Die E3 hat noch nicht mal begonnen und schon trumpft Activision mit seiner Preview zum kommenden Next-Gen-Shooter Call of Duty: Ghosts auf. Einen Tag vor Beginn der wichtigsten Spielemesse der westlichen Welt wurden die Key-Features und erste Gameplay-Szenen im Livestream gezeigt. Wir habe natürlich für euch vor der Mattscheibe gehangen und uns die Show angesehen. Bietet Ghosts wirklich Neuerungen oder bekommen wir nur erneut einen Grafik-Aufguss serviert? Kann das Hauptfeature, „der Hund“, überzeugen oder produziert Infinity Ward hier den besten Lacher der Branche? So haben wir den Cast empfunden – aus der Sicht von Christian Liebert.
Nicht zu unterschätzen
Der ewige Krieg Call of Duty gegen Battlefield ist natürlich auch 2013 noch brandaktuell und entflammt dieses Jahr erneut. Wer wird das Rennen bei den Multiplayer-Shootern machen? Mit Call of Duty: Ghosts und Battlefield 4 haben Activision und EA starke Titel in der Pipeline, die vor allem eines versprechen: Neuerungen. Diese hat das Genre auch bitter nötig, denn in den letzten Jahren bekamen wir, teilweise fließbandartig, einen identischen Aufguss nach dem anderen serviert. Knapp 24 Stunden vor dem Start der E3 startete Call of Duty in die Offensive und zeigte in einer exklusiven Livestream-Show alle Highlights der kommenden Messe. Dabei macht das Game auf den ersten Blick eine gute Figur und scheint nicht zu unterschätzen. Natürlich bekommt man bei diesen Events immer genau das zu sehen, was man sehen soll, aber so ganz kalt lassen einen die gezeigten Bilder dann eben doch nicht. Spätestens nach Black Ops 2 steht fest, dass Call of Duty mehr kann als nur schnöde Schlauchlevels und viel Geballer. Gut, eben dieses findet man auch im neuen Game, aber es ist anders verpackt. Eben so, dass es durchaus Spaß machen kann. Dass ein Kriegsshooter nie in eine Open World passen kann und keine rollenspielartigen Ausmaße annehmen wird, ist uns wohl allen klar. Da muss sich auch die Spielepresse eingestehen, dass ein Haus eben kein Auto ist. Wird Call of Duty 2013 das Rennen machen? Man darf gespannt sein!
Leicht besohlt überlebt es sich besser
Wenn ich eine Sache in der Vergangenheit immer vermisst habe, dann waren das taktisch anspruchsvolle Aufgaben. Meist lief es immer exakt so ab: Vorrennen bis zum Checkpoint, plötzlich und in Scharen auftauchende Soldaten wegballern und dann weiter zur nächsten Markierung. Schön viel Action, schön wenig für den Kopf. Bei den beiden gezeigten Missionen aus Call of Duty: Ghosts, unter Wasser und an Land, scheint sich die Lage aber diesmal endlich anders zu entwickeln. Das Gelände erkunden, Gegner ausspähen, gezielt zuschlagen und schnell verschwinden. Entwickelt sich CoD etwa zu einem Taktikshooter? Wahrscheinlich nicht, aber man merkt hier trotzdem deutlich den Willen zur Veränderung. So muss der gezeigte Soldat zum Beispiel während der Tauchmission, die trotz der üblichen Grafikschwächen verdammt gut aussieht, immer wieder warten, um nicht in die Arme von gegnerischen Truppen zu planschen. Ob es nun gefällt oder nicht: Das Schießeisen bleibt kalt. Erst als die Lage überschaubar ist, fallen gezielte Schüsse.
Gleiches geschieht an Land, als der Trupp durch einen Dschungel schleicht. Hier wird erst gespäht und dann geschossen. Meist in die überraschten Gesichter der Feinde, die so gar nicht auf den Angriff vorbereitet waren. Dabei legen die Entwickler sehr viel Wert auf die Atmosphäre. Während die Spielwelt immer noch völlig durchgeplant und gescriptet wirkt, man quasi nichts dem Zufall überlässt, ist es dennoch schön mit anzusehen, wie etwas um einen herum passiert. Zerstört durch viele Kriege liefert Infinity Ward eine Art postapokalyptisches Setting ab. Zwar ist die Welt noch nicht völlig zerstört, aber so wirklich heimelig wirken die Schauplätze dennoch nicht. Da kann es eben auch mal passieren, dass in der Ferne eine Kirche, deren Berghang schon am Bröckeln ist, mit viel Staub und Geröll in die Tiefe rauscht – hoffentlich nicht gerade während der Sonntagspredigt! Auch im Wasser, beziehungsweise Unterwasser, ist ordentlich Leben in der Bude. Wenn man seinen Blick umherschweifen lässt, bekommt man tatsächlich etwas Detailverliebtheit zu sehen. Fische, die einem Gesellschaft leisten, alte Wracks oder Korallen, durch die man hindurchtauchen kann, sowie Soldaten, denen wir natürlich den Garaus machen müssen. Okay, ein Tauchkurs-Simulator ist Call of Duty: Ghosts natürlich nicht. Der Fokus liegt auf Action und der schöne Blick in die Landschaft bleibt nicht mehr als eine nette Beigabe.
Der beste Feind des Menschen
Ein Feature, welches schon im Vorfeld für zweifelhaftes Aufsehen sorgte, ist der Hund. Der eigentlich beste Freund des Menschen übernimmt in Call of Duty: Ghosts die Rolle des treuen Kameraden, der mit seinen messerscharfen Zähnen blitzschnell Hälse zerfleischen kann, was während der Demonstration auch immer wieder schön zu sehen war. Riley, wie das gute Hundi heißt, ist eine Idee von Storyschreiber Stephen Gaghan, der immerhin schon einen Academy Award sein Eigen nennt. Von allen Lachern und Memes abgesehen ist die Sache mit dem Hund gar nicht mal so uninteressant. Geplant ist es, dem Spieler damit emotionsmäßig auf die Pelle zu rücken. Wenn eine Drohne vernichtet wird, kümmert das vielleicht nur den Schatzmeister der US Army. Wenn aber der beste Freund des Menschen sein Leben lässt, sieht die Sache anders aus. Ob dieser Effekt am Ende wirklich rüber kommt, steht natürlich in den Sternen. Im gezeigten Gameplay zumindest wirkte Riley wie eine Killermaschine, die in bester Alien-Manier in einen Raum stürmt und für jede Menge Leichen sorgt. In der Regel durch das Zerbeißen der Halsschlagader – hast du fein gemacht, hier dein Leckerli.
Gesteuert wird er dabei, drohnenüblich, durch eine Art Fernlenkpad, welches der Spieler selbst bedient. Dabei macht sich Riley eigentlich ganz gut, wenn es darum geht, das Terrain zu erkunden und blitzschnell Feinde auszuschalten. Denn eine Sache sticht aus der Demonstration ganz klar hervor: Call of Duty: Ghosts wird keine Massenschlacht, sondern ein Kampf im Verborgenen. So viel steht zwar nicht fest, bleibt aber nach knapp 10 Minuten Spielszenen zu hoffen. Denn dann wäre das Game nicht nur ein weiterer Aufguss und könnte völlig (für das Genre) neue Elemente mit in die eingefahrene Serie bringen, die trotz aller Kritik zu den erfolgreichsten der Spielewelt gehört.