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Back 4 Blood im Test: Dieser Zombie-Shooter macht Fans von Left 4 Dead (fast) wunschlos glücklich

Left 4 Dead ist Kult. Das von Turtle Rock Studios entwickelte Zombie-Spektakel zog Spielerinnen und Spieler in seinen Bann und genießt seitdem hohes Ansehen. Für Turtle Rock begann im Anschluss allerdings eine wahre Irrfahrt, bei der das Team durch den asynchronen Multiplayer-Shooter Evolve beinahe Schiffbruch erlitt. Was macht man, wenn neue Ideen nicht funktionieren? Man besinnt sich auf alte Stärken. Und diese zeigen sich in Turtle Rocks Actionspiel Back 4 Blood.

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Zombies heißen Ridden – sonst ändert sich nichts!

Wenig verwunderlich spielt die Story in „Back 4 Blood“ eine eher untergeordnete Rolle und kratzt in Sachen Dramatik und Inszenierung am gehobenen B-Movie-Niveau. Ein Teufelswurm getaufter Parasit hat sich auf der Erde breit gemacht. Befallene gehen entweder an den ekeligen Würmern zugrunde, verwandeln sich in blutrünstige Zombies oder mutieren gar zu absurd grässlichen Monstrositäten.

Kurzum: Die Apokalypse ist da und die Menschen kämpfen ums Überleben. Seine Story erzählt „Back 4 Blood“ in hübschen und dezent überdrehten Render-Sequenzen, die zumindest Lust auf mehr machen. Den Zombie-Horden entgegen stemmen sich die sogenannten Cleaner – erfahrene Kämpferinnen und Kämpfer, die die Kolonien und Zivilisten unterstützen. Die Cleaner selbst sind die Helden und Spielfiguren in „Back 4 Blood“. Sie sehen nicht nur unterschiedlich aus, sondern bringen auch verschiedene Waffen und Fähigkeiten mit.

Macheten-Schwinger Evangelo beschert dem Team etwa fünf Prozent Bewegungsgeschwindigkeit und besitzt eine verbesserte Ausdauerregeneration. Ex-Soldat Walker richtet mehr Schaden an und profitiert obendrein von präzisen Treffern. Die acht Cleaner bringen in Verbindung mit dem integrierten Spielkarten-System so etwas wie einen Rollenspiel-Charakter in „Back 4 Blood“.

© Warner Bros. International Enterprises/Turtle Rock Studios

Solide Kampagne für Untoten-Schlächter

In der Kampagne seid ihr stets in Vierer-Teams unterwegs. Finden sich mal keine menschlichen Teilnehmer, füllt das Programm die Teams kurzerhand mit Bots auf. Im Solo-Spiel zeigt „Back 4 Blood“ aber einige Schwächen. Zum einen benötigt ihr immer eine Online-Verbindung, zum anderen folgen die Bot-Kameraden der „Left 4 Dead“-Tradition und sind eher mäßig hilfreich. Beispielsweise unterstützen sie euch nicht beim Bewältigen bestimmter Missionsziele, kommen nicht schnell genug hinterher oder ignorieren Hilfsobjekte wie Geschütze. Sie sind letztlich nicht mehr als Rückendeckung, die euch zwischendurch anrückende Feinde vom Leib hält.

Die Kampagne erstreckt sich insgesamt über zehn, teils in Zwischeneinsätze unterteilte Missionen. Drei Schwierigkeitsgrade stehen hier zur Auswahl (Rekrut, Veteran und Albtraum). Die Aufgaben gestalten sich angenehm abwechslungsreich und warten immer wieder mit Höhepunkten auf. Etwa wenn wir in einer Kneipe die Jukebox anschmeißen und zu „Miserlou“ aus „Pulp Fiction“ eine Horde ausschalten.

© Warner Bros. International Enterprises/Turtle Rock Studios

Die Kämpfe sind herrlich saftig: Bei Abschüssen taumeln die Untoten durch die Gegend, verlieren Gliedmaßen und das Blut spritzt literweise über den Schirm. In Sachen Balancing leistet sich das Spiel gelegentliche Aussetzer und so schießt der Schwierigkeitsgrad durch die teils zufällig eingesetzten Missionsparameter in ungeahnte Höhen. Neben den Standard-Zombies gibt es auch die angesprochenen Mutationen. Der Tall Boy beispielsweise schlägt mit einer zur Keule deformierten Klaue um sich.

Die dicken Reeker spucken giftige Galle und Snitcher rufen lautstark die nächste Horde herbei. Ja, das meiste kennt man aus „Left 4 Dead“, aber Spaß macht das dennoch. Die eigentliche Missionsstruktur entlehnt „Back 4 Blood“ ebenfalls seinem Vorbild: Am Ende vom Tag ist es immer eine wilde Hatz zum nächsten Safe-Room. Allerdings ist das Ganze abwechslungsreicher und auch das Erforschen der Örtlichkeiten wird stärker belohnt. So findet ihr Kupfermünzen, mit denen ihr zwischen den Missionen Ausrüstung kauft oder entdeckt stärkere Wummen, Äxte oder Aufsätze.

© Warner Bros. International Enterprises/Turtle Rock Studios

Mit Karten-Decks gegen die Zombie-Apokalypse

Seinen einzigartigen Twist erhält „Back 4 Blood“ aber durch sein Spielkartensystem. Zwischen den Runden stellt ihr euch ein Kartendeck zusammen. Diese Blätter beinhalten spezielle Eigenschaften – etwa schnelles Nachladen oder mehr Gesundheit. Zwischen den Missionen erhaltet ihr immer neue Karten in der Reihenfolge, in der ihr euer Deck angelegt habt. Das motiviert mehr als einen Abschnitt zu spielen. Zugleich aber gewährt euch „Back 4 Blood“ so die Möglichkeit, euren Charakter nach eurer Spielweise zu gewichten. Seid ihr etwa mit Holly unterwegs, solltet ihr Ausdauer- und Nahkampfkarten auswählen und einsetzen.

Back 4 Blood - Karten
© Warner Bros. International Enterprises/Turtle Rock Studios

Wichtig: Entwickler Turtle Rock trennt den Spielfortschritt für Solo- und Multiplayer-Modus deutlich voneinander. Wollt ihr also nur alleine spielen, wirkt sich das nicht auf euren Mehrspielerfortschritt aus. Schade! Überhaupt ist „Back 4 Blood“ für Koop-Freunde weitaus befriedigender und bringt dort trotz kleinerer Schwächen den besten Spielfluss. Wer das pure Solo-Abenteuer sucht, ist aber allein aufgrund der recht unbefriedigenden Progression und der nicht wirklich vorhandenen Story bei Spielen wie Days Gone besser aufgehoben.

© Warner Bros. International Enterprises/Turtle Rock Studios

Der Schwarm kommt!

Neben dem dominanten Koop-Modus wartet „Back 4 Blood“ auch mit der Schwarm getauften PvP-Variante auf. Hier nehmen es zwei Vier-Teams miteinander auf – immer abwechselnd eines als Cleaner und das andere als Ridden. In drei Runden geht es hier darum, welches Team am längsten den Horden standhalten kann. Die ohnehin schon
engen Maps werden – ähnlich wie in einschlägigen Battle-Royale-Titeln – immer kleiner und entsprechend wächst der Druck auf die Cleaner. Schwarm erweist sich als launige Angelegenheit, falls ihr mal keine Lust auf die Kampagne habt. Allerdings ist das Spielprinzip auch extrem redundant und bringt trotz kontrollierbarer Mutationen wenig Tiefe mit. Hier hat Turtle Rock viel Potenzial verspielt!

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Olaf Bleich

Seit über 20 Jahren Spielejournalist, der sich in Polen die Hand gebrochen und trotzdem weiter Artikel geschrieben hat. Videospielgeschmack mäandert zwischen Shootern, Spaß und Stardew Valley – abgesehen davon besitzt er eine obskure Vorliebe für Wrestling.
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