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Asura’s Wrath: Ein zorniger Halbgott, Cliffhanger und Dampfbäder

Zwar kündigte Capcom an, dass man sich in Zukunft näher an den westlichen Markt anpassen wolle und lässt sogar den neuesten Devil May Cry-Ableger vom britischen Entwickler Ninja Theory anfertigen, aber keine Minute nach Beginn der Präsentation ist unmissverständlich klar: Asura's Wrath ist ein typisch japanisches Spiel von einem japanischen Entwickler über japanische Mythologie für eine japanische oder zumindest japanophile Zielgruppe.

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Asura ist mächtig wütend. Warum, das weiß er selbst nicht ganz so genau, denn Entwickler CyberConnect2 (u.a. die .hack-Reihe und der Story Mode von SoulCalibur V) hat den Protagonisten mit Amnesie versehen, was mittlerweile unter vielen Hauptcharakteren der Fall zu sein scheint. Die Sticheleien seiner Gegner deuten jedoch an, dass es etwas mit seiner Tochter zu tun hat, die von seinen Feinden gegen ihren Willen für düstere Pläne benutzt wird. Asura ist ein Halbgott, der einige Jahrtausende in der Unterwelt verbringen musste und nun ins Diesseits zurückkehrt. Als wäre das noch nicht genug, wird er auch noch zu Unrecht des Mordes an einer hochrangigen Gottheit beschuldigt. Damit haben wir auch schon genug Gründe zusammenbekommen, damit Asura die Angelegenheit in die eigenen Hände nimmt um herauszufinden, was zum Henker denn jetzt eigentlich Sache ist. Die Handlung ist in einzelne Episoden unterteilt, die insgesamt über einen Zeitraum von mehreren tausend Jahren spielen, was sich auch auf den Kampfstil des Protagonisten in der jeweiligen Epoche auswirken wird. Geradezu konventionell zeigt sich die Götter-Seifenoper beim Gameplay, bei dem Capcom großzügig bei den hauseigenen Serien God Hand und Devil May Cry gespickt hat.

Auch Asura kämpft sich durch Horden zahlloser Schergen und bildschirmfüllender Bossgegner, jedoch verzichtet er im Gegensatz zu Dämonenjäger Dante auf Schwerter oder Schusswaffen und vertraut lieber auf seine Fäuste, für weiter entfernt stehende Gegner kann er jedoch Energieprojektile aus seinen Handflächen abfeuern. Für Normalos greift ihr auf Schläge, Abwehr und Ausweichmoves zurück, richtig in Fahrt kommt das Spiel jedoch erst in den Bossfights, was wir gerne anhand des Duells gegen Obermotz Wyzen verdeutlichen möchten. In Phase 1 des Kampfes stürmen wir frontal auf den gigantischen Fettklops zu, wie in einem Railshooter müssen seinen Schüssen ausgewichen werden, während Asura seinerseits seinem Opponenten mit Dauerfeuer einheizt. Sobald die "Burst"-Leiste am oberen Bildschirm voll ist, beginnt eine Quick-Time-Sequenz, bei der Asura einen Angriff startet und unter dem Körper von Wyzen begraben wird, der danach auf den regungslosen Halbgott einprügelt. Nach ein paar Zornesschreien wird Asura zwar nicht zu einem Super-Saiyajin, dafür wachsen ihm vier zusätzliche Arme aus dem Rücken, mit denen er sich für Runde 2 bereit macht. Am Himmel erscheint ein riesiges Kanonenboot, dessen Torpedos ebenfalls per QTE zum Absender zurückgeschickt werden, um das Schlachtschiff anschließend in einer weiteren "Burst"-Sequenz zu versenken. Anschließend prügelt unser zorniger Halbgott Wyzen bis ins Weltall, woraufhin dieser auf planetare Größe anschwillt und – Fortsetzung folgt.

Nicht gleich ausschalten, geht gleich weiter!

Ähnlich den Werbeeinblendungen in Animes wird auch das Geschehen in Asura's Wrath mittendrin kurzzeitig unterbrochen, inklusive eingeblendeter Titelkarten. Tatsächlich sind diese Cliffhanger gar nicht mal so nervig, wenn man nicht einen knapp zehnminütigen Werbeblock unter die Nase gerieben bekommt und passen perfekt zu dem reichlich überzogenen Humor. Aber zurück zum Kampf. Wyzen schickt sich an Asura mit seinem Zeigefinger zu zerquetschen, was ihr natürlich erneut in einer weiteren QTE-Passage verhindern müsst. Mit viel Button Mashing und Gebrüll, versteht sich. Kombiniert mit den unfassbar abgedrehten Szenarien werden viele urkomische Situationen geschaffen. In Wortgefechten müsst ihr nicht wie in einem Wrestlingmatch erst den Trashtalk eures Gegners über euch ergehen lassen bevor es ans Eingemachte geht, ihr könnt auf Knopfdruck die Dinge beschleunigen und eurem Gegenüber eure Faust ins Gesicht drücken. Es dürfte an eine Meisterleistung grenzen sich ein Schmunzeln zu verkneifen, wenn man mit Asuras ehemaligen Lehrmeister in einem Mondkrater ums Überleben kämpft und gleichzeitig im Hintergrund die 9. Sinfonie e-Moll op. 95 Antonín Dvořáks läuft. Eine derart intensive Präsentation wird nur selten geboten.

Hin und wieder gibt es auch interaktive Zwischensequenzen, die vor Details nur so strotzen. Bei einem Bad in einer heißen Quelle könnt ihr beispielsweise reichlich Sake kippen oder der Bedienung ins Dekolleté linsen. Was der Duke kann, kann Asura schon lange. Solche Momente stehen im krassen Gegensatz zu der schweißtreibenden Action, die den Großteil der Spielzeit ausmachen wird. Leider muss man dabei anmerken, dass das Gameplay zu einem nicht unbeachtlichen Teil aus Button Mashing und Quick Time Events besteht, gerade die Bosskämpfe wirken etwas automatisiert. Das ist nun einmal der Preis, um eine derart atemberaubende Choreographie auf den Bildschirm zu zaubern. Verbesserungswürdig zeigt sich auch die Grafik der Hintergründe, die insgesamt etwas zu grob texturiert sind und damit im Kontrast zu den Chraktermodellen mit ihrer flexiblen Mimik stehen. Die Grafikengine erinnert stark an Street Fighter IV, passenderweise kann man in einem geplanten DLC gegen Serienaushängeschild Ryu antreten. Mehrspielermodi sind bis jetzt keine bekannt, Asura's Wrath wird also ein reines Solovergnügen. Ob ein solch eigenwilliger Mix überhaupt außerhalb Japans Beachtung geschenkt bekommt, wird sich beim Release zeigen müssen.

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