Bei Ubisoft herrschte offenbar Uneinigkeit darüber, welches Geschlecht der Protagonist von Assassin’s Creed Valhalla haben sollte. Offenbar tendierte die Mehrheit des Entwicklungsteams sogar dazu, Eivor als ausschließlich weibliche Hauptfigur in das Rollenspiel einzuführen.
Wie ein einstiger Ubisoft-Illustrator namens Sebastian Dell’Aria in einem Post erklärt, wehrten sich allerdings die höheren Chefetagen gegen diese Entscheidung: Ein weiblicher Protagonist würde sich nicht so gut verkaufen.
Kein männlicher Protagonist, kein Assassin’s Creed Valhalla
Was ist passiert? Schon häufiger wurde darüber gesprochen, einen weiblichen Protagonisten für Assassin’s Creed einzuführen – und zwar gänzlich ohne männliches Pendant. Bei Odyssey war beispielsweise nur Kassandra angedacht, bis der Einwand des ehemaligen kreativen Leiters Serge Hascoët dazu führte, dass später doch noch Alexios als spielbarer Charakter hinzugenommen wurde.
Nun sprach Dell’Aria mit einigen Opfern, die von den sexuellen Belästigungen durch Creative Director Ashraf Ismail betroffen gewesen sein sollen. Diese machten gegenüber dem Illustrator, der auch für die Assassin’s Creed Symphony-Tour zuständig gewesen ist, ihrem Unmut Luft, dass sich das Unternehmen scheinbar lieber für Markting und Geld anstatt die kreative Freiheit der Entwickler entscheidet:
„Genau wie bei Syndicate, Origins und Odyssey war es der Wunsch der Entwickler, dass Valhalla eine weibliche Protagonistin besitzt. Ausschließlich. […] Die Entscheidungsträger haben sie daran gehindert und das Team gezwungen, eine männliche Version von Eivor aufzunehmen, da eine Frau allein sich nicht verkauft hätte, weshalb sie darauf bestanden, dass sich die Marketingkampagne auf einen männlichen Eivor hätte konzentrieren sollen.“
Eivor ist kein männlicher Name
Dass Eivor ursprünglich als weibliche Protagonistin geplant war, verrät grundsätzlich auch der Name der Hauptfigur. Eivor ist in skandinavischen Ländern nämlich explizit ein Frauenname und wird keineswegs für Männer verwendet. Nun sind jedoch beide Geschlechter spielbar. Sebastian Dell’Aria kritisiert die Änderung und antwortet auf einen Kommentar:
„Wir brauchen keine weiblichen Versionen von Männern. Frauen müssen nicht die weibliche Version erfolgreicher Männer sein. Wir brauchen neue Geschichten und neue Heldinnen.“
Kanon soll auf beide Geschlechter ausgelegt sein
Der Erzähldirektor von Assassins Creed Valhalla Darby McDevitt dagegen bekräftigte auf Reddit noch einmal, dass die Geschichte von „Assassin’s Creed Valhalla“ von Anfang an sowohl für Frauen als auch für Männer konzipiert gewesen sei.
Laut ihm wird man beim Spielen bemerken, dass ein kurzfristiges Hinzufügen des männlichen Eivor nicht möglich gewesen wäre und hart daran gearbeitet wurde, sicherzustellen, dass die Charakterwahl dem Spielgeschehen gerecht wird.
McDevitt verneint allerdings auch nicht vollends, dass Dell’Arias Aussagen der Wahrheit entsprechen und benutzt deshalb die Beschreibung „nicht ganz richtig“. Was genau hinter den Kulissen abgelaufen ist, bleibt wohl vorerst also noch unklar. Es sei denn es melden sich einige der Entwickler noch einmal öffentlich, um die Vorwürfe zu bestätigen oder zu entkräftigen.