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Brick Force: Klötzchen-Spektakel oder laue Kost? Brick-Force im ausführlichen Test

Kreativität ist im Kommen. Wer hätte das gedacht? Nachdem wir jahrelang einen Action-Kracher nach dem anderen serviert bekommen haben, zeigten uns einige Indie-Games in den letzten Monaten, dass der Schlüssel zum Erfolg die Fantasie des Konsumenten selbst ist. Minecraft hat es vorgemacht und dabei große, eckige Wellen geschlagen. Das Klötzchenspiel ist der Renner schlechthin und seine Entwickler können den plötzlichen Erfolg kaum fassen. Natürlich wird so ein Konzept schnell in den verschiedensten Formen wiederverwertet und auch wenn es Betreiber Infernum gar nicht gerne hört, aber auch Brick-Force setzt auf die Vorzüge von Mojangs Bauriesen. Im Free-2-Play Titel Brick-Force steckt aber weit mehr als nur simples Aufeinandersetzen von Blöcken und Bauen toller Sachen. Nach erfolgreicher Fertigstellung schnappt man sich einfach seine Kumpels und ballert in bester, wenn auch sehr comiclastiger, Counter-Strike Manier. Klingt bisher schon mal gar nicht übel, oder? Ob der erste Blick täuscht und was Brick-Force wirklich auf dem Kasten hat, erfahrt ihr hier im Artikel.

Stein auf Stein

Brick-Force an sich bietet keinerlei Hintergrundgeschichte oder Setting und unterteilt sich in zwei wesentliche Spielsysteme: Bauen und Schießen. Damit ist das eigentliche Spiel auch schon erklärt. Klingt jetzt nicht so reißerisch, oder? Stimmt, entpuppt sich aber schnell als gefährlicher Zeitfänger. Hauptsächlich liegt dies am wohl interessantesten Feature von Brick-Force: dem Bau-Modus.

Man könnte jetzt wahrscheinlich Stunden damit zubringen, Vergleiche zwischen Brick-Force und Minecraft anzustellen. Fakt ist, beide Spiele hantieren mit Klötzchen. Fakt ist auch, dass beide Games die Kreativität des Spielers herausfordern, sodass er quasi im LEGO-Prinzip eigene Bauten errichtet und damit die Welt gestalten kann. Damit wären aber auch fast alle Gleichheiten der beiden Spiele genannt. Mehr gibt es nämlich nicht, auch wenn man auf den ersten Blick mehr vermuten würde. Gravierendster Unterschied: Die Karten sind nicht unendlich groß. Man hat die Wahl  entweder 50 mal 50 oder 100 mal 100 Blöcke große Karten zu erstellen. Wenn man bedenkt, dass man die Karten zum Schluss vor allem dazu verwenden soll, sich darauf gegenseitig abzuballern, sind diese Größen mehr als ideal. Ansonsten würde man sich wohl nur selten über den Weg laufen. Jetzt nur noch den passenden Hintergrund auswählen und schon kann der Bauspaß losgehen.

Ihr habt die Auswahl aus über 120 verschiedenen Blöcken, mit denen ihr nun allerhand Unsinn anstellen könnt. Schnell stehen die erste Mauer, hinter der man sich später verstecken kann, ein kleiner Turm, der gerade für Scharfschützen eine ideale Position darstellt, oder sonstige Gebäude und Bauten. Nicht alles muss zum Schluss wirklich einen Sinn ergeben. „Kreativ sein“ lautet immerhin das Motto und da ist es auch nicht so schlimm, einfach mal was zu dekorativen Zwecken zu errichten. Anders als in Minecraft müsst ihr euch die Blöcke nicht zusammensuchen, sondern könnt sie von Anfang an auswählen und beliebig oft setzen. Allerdings, abgesehen von den Deko-Blöcken, sind diese jetzt nicht so spannend. Hauptsächlich hat man verschiedene Farben und hier und da mal eine nette Baum-, Stein- oder andere Textur. Nicht zwingend der Brüller, aber dennoch ausreichend um damit eine schöne Karte zu gestalten.

Ballern bis der Arzt kommt

Nachdem man nun in detailreicher Kleinarbeit seine eigene Karte erstellt hat, muss diese natürlich noch fit für den Multiplayer gemacht werden. Die Bandbreite an Spielmodi ist bei Brick-Force sehr massentauglich und deckt die Shooter-Standards Deathmatch, Team-Deathmatch, Capture-The-Flag und Defusion ab. Letzterer ist sehr an das Counter-Strike Original angelehnt. Damit ihr alle diese Modi nun mit eurer eigenen Karte spielen könnt, müsst ihr zuvor die jeweiligen Spawnpunkte und Objekte festlegen. Das geht ebenfalls ganz einfach über die Brickauswahl. Entspricht eure Karte allen benötigten Gegebenheiten, könnt ihr sie registrieren und ab dann im Mehrspielermodus benutzen.

Hier kommen wir jetzt zum ersten Knackpunkt. Das Registrieren der Karte kostet Punkte. Dafür werden alle gesetzten und entfernten Blöcke zusammengerechnet (Spezial-Bricks kosten natürlich extra) und eine schlussendliche Summe festgelegt. Diese könnt ihr dann mit den normal im Spiel erhältlichen Force- und Brick-Punkten bezahlen, oder eben auch Tokens benutzen, die es aber nur für echtes Geld gibt. Diesen Vorgang müsst ihr bei jeder Veränderung der Karte wiederholen, wenn ihr sie im Spiel-Modus benutzen möchtet. Das ist am Anfang noch bezahlbar, wenn man selbst viel in den Baller-Räumen unterwegs ist. Für Spieler mit wenig Zeit, deren Fokus darauf liegt, eigene Maps zu bauen, wird dies auf die Dauer ziemlich teuer.

Die Shooter-Action selbst gestaltet sich als laue Durchschnittskost. Wie man optisch schon erahnt, kann Brick-Force mit Pseudo-realistischen Kriegskloppern wie Battlefield, Call of Duty oder Counter-Strike nicht mithalten. Dem Spieler stehen zwar eine Vielzahl an Waffen zur Verfügung, aber die Engine selbst ist nicht auf schnelle Gefechte, sondern eher auf einfaches Vergnügen ausgelegt. Dieser Punkt liegt bei Brick-Force auch im Fokus. Das Spiel soll Spaß machen, möglichst wenig Gewalt darstellen und einen schönen Zeitvertreib bieten. Wer ernsthafte Shooter-Action mit Adrenalin-Garantie haben möchte, der ist hier definitiv fehl am Platz. Dafür können auch jüngere Spieler ohne Bedenken Platz nehmen, denn die Ballerei kommt weitestgehend ohne Blut aus und sieht auch sonst mehr spaßig als todernst aus.

Interessant ist aber, dass die Waffen verschiedene Zusatzwerte haben, die ihr später auch noch verbessern könnt. So ist es nicht nur wichtig, dass man das fetteste Teil in Händen hält, es sollte auch noch gut zu eurem Spielstil passen. Ein schwere Waffe zum Beispiel mindert eure Agilität und ist daher für schnellere Spieler eher ungeeignet. Wem das noch nicht reicht und sich zusätzlich boosten will, der greift einfach zu einem der vielen Werteitems, die man auch für Spielpunkte im Item-Shop bekommt. Mit denen erhaltet ihr zusätzliche Boni, mit denen ihr beispielsweise eine zweiprozentige Chance habt, einem Kopfschuss zu entgehen oder euer Munitionsmaximum zu erhöhen.

Zusammen macht es eben mehr Spaß

Obwohl man in Brick-Force fast alles alleine machen kann, kommt der richtige Spielspaß erst auf, wenn man in der Gruppe unterwegs ist. Im Bau-Modus geht das mit bis zu acht anderen Spielern, wobei nicht jeder von denen zwingend Rechte zum Bauen bekommen muss. Vorteil daran: Böse Witzbolde, die sich einfach so in eure Karte einklinken, können nichts kaputt machen. In der Online-Schlacht dann tretet ihr mit bis zu 16 Spielern gegeneinander an und könnt euch ordentlich auf die Mütze geben. Ob man damit dem „Massive“ im MMO gerecht wird? Auslegungssache. Der Spaß ist in jedem Fall da!

Ein „damit wir es auch haben“ Levelsystem

Etwas unsinnig fällt in Brick-Force das Levelsystem auf. Natürlich bekommt ihr für getötete Gegner und gespielte Runden auch Erfahrung und steigt damit entsprechend im Level auf. Allerdings nutzen euch die Stufen nicht wirklich was. Lediglich die Benutzung der schlechteren Aufwertungssteine (Elite-Steine sind ohne Begrenzung) wird so genehmigt und ihr habt die Möglichkeit, mit Spielern gleicher Erfahrung zusammenzuspielen.

Der Item-Shop als Knackpunkt

Ein Item-Shop, wie sollte es auch anders sein. Natürlich kommt auch Brick-Force nicht ohne so ein Teil aus und so dürfen wir uns daran erfreuen, den ein oder anderen Taler für so manches Prestige-Item hinzulegen. Neben hübschen Deko-Objekten wie neuen Köpfen oder verschiedener Kleidung, gibt es auch diverse Waffen und Verbesserungssteine. Mit denen könnt ihr eine zufällige Eigenschaft auf eure Waffe zaubern und steigern.

Die meisten Items gibt es auch locker für erspielte Punkte, was den Shop für Gratis-Spieler erträglich macht. Allerdings, und hier liegt der Hase im Pfeffer, sind die richtig guten Gegenstände nur für Tokens – also für echtes Geld – erhältlich. So kann es mit den normalen Verbesserungssteinen schon mal passieren, dass der Vorgang fehlschlägt und die wertvollen Punkte dahin sind. Wenn man sich aber die viel tolleren Elite-Aufwertungen (die es eben nur für Tokens gibt) kauft, funktioniert es immer. Außerdem könnt ihr diese schon von Anfang an benutzen und müsst nicht, wie bei den normalen Steinen, ein bestimmtes Level erreichen. Als direktes Pay-to-Win würden wir das noch nicht bezeichnen, aber ein bisschen unfair ist dieser Umstand schon.

Was im Shop auch noch etwas aufstößt, sind die verschiedenen Boni-Items für den Kampf. So ist zum Beispiel „automatisches Nachladen“ nur möglich, wenn ihr das entsprechende Gadget dabei habt. Dieses bekommt ihr wiederum nur im Shop. Etwas sinnlos sind auch die HP-Tränke, mit denen ihr euch schnell wieder auffüllen könnt. Etwas fehl am Platz in einem Shooter, oder?

Technik für Jedermann

Ein Vorteil der doch recht primitiven Grafik des Spiels sind die dementsprechend geringen Systemanforderungen. Jeder Bürocomputer sollte in der Lage sein Brick-Force zu stemmen, wobei dies dann bestimmt nicht mit voller Grafik, aber immerhin gut spielbar sein wird. Sprich, selbst wenn euer Zocker-PC schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, läuft das Spiel darauf sehr gut. Wer keine Lust auf den Download des Spielclients hat, kann Brick-Force auch problemlos im Browser spielen. Benötigt wird hierfür nur eine schnelle Internetleitung.

Technisch kann man den Klötzchen-Shooter natürlich nicht mit Grafikkrachern wie Guild Wars 2 oder Crysis vergleichen. Sollte man auch nicht, denn die bunte, eckige Optik ist vom Hersteller so gewollt. Natürlich müssen wir über die fehlende Kantenglättung ein bisschen meckern, aber wenn man Brick-Force als das sieht, was es ist, passt die Grafik des Spiels perfekt. Auch die Soundausgabe ist sehr stimmig, wenn auch etwas eintönig. Hier müssen wir leider auf alle Fälle ein paar Punkte abziehen.

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