoilern nicht weiter erläutern werden. Sehen wir uns lieber die Nebenaktivitäten des Open-World-Titels an. Neben den normalen Story-Missionen gibt es für Kenway nämlich noch eine Menge zu tun. Entweder übt er in den Städten Attentate aus, sucht nach versteckten Truhen, rettet Piraten aus den Fängen der örtlichen Miliz oder findet wieder etliche Aussichtspunkte über der Stadt. Wir haben uns dabei ertappt, stundenlang einfach durch die Stadt zu streifen, die Atmosphäre mitzunehmen, den Leuten bei ihren Aktivitäten zuzusehen und hier und da eine Wache zur Strecke zu bringen, hin und wieder schalteten wir auch eine ganze Armee von Gegnern aus. Letzteres ist jedoch deutlich schwieriger als in den Vorgängern, da die Konter keine Übermacht mehr sind und auch nicht bei jedem Gegner funktionieren. Wenn man einen Feind unbemerkt zur Strecke bringt und niemand dies mitbekommt, wird der Spieler auch nicht automatisch gejagt, wie es bei den vorherigen Teilen der Fall war. In diversen Läden können wir uns Waffen, Munition oder Monturen kaufen, um unseren Protagonisten optisch ein wenig aufzufrischen. Eine durchaus willkommene Abwechslung mit wirklich tollen Anzügen für Edward.
Nachdem wir uns in der Stadt gründlich umgesehen haben und die eine oder andere Mission erledigten, warfen wir zum ersten Mal einen Blick auf die Karte und waren überrascht, dass wir nach mehreren Stunden des Erkundens nicht mal einen Bruchteil der gesamten Karte erforscht haben. Das erfreut das Forscher-Herz und lässt Raum für eine wochenlange Beschäftigung für fleißige Sucher und Perfektionisten. Zudem können wir auch eigene Gegenstände herstellen, sobald wir die nötigen Materialien von Wildtieren erbeutet haben. Ein wesentlicher Bestandteil der Piraten-Geschichte ist natürlich die Fahrt mit eurem Schiff. Dieses könnt ihr ebenfalls aufrüsten und Crew-Mitglieder bestimmen. Das Gefühl über die hohen Wellen während eines Sturms zu schwappen und das Piratenlied eurer Crew zu hören, ist einfach unbezahlbar und einmalig. Auch unter der Meeresoberfläche gibt es so einiges zu entdecken. Neben einigen Haien und Algen lagern Schatztruhen in Wrackteilen von Schiffen, doch seid schnell, denn Edward kann schließlich nicht ewig unter Wasser bleiben.
Assassin's Creed 4 scheint ein durchaus solider Titel zu sein, doch stimmt hier auch der optische Teil? Da die Reihe noch nie wirklich schlecht aussah, bestätigt auch der vierte Ableger die Erwartungen der Fans und sieht einfach toll aus. Die hohe See wirkt durchgehend realistisch. An den Animationen wurde gefeilt und die Sonnenstrahlen hauchen den Tropen der Inseln einiges an Atmosphäre ein. An der Soundkulisse gibt es nichts zu meckern, auch wenn uns das Piratenlied unserer Crew nun mehrere Nächte lang verfolgen wird.