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Assassin’s Creed Origins: Alte Pyramide und heftige Kämpfe: Wir haben Origins angezockt

„Back to the roots“ – das ist offensichtlich der Leitfaden bei Assassin’s Creed Origins, der besonders beim geschichtlichen Teil Verwendung gefunden hat. Mit dem alten Ägypten als Setting wird ein Communitywunsch erfüllt, der bereits seit geraumer Zeit durch die Foren und Social-Media-Kanäle von Ubisoft geistert – endlich heißt es: In alter Manier die religiösen Fanatiker des alten Ägyptens eliminieren. Wer sich das Gameplay und Spielprinzip aber etwas genauer anschaut, wird merken, dass die Entwickler hinter Origins mehr gemacht haben als das bisherige Konzept zu adaptieren und hier und da ein bisschen anzupassen. Wir haben uns daher den potenziellen Blockbuster von Ubisoft geschnappt und erklären euch im Detail, was der neue Ableger tatsächlich so anders macht und warum sich Origins nicht so anfühlt, wie die bisherigen „Assassin’s Creed“-Teile des französischen Spieleherstellers.

Langsam gehen uns die Hände aus, wenn es ums Nachzählen der bisherigen Teile des „Assassin’s Creed“-Franchise geht. Mittlerweile hat es uns unter anderem in spannende Zeitalter wie das industrielle England oder die amerikanische Revolution verschlagen. Rein geschichtlich haben sich alle Teile (nehmen wir die Ezio-Trilogie raus) stets deutlich unterschieden, dennoch hat sich das Gameplay im Kern immer nur sehr spärlich weiterentwickelt. Wer den ersten Teil aus dem Jahr 2007 gezockt hat, wird beispielsweise auch problemlos in das Kampfsystem aus Black Flag reinfinden.

Nun hat der französische Spielehersteller Ubisoft im letzten Jahr bekannt gegeben, dass ein Gap Year genau diesen Umstand ausmerzen soll, nachdem viele Stimmen in der Community laut geworden waren, dass das Franchise nur noch ausgeschlachtet werde. Es war das symbolische Versprechen eines Spieleentwicklers dafür, dass es mit dem kommenden Teil Assassin’s Creed: Origins besser wird und dass das gesamte Franchise wieder in eine richtige Richtung gelenkt werden soll.

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Aber erst einmal zum Anfang (welch Wortwitz!), denn wir bewegen uns geschichtlich weit in die Vergangenheit zurück. Während Assassin’s Creed: Syndicate noch unter anderem im Ersten Weltkrieg gespielt hat, ordnen wir uns nun geschichtlich noch weit vor dem ersten Ableger ein, nämlich zur „Glanzzeit“ des alten Ägyptens. Bisherige Trailer wie der „Game of Power“-Trailer von der gamescom erzählen die Geschichte von Bayek, wie er sich in einem komplexen politischen Spiel wiederfindet – gefangen zwischen großen Persönlichkeiten wie Kleopatra, ihrem jüngeren Brüder Ptolemaios und dem großen Taktiker Caesar. Auch wenn hinsichtlich der Story nicht viel bekannt ist, wissen wir, dass sich der gesamte Hauptstrang in Richtung der Entstehung der Assassinenbruderschaft entwickeln wird. Gerüchten zufolge könnte Bayek uns sogar noch über Origins hinaus als Charakter erhalten bleiben

Das allgemeine Spielprinzip im detailverliebten Ägypten

Schon von der ersten Spielminute an existiert dieses wunderbare Gefühl, dass die Anfänge der Assassinen im (faszinierenden) alten Ägypten erzählt werden. Bereits die auf der gamescom gezeigte Demo vermittelt optisch eine wirklich beeindruckende Atmosphäre, was unter anderem auch durch die Verwendung heller Farben realisiert wird – zum Release im Winter erwartet uns daher ein entsprechend schönes Wärmegefühl beim Zocken.

Gehen wir an dieser Stelle von keinerlei Downgrades zum Release aus, so könnte uns mit Assassin’s Creed: Origins eines der detailreichsten Werke der heutigen Zeit erwarten. Selbst derart kleine Dinge wie Kleidung und traditionelle Aspekte vermitteln dem Spieler den Eindruck, dass hier bei der Recherche wirklich alles rausgeholt wurde. Hinsichtlich der Tatsache, dass zur vorliegenden Epoche keineswegs so viele Materialen wie für Syndicate bereitstanden, kann hier wirklich von überzeugender Arbeit geredet werden.

Rein spieltechnisch bleibt sich Ubisoft, wie viele andere Spielehersteller, weiterhin treu: Neben einer Hauptgeschichte, die in den dazugehörigen Hauptmissionen erzählt wird, haben wir die Möglichkeit unzählige Nebenmissionen zu absolvieren. Schon bei Assassin’s Creed: Syndicate wurde damit begonnen Nebenmissionen nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ aufzuziehen. Sie erzählen unter anderem eine eigenständige Geschichte, die auch zur Hauptgeschichte beitragen können und nicht nur als pure Lückenfüller agieren. Ob Ubisoft dieser Linie über das gesamte Spiel hinweg treu bleiben kann, wird sich aber wohl erst zum Release zeigen.

Zieht man andere Aussagen des Spielherstellers hinzu, könnte uns dahin gehend aber ein wahres Fest an Spielinhalten erwarten. Zumindest was die Kartengröße angeht, soll Origins alle bisherigen Teile des Franchises in den Schatten stellen, wobei sich hier die Frage stellt, wie viel trockene Wüste beziehungsweise tatsächlicher Inhalt uns hier wirklich erwartet. Wir sagen nur: Weniger ist manchmal mehr.

Richtig Retro – Adler statt Adlerauge

Auch im Detail glänzt das Gameplay mit weiteren Details, die ein stimmiges Gesamtbild ergeben. Beispielsweise fällt früh auf, dass das allseits bekannte Adlerauge nicht verfügbar ist und durch einen richtigen Adler ersetzt wurde, was in sich gesehen eine gute Referenz dafür ist, dass wir die Anfänge der Bruderschaft miterleben.

Des Weiteren präsentiert sich der Adler als ein wertvoller Unterstützer für Bayek, der sowohl für Entdeckungen, als auch für Kämpfe intelligent genutzt werden kann – dennoch referenziert die Implementierung des Adlers unweigerlich an bisherige Ableger der „Far Cry“-Reihe von Ubisoft, wo es bereits gang und gebe war, tierische Helfer auf diese Art und Weise zu nutzen. Es wirkt im Hinterkopf doch irgendwie so, dass diese Spielentscheidung getroffen wurde, weil der halbwegs fertige Code bereits woanders verwendet wurde – selbst wenn die Verwendung eines Alders (hinsichtlich des Adlerauges) tatsächlich Sinn macht.

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Darüber hinaus wirbt Assassin’s Creed: Origins mit einem neuen Talentsystem, mit dem das Gameplay über Missionen hinweg immer kreativer beziehungsweise einfacher zu meistern sein soll. Im Rahmen der gamescom durften wir zwar in besagtes System reinschnuppern – insgesamt hat es aber nicht wirklich dafür gereicht, um eine Aussage darüber treffen zu können, ob die Einführung solcher Talente wirklich Sinn macht. Auf dem Papier wirkt die Idee auf jeden Fall gut, jedoch muss sich erst in einem längeren Test zeigen, ob ein solches System im Assassin’s Creed Universum wirklich effektiv Platz findet.

Das Kampfsystem: Sterben vorprogrammiert

Ganz am Anfang der Vorschau haben wir davon gesprochen, dass Assassin’s Creed: Origins tatsächlich neue Wege einschlägt und Ubisoft drauf und dran ist sein Versprechen hinsichtlich neuer innovativer Wege einzuhalten. Besagte Neuerungen waren im bisherigen Text rar, finden sich aber insbesondere im neuen Kampfsystem wieder.

Vorbei sind die Tage, an denen Assassinen bedenkenlos in geschützte Areale laufen konnten und dort wahre Massenabschlachtungen veranstaltet haben. Bereits in Unity und Syndicate wurde der Schwierigkeitsgrad künstlich nach oben geschraubt, indem Kämpfe in wahre Shooter verwandelt wurden – wie sonst soll man erklären, dass Arno selbst aus weitester Distanz mit drei Schüssen zu Boden gerungen wurde?

Was vorher ziemlich künstlich realisiert wurde, ist nun pure Realität: die Kämpfe in Assassin’s Creed: Origins sind mit großem Abstand deutlich anspruchsvoller, als in den bisherigen Ablegern der Reihe. Neben leichten und schweren Angriffen muss der Spieler während des Kampfes manuell zwischen Schwert und Schild wechseln, wenn er sowohl Angreifen als auch Verteidigen will. Das wird insbesondere dann problematisch, wenn zwei Gegner gleichzeitig angreifen – was zu Zeiten von Assassin’s Creed III relativ simpel durch einen Block abgebrochen werden konnte, muss nun vom Spieler manuell gemeistert werden. Parieren fiel uns in der ersten Spielstunde ebenfalls deutlich schwerer und wird von den Spielern einiges an Training abverlangen, bis dieses problemlos im Kampf verwendet werden kann.

Aus diesem deutlich erschwerten Kampfsystem ergibt sich auch ein komplett anderes Gameplay. Ubisoft nutzt diese Gelegenheit um einen Kritikpunkt anzusprechen, der schon gefühlt seit Assassin’s Creed: Black Flag durch die Community geht, nämlich fehlender „Assassinen-Flair“.

Besonders wenn Bayek schwerere Regionen betritt, ist ein blindes Reinlaufen in die Menge ein starker Garant dafür, dass entweder ziemlich schnell das Zeitliche gesegnet wird oder der Spieler zumindest ebenso schnell die Flucht ergreifen muss. Wer die Gegend aber im Vorfeld erkundet, sich mögliche Wege auskundschaftet und dann gezielte Schleichwege einschlägt, wird an sein Ziel kommen. Unterm Strich dauert eine solche Vorgehensweise selbstverständlich deutlich länger, entspricht aber genau jenem Stil, den man einem Assassinen auch zutrauen würde. Das verdeutlicht erneut den Willen von Ubisoft sich der Kritik der Community anzunehmen und Assassin's Creed weiterzuentwickeln.

Steuerung und Technik: „Bayek, spring bitte einfach nach unten!“

Von der technischen Seite her signalisiert Origins leider, dass noch ein bisschen Luft nach oben ist. Von der Darstellung her wusste der kommende Ableger aber auf jeden Fall zu überzeugen: Das alte Ägypten sah nicht nur beeindruckend aus, sondern lief auch flüssig auf den verwendeten Plattformen während der gamescom. Besonders all diejenigen, die sich Origins für den PC holen wollen, dürfen sich auf ein grafisches Meisterwerk freuen – natürlich nur unter Vorbehalt, dass Ubisoft im Nachgang nicht noch mit der Downgradeschere an das Produkt herangeht.

Problematisch war vielmehr die teils hakelige Steuerung von Origins. Selbstverständlich wissen wir als Journalist und Tester, dass es sich bei der gezeigten Demo keineswegs um eine finale Version des Produkts handelt – dennoch sind uns an manchen Stellen eine wirklich unpräzise Steuerung samt problematischer Kameraführung aufgefallen. Während das Thema Steuerung bei Kämpfen eigentlich keine Probleme macht, fiel diese insbesondere bei Parcours- und Kletterpassagen auf, wo Bayek an kleinen Ecken hingen blieb und manchmal nicht das machen wollte, was wir eigentlich im Sinn hatten. Bis zum Release bleibt dies unser Hauptkritikpunkt, denn was bringt eine gigantische Karte, wenn sich der Spieler regelmäßig über unpräzise Bewegung ärgern muss?

Unser vorzeitiges Fazit: Ubisoft, übernehmt euch bitte nicht!

Hinsichtlich der Marketingstrategie der französischen Kollegen müsste uns Assassin’s Creed mit einer schier unendlichen Welle an Inhalten überschwemmen. In unserer Vorschau bisher überhaupt nicht erwähnt sind bekannte Aspekte wie Pyramidenbesuche, riesige bestialische Schlangen, Arenakämpfe, Wüstentouren und vieles mehr. Als Fan bleibt dieser Eindruck, dass Ubisoft mit Origins alle Kritiker auf einmal zum Verstummen bringen möchte und sich rein inhaltlich womöglich sogar etwas übernimmt.

Doch aus der Vergangenheit haben wir bereits gelernt, dass weniger manchmal einfach mehr ist, und was wir auf der gamescom gesehen haben, war bereits mehr als überzeugend. Es wäre eine Schande und ein wahrer Fauxpas, wenn sich nach Veröffentlichung dann herausstellen müsste, dass all die positiven Aspekte von unfertigen Features überschattet werden, nur weil auf „Hau drauf“ ein bombastisches Spiel veröffentlicht werden sollte. Ubisoft hat die technischen Probleme bei Unity bis heute nicht komplett verkraftet und könnte sich dahin gehend selber einen Strick drehen, wenn sich die Katastrophe wiederholt.

Dennoch freuen wir uns auf den Release von Assassin’s Creed: Origins am 27. Oktober 2017, denn die Demo auf der gamescom wusste mehr als zu überzeugen und wir sind uns sicher, dass, wenn Ubisoft die technischen Probleme in den Griff bekommt, ein wahrer Blockbuster auf uns zu kommt – hoffen wir gemeinsam das Beste!

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