Der im Dezember veröffentlichte Netflix-Film "Bandersnatch" wurde durch seine interaktive Erzählstruktur in den letzten Wochen heiß diskutiert. Doch scheinbar gefiel nicht jedem das altbekannte "Choose Your Own Adventure"-Modell des Filmes. Denn jetzt wird Netflix vom Autor der originalen Buchreihe verklagt.
„Na, welches Ende hattest du?" Das wurden wahrscheinlich so gut wie alle Fans der beliebten Anthology-Serie Black Mirror in den letzten Wochen gefragt. Denn Netflix gab dem neuen Kapitel der Serie einen ganz besonderen Twist: Im altbekannten "Choose Your Own Adventure"-Stil durften Zuschauer des Filmes "Bandersnatch" ihre eigenen Entscheidungen treffen. Angefangen von einfachen Dingen wie "Welches Frühstücksmüsli möchtest du essen?" bishin zu "Möchtest du deinen Vater töten oder nicht?" Klingt cool, doch nicht jedem gefällt es, dass Netflix das bekannte interaktive Modell benutzt hat. Jetzt wird der Streaming-Gigant vom Autor der Buchreihe verklagt, für eine stattliche Summe in Höhe von 25 Millionen Dollar.
"Choose Your Own Adventure"
Für viele ist es bereits die Zukunft des Filmeschauens. Per Knopfdruck entscheiden, wie die Charaktere eines Filmes oder einer Serie vorgehen. Das bietet dem Zuschauer ein interaktives Element und das Gefühl, wirklich Teil der Story zu sein. Doch neu ist so ein System nicht. Wer früher als Kind schon Abenteuerbücher oder die Gänsehaut-Reihe von R.L. Stine gelesen hat, dem wird dieses Modell bekannt sein. Ja, denn auch schon Bücher haben in den 90er Jahren seine Leserschaft auf Reisen geschickt und dabei per vorgegebenen Buchseiten mehrere Auswahlmöglichkeiten angeboten. Doch woher kommt diese Idee eigentlich?
Ursprünglich geht das "Choose Your Own Adventure"-Modell auf eine Kinderbuchserie aus den 1980er und 1990er Jahre zurück. Auch hierbei übernimmt der Leser die Hauptrolle und kann Entscheidungen bezüglich des Verlaufs der Story treffen. Das ganze wurde dann so populär, dass die verschiedensten Kinderbuchreihen dieses Modell übernommen haben.
Doch warum wird gerade Netflix jetzt deswegen verklagt?
Netflix vs. Copyright
Grund dafür ist der Satz "Choose Your Own Adventure". Der gehört nämlich ausschließlich dem Verlag der alten Buchreihe, Chooseco LLC, und wurde damals rechtlich geschützt. Wie der Bundesgerichtshof Vermont in der eingereichten Beschwerde verkündet, behauptet der Verleger, diesen Satz seit den achtziger Jahren stark geprägt zu haben. Weiterhin gibt der Autor an, dass mehr als 265 Millionen Exemplare seiner "Choose your Adventure“-Reihe verkauft wurden und er somit Anrecht auf diese Äußerung besitzt.
Netflix wollte 2016 die Lizenz für diesen Satz beantragen, stieß hierbei allerdings auf eine Wand und wurde vom Verlag abgelehnt. Doch schon wie bei der Serie Chilling Adventures of Sabrina, wo die Filmemacher ebenfalls das Gesetz übergingen und geschütze Symbole der satanistischen Kirche für ihre Zwecke verwendeten, ging Netflix das Risiko ein. Und somit war der Satz "Choose Your Own Adventure" einige Male in der Serie vorhanden.
Dies gefiel dem Autor der Buchreihe überhaupt nicht. Sein Grund: Netflix nutzt gewisse Sätze seiner beliebten Buchreihe für nostalgische Zwecke aus. Zudem kommt hinzu, dass der Film "Bandersnatch" dem interaktiven Modell recht düstere und negative Eigenschaften verleiht. Und so verklagt er den Streaming-Dienst für eine stattliche Summe von 25 Millionen Dollar.
In Bandersnatch entscheiden Zuschauer über das Schicksal des jungen Stefan, der ein Spiel basierend auf dem Buch "Bandersnatch" programmieren und verkaufen will. Doch eine mysteriöse Kraft von außerhalb scheint ihn zu kontrollieren und bringt ihn beinahe um den Verstand. Das interaktive Filmerlebnis kann auf Netflix gespielt werden und hat bis zu acht Enden und über eine Milliarden Entscheidungskombinationen.