Wir haben uns unzählige Nächte um die Ohren geschlagen und sind über 30 Stunden durch das antike Ägypten gelaufen, geklettert und geritten. Haben gekämpft, gerätselt und gestaunt, um festzustellen dass Ubisoft Montreal mit Assassin’s Creed: Origins den bisher besten Teil der Serie veröffentlicht hat. Für alle Fans der Reihe ein absoluter Pflichtkauf, für Rollenspiel- und Action-Adventure-Fans mit einem Faible für Ägypten ebenfalls.
Auf den Spuren der alten Pharaonen
Was haben wir innerhalb der Assassin’s Creed-Reihe nicht schon alles durchgemacht? Im ersten Ableger haben wir als Altair miterlebt, wie der Dritte Kreuzzug das Heilige Land zerriss, spielten in Black Flag während des Goldenen Zeitalters der Piraterie den britischen Piraten Edward Kenway, erfuhren als Arno Victor Dorian die Schrecken der Französischen Revolution von 1789 bis 1799 am eigenen Leib und schlüpften schließlich in die Rolle der beiden Geschwister Jacob und Evie Frye im viktorianischen London. Im Hintergrund hielt dabei der multinationale Konzern Abstergo Industries die Fäden fest in der Hand.
Nach Assassin’s Creed: Syndicate wagt sich Black Flag-Entwickler Ubisoft Montreal mit Assassin’s Creed: Origins nun an ein eher seltener genutztes Setting und schickt den Spieler in das alte Pharaonenreich im ptolemäischen Ägypten. Die Handlung spielt dabei rund 49 v. Chr. und lässt den Spieler in die Rolle des Protagonisten Bayek von Siwa schlüpfen. Bayek dient eigentlich als sogenannter Medjai dem Pharao, sieht sich selber aber eher als Beschützer und Diener des ägyptischen Volkes.
Eingangs der Handlung bekommen wir Bayeks Motivation für die rund 30-stündige Story präsentiert – Rache. Gemeinsam mit seiner Frau Aya hat er dem Verlangen nach Vergeltung schon lange nachgegeben und es sich zur Lebensaufgabe gemacht die Drahtzieher für diese Tat ausfindig zu machen.
Es handelt sich also serientypisch um einen Rachefeldzug, der nach und nach aber immer komplexere Züge annimmt und sich zunehmend schwieriger gestaltet, als zu Beginn noch angenommen. Denn es ist eben nicht damit getan eine Zielperson aus dem Leben zu befördern. Schließlich befindet sich ganz Ägypten in Aufruhr und Bayek bekommt es mit immer mächtigeren sowie gefährlicheren Feinden zu tun. Auch Kleopatra und Caesar bekommen wir im Laufe der Handlung zu Gesicht. Außerdem stellt sich für Bayek immer wieder die eine Frage, ob Rache wirklich die Lösung für alle Probleme darstellt. Es bleibt jedenfalls fraglich, ob sich dadurch wirklicher Seelenfrieden erreichen lässt.
Bayek, der Medjai von Siwa
Nachdem wir in den vorherigen Ablegern bereits zahlreiche Protagonisten gesteuert haben, geht es nun also mit Bayek durchs antike Ägypten. Streng genommen spielen wir in Origins aber gar keinen Assassinen, sondern einen Mann der sich neben Rache auch der Ideologie einer besseren sowie gerechteren Welt verschrieben hat und von dieser Idee besessen zu sein scheint. Da lässt auch die Gründung der Bruderschaft, wie der Beiname „Origins“ im Vorfeld bereits vermuten ließ, nicht mehr lange auf sich warten. Für Assassin’s Creed-Fans ist der aktuelle Ableger alleine durch die angedeutete Entstehungsgeschichte also bereits ein Pflichtkauf.
Trotzdem fällt es dem Titel zu Beginn noch ein wenig schwer, Bayek als sympathischen oder zumindest nachvollziehbaren Charakter darzustellen. Im Laufe der Handlung erfahren wir aber mehr über seine Vergangenheit, seine Motivation und verstehen Schritt für Schritt seine Sichtweise. Die erzählte Handlung, aber auch die Nebenmissionen werden hauptsächlich in aufwändig inszenierten Zwischensequenzen erzählt. Vor allem gegen Ende zieht der Spannungsbogen noch einmal ordentlich an und präsentiert und beeindruckende Bilder.
-Zur nächsten Seite-
Ägypten aus der Vogelperspektive
Doch bevor Bayek seinen Rachegelüsten nachkommen kann, gilt es stärker zu werden und ein waschechter Meuchelmörder zu werden. Zu Beginn der Handlung reist der Medjai zurück in sein Heimatdort Siwa und muss feststellen, dass sich dort viele Dinge verändert haben und die Bevölkerung notleidet. Es gilt also keine Zeit zu verlieren und das Training aufzunehmen.
So werden wir in der ersten halben Stunde mit unseren Waffen und Gadgets vertraut gemacht, die Bayeks Leben zukünftig einfacher gestalten sollen. Beispielshalber steht uns Adler Senu zur Verfügung, der jederzeit aus der Vogelperspektive Gegner, Schätze, Tiere oder Ressourcen markieren kann und damit unsere Übersicht dramatisch verbessert. Bevor wir Missionsgebiete erreichen, weist uns das Spiel daraufhin hin, dass der Einsatz unserer lebendigen Drohne sinnvoll ist. Und tatsächlich erweist sich Senu als unser wichtigstes Werkzeug für den Erfolg. Schnell erblicken wir die Zielperson, lassen diese vom Spiel automatisch markieren, verschaffen uns einen Überblick über alle Wachen in der Nähe und schreiten schließlich zur Tat.
Das Kredo der Assassinen
Nun sind wir genau bei dem Kernelement der Assassin’s Creed-Reihe angekommen – das lautlose Meucheln. Nach einigen ersten Missionen erhalten wir die bekannte versteckte Assassinen-Klinge, für die allerdings ein Finger geopfert werden muss. Damit lassen sich Gegner einfach und vor allem lautlos ausschalten, was auch in Origins immer wieder eine diebische Freude bereitet.
Wir klettern, sprinten und springen über die Mauern der antiken Festungen und schalten einen Gegner nach dem anderen aus, bis die Zielperson erreichbar ist und nicht mehr allzu stark bewacht wird. Natürlich dürfen wir auch weniger subtil vorgehen, bekommen dann aber des Öfteren große Probleme die Zielperson überhaupt noch lebendig zu erreichen. Außerdem entzünden flinke Soldaten liebend gerne Signalfeuer, um Verstärkung zu alarmieren. Spätestens dann haben wir bei der Mission versagt und bekommen echte Probleme. Aber genau aus diesen Schleichpassagen besteht noch immer der Reiß der Serie, der zu starkem Herzklopfen und kalten zittrigen Händen führt. Ist die Zielperson schließlich ausgeschaltet, können wir endlich glücklich durchatmen und den nächsten Attentat planen.
-Zur nächsten Seite-
Ein virtueller Museumsrundgang durchs antike Ägypten
Doch Assassin’s Creed: Origins ist weitaus umfangreicher und abwechslungsreicher, als alle vorherigen Teile und lässt euch nie zuvor gekannte Freiheiten innerhalb der Serie. Alleine die Spielwelt ist größer, als je zuvor und erstreckt sich von Siwa über Memphis bis hin zur antiken Stadt Alexandria mit seiner riesigen Bibliothek und dem berühmtem Pharos-Leuchtturm, der zu den sieben Weltwundern der Antike zählt. Als wir das erste Mal in der Ferne und für uns noch unerreichbar die Pyramiden von Gizeh erblickten, fühlten wir uns tatsächlich in der Zeit zurückversetzt. Besonders Spieler, die sich ein wenig für die Geschichte des alten Ägyptens interessieren, erwartet in Origins ein regelrechter Museumsrundgang.
Von der großen Sphinx von Gizeh bis zur berühmten Knickpyramide in Dahschur, lassen sich sämtliche bekannte Bauwerke und Städte nach Herzenslust erkunden. Interessant ist zudem, wie es die Entwickler geschafft haben beispielhalber die Cheops-Pyramide so zu rekonstruieren, wie sie damals wohl ausgesehen hat. Natürlich dürfen da auch entsprechende Grabkammern nicht fehlen, die lohnende Schätze versprechen oder die eine oder andere Quest beherbergen – ein wahres Fest für Abenteurer.
Bayek der Mauerflieger
Bei dem Parkour-System haben die Entwickler auf das gleiche Prinzip wie bei Black Flag zurückgegriffen, wodurch wir durch nur eine einzige Taste an Wänden hochklettern und über Abgründe springen – fast vollautomatisch. Das geht zwar meist unkompliziert und schnell von der Hand, ist aber auch ein wenig unpräzise. Wir sind des Öfteren ins Leere gesprungen, obwohl das nicht geplant war. Insgesamt ist es für den Spielfluss zwar gut, dass Bayek so flink klettern kann, allerdings schwebt er teilweise schon an Gebäuden empor, aber wir reden ja auch noch immer von einem Spiel.
Durch die klasse Musikuntermalung wird die ägyptische Atmosphäre noch verstärkt, selbst im verregneten Herbst hatten wir immer wieder das Gefühl durch die sengend heiße Wüste zu laufen. Auch die deutsche Synchronisation, vor allem die Stimme von Bayek kann sich wirklich hören lassen. Durchweg machen alle Sprecher einen tollen Job, auch wenn einige Kinder, wie gewohnt von der Reihe, klar von Erwachsenen gesprochen werden. Dadurch geht leider ein wenig Glaubhaftigkeit für die Spielwelt verloren.
Von Mumien und Grabkammern
Solltet ihr eine Pause von der Handlung einlegen oder euren Helden für weitere Missionen wappnen wollen, empfiehlt es sich die überall in der Spielwelt verteilten Nebenmissionen anzugehen. Oft versprechen diese neben wichtigen Erfahrungspunkten eine gute Bezahlung und weitere lohnende Gegenstände. Zwar gibt es auch immer mal wieder Aufgaben, die keinen Preis für Innovation erhalten würden und euch das zehnte Banditennest ausräuchern lassen, doch an Abwechslung fehlt es trotzdem nicht. Beispielshalber bekommen wir in Memphis die Aufgabe den Ursprung für den fürchterlichen Geruch ausfindig zu machen, der die Stadt umgibt und finden uns als Detektiv schließlich in einer unheimlichen Grabkammer samt unzähliger mumifizierter Ägypter wieder. Solche Missionen werden nach und nach immer komplexer und bringen uns nebenbei viele Dinge über das damalige Leben bei. Besonders cool sind aber die Quests, die einen Bezug zu der Hauthandlung besitzen und uns mehr über Bayek erfahren lassen.
Spieler, die akribisch den Hauptmissionen folgen, werden von dem Spiel durch alle Regionen der riesigen Spielwelt gelotst. Allzu schnell solltet ihr dabei aber nicht vorgehen, denn jedes Gebiet ist für bestimmte Level ausgelegt. Unser Protagonist steigt durch gesammelte Erfahrungspunkte in diesem auf, erhält dafür Skillpunkte und kann stärkere Waffen sowie Schilde benutzen. Zwar lässt euch Origins zu jeder Zeit die Freiheit von Beginn an wirklich jedes Gebiet zu erkunden und dort beispielshalber Schätze zu suchen, sonderlich ratsam ist dies aber nicht. Denn in einem Gebiet mit Level 35-40 befinden sich entsprechend auch nur Gegner und Missionen mit diesem Rang.
Als Anfänger werdet ihr dort schon mit nur einem Schlag aus den antiken Latschen gehauen, ohne auch nur eine Chance zu haben – das kann schnell sehr frustrierend werden, also lieber wieder in einfachere Gebiete reisen. Auch eure versteckte Klinge hat ihre Grenze und kann höherstufige Gegner nicht direkt ausschalten. Wir müssen uns also bei Gegnern und Missionen immer an unserem derzeitigen Level orientieren. Wir haben uns bei unserem Test zwar nicht immer daran gehalten und so auch einige Missionen erledigt, die deutlich über unserer Stufe lagen, das funktioniert aber nicht immer. Solltet ihr inmitten einer Missionen feststellen, dass diese einfach zu schwer ist, könnt ihr die Aufgabe aber auch abbrechen und den letzten Checkpoint laden.
Ab und an dürfen wir zudem Bayeks Frau Aya steuern, die zumeist auf hoher See unterwegs ist und ein Schiff samt zahlreicher Crew kommandiert. Hier haben die Entwickler kurzerhand das System von Black Flag übernommen und sorgen damit für eine ordentliche Prise Abwechslung. Wir hätten uns aber gewünscht, dass wir mehr Zeit mit Aya verbringen können, denn während Bayek meist ein wenig wortkarg wirkt, ist die junge Frau deutlich interessanter gezeichnet.
-Zur nächsten Seite-
Die Suchtspirale
Neben immer besseren Waffen und Schilden, die sich in Truhen und bei besiegten Gegnern finden lassen oder euch für erfolgreich abgeschlossene Quest übergeben werden, kann Bayek seine Ausrüstungsgegenstände wie den Köcher für Pfeile oder die versteckte Klinge verbessern. Damit erweitert ihr das Kontingent für Pfeile, steigert eure Gesundheit oder erhöhte den Schaden, den ihr austeilt. Hier kommt das Crafting-System zu tragen, das in Origins allerdings nicht sonderlich komplex ausfällt. Benötigt wird zum Beispiel eine bestimmte Anzahl an Fellen, die ihr von erlegten Tieren erhaltet. Damit lässt sich eure Ausrüstung in mehreren Stufen ausbauen und verbessern.
Waffen lassen sich bei einem Schmied ebenfalls verbessern und auf eure momentane Stufe bringen – das nötige Kleingeld natürlich vorausgesetzt. Erhaltene Waffen und andere Gegenstände könnt ihr natürlich im Umkehrschluss verkaufen, um euren Geldbeutel wieder zu füllen. Das Prinzip ist zwar einfach, wirkt aber nicht nur sehr durchdacht, sondern motiviert auch ungemein. Wir haben uns jedes Mal gefreut, wenn wir eine noch stärkere Waffe erhalten haben, um Gegnern noch effektiver auf die Rübe zu hauen. Durch die besser werdende Ausrüstung und das stetig steigende Level, fühlen wir uns zudem regelmäßig stärker, können gefährlichere Gebiete betreten und uns an Aufgaben trauen, die vor wenigen Stunden noch undenkbar waren. Jedoch fühlt es sich auch immer ein klein wenig unnatürlich an, wenn wir durch nur zwei Levelaufstiege und eine etwas bessere Waffe plötzlich Gegner ohne Probleme verprügeln können, die uns zuvor noch mit nur einem Schlag auf den Boden geschickt haben.
Das Herzstück von Origins
Neben dem Setting handelt es sich bei dem Kampfsystem um die größte Neuerung in Origins. Vorbei sind die Zeiten, in denen wir Gegner durch gut gezielte Konterangriffe nahezu ohne Probleme besiegt haben. Nun können wir zwischen verschiedenen Waffentypen mit unterschiedlichen Eigenschaften wählen. Mit einer Doppelklinge können wir schneller auf Gegner einschlagen, besitzen aber keinen Schild und zudem keine sonderlich große Reichweite. Mit einem Schwert und einem Schild sind wir der Allrounder und können Schläge parieren, sowie Pfeile abwehren. Mit einer Lanze haben wir eine deutlich höhere Reichweite und können es auch mit mehreren Feinde aufnehmen. Besonders viel Schaden teilt ihr mit einer Keule aus, allerdings schlagt ihr sehr langsam zu und gebt währenddessen ein gutes Ziel ab.
Bei allen Waffentypen gilt es aber in Bewegung zu bleiben, geschickt auszuweichen und zu versuchen hinter einen Gegner zu gelangen, um deutlich mehr Schaden anzurichten. Nach und nach füllt sich außerdem die Adrenalinanzeige, wodurch sich besonders starke Attacken starten lassen. Schließlich empfiehlt es sich eine Mischung aus Nah- und Fernkampf zu finden, um auch weiter entfernte Gegner auszuschalten.
-Zur nächsten Seite-
Level für Level
Durch Levelaufstiege erhaltet ihr in Origins regelmäßig Skillpunkte, die in drei unterschiedlichen Sektionen verteilt werden können. Ihr könnt neue aktive wie passive Fertigkeiten im Kampf erlernen, eure Bogen- und Schleich-Fähigkeiten optimieren oder in einige mehr oder weniger sinnvolle Gadgets investieren. Hier habt ihr zum Beispiel die Wahl Tiere wie Krokodile oder Löwen zu zähmen. Besonders sinnvoll sind aber die Kampf-, gefolgt von den Schleichfertigkeiten. Solltet ihr es im Spiel aber nicht allzu eilig haben und zahlreiche Nebenmissionen erfüllen, erhaltet ihr genügend Punkte, um jede gewünschte Fertigkeit freizuschalten.
Die dumme, clevere KI
Insgesamt gibt es drei verschiedene Schwierigkeitsgrade in Origins, wobei bereits der mittlere bei einigen Missionen (abhängig von der jeweiligen Stufe eures Charakters) eine ordentliche Herausforderung darstellt. Den Schwierigkeitsgrad könnt ihr aber zu jeder Zeit in den Optionen anpassen. Zumeist sind die Kämpfe wirklich fordernd und verlangen von euch, dass ihr das Kampfsystem verinnerlicht habt und eure Gadgets clever einsetzt. Während Gegner sehr gut austeilen können, offensichtlich eine Menge Zielwasser getrunken hat und mit dem Bogen fast immer zielsicher ins Schwarze treffen, gelangt die KI ähnlich wie in Far Cry oder Ghost Recon: Wildlands schnell an ihre Grenzen. Sitzen wir beispielshalber vor einem Palast im hohen Gras, nur einen Meter von den Torwachen entfernt und locken diese durch Pfeifen zu uns, laufen die Soldaten der Reihe nach in ihr Verderben. Zwar können wir die Körper von ausgeschalteten Soldaten aufheben und verschwinden lassen, sonderlich viel Notiz nehmen die Kollegen von den reglosen Köpern aber meist nicht. Alarm wird eigentlich nur dann geschlagen, wenn wir uns klar zu erkennen geben.
Immer mehr Rollenspiel-Feeling
Tatsächlich fühlt sich Assassin’s Creed: Origins in weiten Teilen wie ein Rollenspiel an. Zwar sind die Quests noch meilenweit von der Qualität eines The Witcher 3 oder Elex entfernt, gestalten sich aber deutlich abwechslungsreicher, als in den vorherigen Teilen. Zudem hat Ubisoft Montreal es geschafft die Welt zu sinnvoll zu füllen und lebendig zu gestalten – an fast jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken. Und wenn wir nur ein weiteres Bauwerk emporklettern, um die Welt zu synchronisieren und anschließend per Todessprung in dem zufällig jedes Mal unter uns befindlichen Holzkarren, Blätterhaufen oder Fluss zu landen.
So ganz kann sich aber auch Origins nicht von der oftmals kritisierten Ubisoft-Formel lösen. Viele Elemente sind aus vorherigen Spielen übernommen worden und sorgen für einen gelegentlichen etwas bitteren Beigeschmack. Es lassen sich ähnlich wie in Far Cry Primal Tiere zähmen, damit diese Bayek in einer Notsituation zur Seite stehen, Adler Siwa erinnert an die Eule, die in Primal ebenfalls als Erkunder dient und immer wieder müssen wir Festungen erobern. Das macht zwar Spaß, aber nach der zehnten Festung kommt unweigerlich der Gedanke auf, dass man auch hier einige Änderungen hätte mit einfließen lassen können.
Zurück in die Gegenwart
Ungewollt in den Titel gezwängt wirken ein weiteres Mal die kurzen Passagen in der Gegenwart. Hier spielen wir Layla, die in einer Höhle in Ägypten kurzerhand einen mobilen Animus gebaut und Bayek angezapft hat, um in sein Leben einzutauchen. Hier erfahren wir durch ihren Laptop zwar viele interessante Dinge über Abstergo, Bayek und den Animus, im Grunde hätten diese Abschnitte aber auch einfach über Bord geworfen werden können, weil sie sonst kaum einen Mehrwert bieten. Im Gegenteil, die Passagen in der Gegenwart reißen vielmehr aus der sonst so detaillierten und lebendigen Welt und hinterlassen einen Spieler, der wieder zurück ins antike Ägypten will. Das ist wirklich schade, weil der sonst schon sehr gute Titel auf diese Weise noch deutlich mehr Tiefe hätte verliehen bekommen können. Hingegen scheinen die Entwickler ein wenig ratlos zu sein, wie man den Animus sinnvoll in das Setting einbinden kann.
-Zur nächsten Seite-
Technik und Fehler
Grobe Bugs oder Fehler haben wir in dieser Form nur einmal gegen Ende zu Gesicht bekommen. Hier spawnte ein Gegner mehrere Male auf der anderen Seite eines Holzwalls, während wir innen eingesperrt waren und deshalb nicht kämpfen konnten. Hier half lediglich das Laden des Speicherstands.
Ab und an verhalten sich außerdem die Bürger ein wenig eigenartig und flitzen auf ihren Pferden durch die Städte, nur um in irgendwelchen Sackgassen hängen zu bleiben oder andere Mitbürgern umzureiten.
Wir haben die PlayStation 4-Version getestet, wodurch der Titel vor allem mit deutlich längeren Ladezeiten zu kämpfen hat. Wenn wir uns mit Adler Siwa weiter von Bayek am Boden entfernen und anschließend wieder zu unserem Charakter wechseln möchten, bekommen wir es ebenfalls mit Ladezeiten zu tun, die es auf dem PC so nicht gibt. Nervig sind die sehr langen Pausen, wenn wir von den Gegenwart-Passagen zurück nach Ägypten wechseln. Aber auch hier gilt, dass ein moderner PC diese Ladezeiten deutlich minimiert.
Insgesamt ist die Grafik aber auf dem PC, genau wie auf der PS4 und Xbox One eine wahre Augenweide und lässt uns immer wieder an Ort und Stelle verweilen und in die Ferne blicken. Ab und an gibt es zwar einige Klon-NPCs und matschige Texturen, die auf der PS4 zu spät nachgeladen werden, der Gesamteindruck der Grafikkulisse ist aber wirklich beeindruckend und wirkt wie aus einem Guss.
Die Sache mit den Lootboxen
Ein lange im Vorfeld diskutiertes Thema sind die Lootboxen in Assassin’s Creed: Origins. Wir können schon an dieser Stelle Entwarnung geben und euch versichern, dass wir in den rund 30 Stunden, die wir gespielt haben, nur einmal im Ingame-Shop waren, um uns einen Überblick zu verschaffen. Wir haben aber zu keiner Zeit mit dem Gedanken gespielt echtes Geld auszugeben.
Während die sogenannten Heka-Truhen ausschließlich über die Ingame-Währung erworben werden können, könnt ihr euch aber auch Zeitersparnisse erkaufen und erhaltet dafür Ingame-Geld, Übersichtskarten aller Geheimnisse, Ressourcen für die Verbesserung eurer Ausrüstung etc.
Solltet ihr plötzlich den Wunsch verspüren auf einem Einhorn durch Ägypten reiten zu wollen, könnt ihr euch im Shop ein entsprechendes Reittier kaufen – das ist ganz euch überlassen, beschert euch aber keinen Vorteil im Spiel. Die stärksten Waffen, Outfits und Gadgets erhaltet ihr alle kostenlos im Spiel.
Im Grunde verfügt Origins also über ein sehr faires Freischaltsystem, das im Vorfeld viel Kritik hat einstecken müssen. Daran ist Ubisoft aber zum Teil auch selber schuld, weil beispielshalber bei einem Assassin’s Creed: Unity einige Kisten innerhalb der Spielwelt nur durch Echtgeld geöffnet werden konnten. Falsch ist es aber den Titel direkt zu verurteilen, das Origins das einfach nicht gerecht wird.