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Borderlands 3: Ein Relikt vergangener Zeit: Der heißeste Action-Titel des Jahres?

Angst vor Neuem

Dass die vorangegangenen Teile ihr Genre geprägt haben steht außer Frage. Doch mit „Borderlands 3“ versuchten die Entwickler offenbar, vor allem langjährige Fans der Reihe anzusprechen und sich möglichst nah an der bekannten Formel zu halten. Was vor sieben Jahren modern und zukunftsweisend war, wirkt heutzutage mitunter etwas altbacken.

Beispielsweise die Beutecontainer, in denen wir Munition, Heilspritzen oder Waffen finden. Diese sind immer mit grünen Lichtern versehen und spätestens nach fünf bis zehn Spielstunden lassen wir die meisten davon links liegen. Gerade in den ersten Spielstunden erschlägt uns der Titel quasi mit nutzlosen Items.

Auch in Sachen Missionsdesign lässt „Borderlands 3“ Punkte liegen. In den Hauptmissionen besteht unsere Aufgabe zumeist darin, von Punkt A nach Punkt B zu reisen und dort irgendwelche Schalter zu drücken oder einen Zwischenboss umzunieten.

Viel besser machen es da auch die Nebenmissionen nicht, die uns meist eine bestimmte Anzahl irgendwelcher Gegenstände sammeln oder eine vorgegebene Zahl an Feinden erledigen lassen. Wirklich viel Abwechslung erwartet uns in den Aufgaben nicht.

Dass gerade die Nebenquests in teils aberwitzige Dialoge münden, sorgt dafür, dass wir trotz belangloser Aufgaben am Ball bleiben und gerne den Gesprächen lauschen. Für die Hauptstory gilt das allerdings nur begrenzt.

Mit den Calypso-Zwillingen hat Entwickler Gearbox zwar ein modernes Duo erschaffen, das erneut mit zahlreichen Anspielungen auf die Popkultur und in diesem Fall die sozialen Medien aufwartet, die Parodie auf Livestreamer aber nie zu Ende spinnt.

Im Verlauf der Handlung bleiben die Antagonisten viel zu blass, lediglich im finalen Story-Akt werden die Motive der macht- und followerhungrigen Fieslinge beleuchtet. Regelmäßig erinnern sie uns daran, wie gut Handsome Jack geschrieben war. Somit reiht sich eine belanglose Mission an die nächste, relativ schnell ist es uns vollkommen egal, warum wir die Banditen eliminieren oder das Universum retten sollen – sehr schade.

Gags ‘n‘ Skags

Natürlich wäre „Borderlands 3“ kein „Borderlands“, wenn es seine Spielwelt nicht mit einer gehörigen Portion Humor spicken würde. Ab der ersten Spielminute zündet der Loot-Shooter ein Gag-Feuerwerk um den schusseligen Roboter Claptrap, Mechanikerin Ellie oder die freizügige Barbesitzerin Moxxi, die an Bord des Raumschiffs Sanctuary III zum Plausch einlädt.

Das Problem an der Sache ist, dass der vorherrschende Humor ebenfalls allzu bekannt ist und stellenweise als Paradebeispiel für Witze pubertierender Jugendlicher auf dem Schulhof dienen könnte. „Borderlands 3“ ist witzig, keine Frage und Humor ist – wie vieles – eben Geschmackssache. Doch im vierten Ableger zünden bei Weitem nicht alle Gags.

Vor allem, wenn der Titel in seinen mitunter ellenlangen Nebenaufgaben immer und immer wieder auf denselben pubertären Witzen herumreitet. Aber das ist nur meine Meinung. Ob man pupsende Einhorn-Granaten, die Suche nach einer benutzten Unterhose oder die Jagd nach Alien-Exkrementen für einen offensichtlich perversen NPC witzig findet, bleibt letztlich jedem selbst überlassen.

Doch genug gemeckert, denn gerade aus spielerischer Sicht hat sich bei „Borderlands 3“ unter der Haube mächtig etwas getan. Vor allem die vier neuen Charaktere Moze, Amara, FL4K und Zane fügen sich hervorragend in das Spieluniversum ein.

Dank drei abwechslungsreicher Talentbäume spielen sich die Recken zudem deutlich variantenreicher als jemals zuvor. Gekonnt spaltet der Titel die klassischen Rollen wie Tank, Damage Dealer oder Supporter auf, denn jeder der vier Protagonisten hat ganz unterschiedliche Stärken.

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Philipp Briel

Liebt Games und Serien auf allen Plattformen. Klemmt sich bevorzugt hinter das Lenkrad virtueller Rennwagen oder erholt sich an den Gewässern offener Spielwelten. Fühlt sich im Auenland aber genauso heimisch, wie in Battle-Royale-Shootern oder der nordischen Mythologie.
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