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Back 4 Blood: Die „Left 4 Dead“-Macher feiern ein spätes Revival – Preview

Heutzutage sind Zombie-Spiele ein alter Hut. Bedingt durch den frühen Hype um „The Walking Dead“ türmten sich über die Jahre die Zombie-Games und Modi zu einem stattlichen, wenngleich moderigen „Pile of the Undead“ auf. World War Z, DayZ und „Zombies“ aus Call of Duty kommen einem hier sicher zuerst in den Kopf, von „Resident Evil“ wollen wir an dieser Stelle erst gar nicht anfangen.

Seit Jahren jedoch dürsten Fans nach einer Fortsetzung zu „Left 4 Dead“. Der erste Teil erschien 2008 und wurde damals noch von Turtle Rock Studios im Auftrag von Valve entwickelt, ehe „Left 4 Dead 2“ nur ein Jahr komplett im Haus fertig gestellt wurde. Von einem letzten, durch die Community im Herbst 2020 angestoßenen Update mit neuen Maps und sogar einer Story-Kampagne abgesehen, herrschte seitdem tote Hose.

Bis auf einige halbgare Gerüchte gab es über lange Zeit kein Lebenszeichen zu „Left 4 Dead 3“. Und daran änderte sich auch bis heute nichts! Allerdings erscheint mit „Back 4 Blood“ am 22. Juni 2021 ein Zombie-Shooter für PC und Konsole, der nicht nur das Erbe des Klassikers fortführt, sondern obendrein auch noch vom ursprünglichen Entwickler Turtle Rock Studios kommt.

Back 4 Blood - Preview-Bilder (Waffen und Zombies)
Alles erinnert an Left 4 Dead © Warner Bros.

Nach dem gescheiterten Monster-Koop-Game Evolve besinnen sich die Kalifornier wieder auf ihre alten Stärken und hetzen Horden von Untoten über den Bildschirm. Die frühe Alpha-Version jedenfalls machte bereits die Stärken und Schwächen des Actionspiels deutlich.

Story ist Nebensache!

Wie schon „Left 4 Dead“ lebt auch „Back 4 Blood“ von seinem intensiven Koop-Gameplay und dem spannend strukturierten Missionen. Die bislang veröffentlichte Kampagne entführte uns und eine Gruppe von Cleanern in die Stadt Evansburgh. Doch auch wenn es sich hier so anhört, als würdet ihr die Ortschaft von den so genannten Ridden säubern, so werdet ihr schnell zu den Gejagten.

Vor jeder Partie wählen wir unsere Spielfigur aus. Im Gegensatz zu „Left 4 Dead“ besitzen die Cleaner eine Reihe von Fähigkeiten und variieren somit in puncto Lebensenergie, Tempo, Durchschlagskraft und Ausrüstung. Walker beispielsweise ist der „Damage-Dealer“ in der Runde. Er verfügt über eine Extra-Portion Lebensenergie und kann zudem zusätzliche Munition mit sich tragen. Als Sekundärwaffe besitzt er eine Glock 23.

Back 4 Blood - Preview-Bilder
Der Cleaner Walker und seine Stats © Warner Bros.

Ganz im Gegensatz zu Holly, die einen mit Nägeln besetzten Baseball-Schläger schwingt und obendrein auch noch einen Boost auf Schlagangriffe erhält.

Jeder Cleaner spielt sich ein wenig anders und erfordert eine eigene Herangehensweise. Wirkliche Charaktertiefe besitzen sie (noch) nicht, aber gleichzeitig quasseln drauflos und kommentieren sie im Verlauf der Kampagne munter alle Aktionen, sodass selbst mit Bots so etwas wie ein Wir-Gefühl aufkommt. Im Vergleich zum Ur-„Left 4 Dead“ agieren die Computer-Begleiter übrigens solide und heilen uns sogar, wenn wir einmal zu Boden gegangen sind.

Kartenspiel für Zombie-Jäger

Für die notwendige Tiefe sorgt ein Spielkartensystem. Ja, richtig gehört: Spielkarten! Vor dem Start der Kampagne erhalten sowohl die Ridden als auch wir einen Schwung Karten, der bestimmte Perks mit sich bringt. Bei den Untoten beispielsweise können das Gegnertypen sein. So treffen wir etwa Zombie-Spezialeinheiten an, die durch eine kugelsichere Weste und Schutzhelm gesichert sind.

Auf der anderen Seite erhalten wir aber auch nützliche Extras hinzu: Beispielsweise gibt es für Holly einen kleinen Gesundheitsboost für Nahkampfattacken oder eine größere Chance auf den Fund von Munition. Zum Start ergattern wir drei Karten. Weitere finden wir versteckt in den Levels oder bekommen sie nach dem Scheitern oder Meistern eines Abschnitts.

Dadurch entsteht ein gewisser Eindruck des Spielfortschritts und da wir die Karten sogar im laufenden Match anpassen können, fungieren sie als taktisches Element. Wie gut oder schlecht sich diese Funktion auf die Spielbalance auswirkt, bleibt noch abzuwarten. Wir hatten den Eindruck, dass einige Karten extrem stark waren und dass sie somit zum Problem werden könnten.

Okay, es ist sehr nah dran an „Left 4 Dead“

Spielerisch ist „Back 4 Blood“ aber genau das, was sich Fans erwartet und vielleicht sogar erhofft haben. Gemeinsam mit unseren Teamkameraden pflügen wir uns durch Massen von Untoten, waten knietief durch blutige Splatter-Effekte und geraten in Panik, sobald plötzlich stärkere Mutationen wie der Oger auftauchen.

Back 4 Blood - Preview-Bilder
Der Ogre in Blood 4 Blood teilt mächtig aus! © Warner Bros.

Dieses Ungetüm lässt nämlich den Tank aus „Left 4 Dead“ wie ein Schulkind aussehen und erhebt sich aus dem Erdboden wie ein Seeungeheuer aus dem Meer. Der Oger zeigt keinerlei Reaktion auf normalen Beschuss und kann uns sogar aus Gebäuden herausziehen. Als wir uns etwa in einem Tunnel in einen Nebenraum flüchteten, staunten wir nicht schlecht, als plötzlich eine riesenhafte Klaue durch den Eingang ragte.

Es sind genau diese Momente, die „Back 4 Blood“ einzigartig machen und die letztlich genau das sind, was „Left 4 Dead“ groß gemacht hat. Dabei geht es auf den Maps eigentlich stets nur darum, zum Ausgang und damit zum nächsten Schutzraum zu gelangen. Abseits der Route entdecken wir dabei immer wieder Münzen, mit denen wir später neue Waffen und Ausrüstungsgegenstände kaufen. Auch entdecken wir gelegentlich Gewehre, Pistolen oder andere Objekte. Das Absuchen der Areale lohnt sich, schließlich würfelt das Spiel vor dem Start die Position bestimmter Gegenstände und auch die Respawn-Punkte der Gegner neu aus. Die Missionen sind allerdings nicht prozedural berechnet oder dergleichen. Schlüsselaugenblicke wie etwa das Auftauchen des Ogers sind natürlich im Sinne der Dramatik festgelegt.

Bei aller Action jedoch sind auch in „Back 4 Blood“ Köpfchen und Kalkül gefragt. Autos explodieren unter Beschuss. Schlagen wir alarmgesicherte Türen ein, löst der Lärm die nächste Horde aus. Und selbst das Aufscheuchen von Vogelschwärmen zieht eine passende Reaktion nach sich. Es ist also nicht nur stumpfer Zombie-Splatter!

Back 4 Blood - Preview-Bilder (Waffen und Zombies)
Blutig und schmierig, alles wie gewohnt © Warner Bros.

Was fehlt uns bislang noch an Back 4 Blood?

Ehrlich gesagt sind wir mit den frühen, ersten Eindrücken zu „Back 4 Blood“ sehr glücklich. Turtle Rock Studios präsentiert einen nicht unbedingt originellen, dafür aber launigen Zombie-Shooter, der gekonnt auf der „Left 4 Dead“-Nostalgiewelle mit schwimmt. Im Vergleich zu anderen aktuellen Actionspielen ist die Untotenhatz angenehm geradlinig und überzeugt vor allem durch die schnelle Action und das Teamplay.

Aber reicht das aus, um auch im Jahr 2021 aus der Masse hervorzustechen? Schließlich haben Titel wie eben „World War Z“ das Genre weiter voran getrieben. Deshalb sind wir der Ansicht, dass Back 4 Blood die Spielerschaft teilen wird. Fans der „Left 4 Dead“-Serie werden das Zombie-Revival auf Anhieb lieben. Alle anderen dagegen müssen erst herausfinden, ob der Flow und die vermeintliche Einfachheit des Shooters zu ihren eigenen Ansprüchen passt.

Olaf Bleich

Seit über 20 Jahren Spielejournalist, der sich in Polen die Hand gebrochen und trotzdem weiter Artikel geschrieben hat. Videospielgeschmack mäandert zwischen Shootern, Spaß und Stardew Valley – abgesehen davon besitzt er eine obskure Vorliebe für Wrestling.
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