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Call of Duty: Ghosts: Next-Gen? Der Singleplayer im Test

Jedes Jahr ein neues Call of Duty, jedes Jahr die gleiche Leier. Während Hauptkonkurrent DICE bei Battlefield 4 mit Top-Grafik und beeindruckenden Effekten winkt, will Activisions Dauerbrenner zwar ebenfalls alles besser machen, muss dabei aber mit alten Krankheiten kämpfen. Immerhin wollte man dieses Mal mehr Wert auf die Solospieler-Kampagne legen, die wie immer mit einer dramatischen Geschichte daherkommt und mich ungefähr sechs Stunden meines Lebens gekostet hat. Diese sind aber nicht völlig verschenkt, wie ich finde. Dafür muss an der Technik und insbesondere an den Bugs der PC-Version ordentlich rumgemeckert werden. Warum Call of Duty: Ghosts zumindest im Singleplayer dennoch überzeugen kann, erfahrt ihr jetzt.

Die USA befinden sich im Krieg – wer hätte das gedacht? Der Feind ist aber diesmal kein stereotyper Turbanträger, Asiate oder Südländer, sondern die ehemaligen Staaten von Südamerika, die sich zum Völkerbund „Die Föderation“ zusammengeschlossen haben. Natürlich reicht einem der territoriale Platz nicht aus und so soll Amerika über die Wupper springen, was wie üblich mit einem dicken Krieg erreicht werden soll. Genau hier setzt die Spielhandlung ein, als unser Protagonist Logan zusammen mit seinem Bruder Hesh und seinem Vater einen Ausflug im Grünen macht. Plötzlich bebt der Boden und schnell ist klar: Da ist was im Busch!

Szenenwechsel: Kurz vor diesem Moment befinden wir uns mit einem anderen Charakter mitten auf der Raumstation ODIN, einer großen Verteidigungsanlage der USA, die prompt von Terroristen gekapert wird, die auch sofort Raketen auf die Großstädte der Vereinigten Staaten purzeln lassen und so ein wahres Inferno auslösen. Dies ist die, wie gewohnt bombastisch inszenierte, Vorgeschichte, bevor die eigentliche Story losgeht. Zehn Jahre nach diesem Vorfall herrscht nämlich immer noch Krieg und die USA befinden sich im Ausnahmezustand. In den Wirren dieser Zeit sind wir zusammen mit Hesh und unserem treuen Hundegefährten Riley auf Patrouille, bevor unsere Heimatbasis angegriffen wird und wir ins Feindesland geschickt werden, wo wir zusammen mit der Spezialeinheit Ghosts in die Offensive gehen.

Die Ghosts sind eine Mischung aus G.I. Joe und Ezio Auditore und genauso spielt sich auch die Solospieler-Kampagne: Zwischen heftigen Gefechten in bester Modern-Warefare-Manier gibt’s Schleicheinlagen und Erkundungs-Missionen. Dabei benutzen wir wie üblich wieder allerhand Kriegsgerät, darunter auch die neue Hundesteuerung, mit der wir die Kontrolle über Riley erhalten. Insgesamt 18 Missionen gilt es zu bestehen, bevor auch dieses Mal erneut der Weltfrieden gerettet ist. Ob Riley am Ende am Leben bleibt, kristallisiert sich für mich schon zu Beginn als wichtigste Frage heraus, denn der Rest ist zwar unterhaltsame Shooterkost, aber eben genau so überpatriotisch und teilweise unlogisch wie immer. Dafür sehr gut erzählt und mit einigen Wendungen und Emotionen bestückt. Kann sich also sehen lassen, prahlen muss man damit aber nicht. Ob unser Vierbeiner am Ende auch die Credits sehen darf, verraten wir natürlich nicht.

Gameplay wie immer

Wer Call of Duty kennt, der weiß, was er bekommt. Wir rennen also Mission für Mission durch schlauchartige Level, ballern dabei Hunderte feindliche Soldaten über den Haufen und sind dabei schier unverwundbar. Wobei sterben schon drin ist, vor allem auf dem höchsten der fünf Schwierigkeitsgrade. Natürlich sind wir uns aber alle darüber klar, dass Activision hier kein bockschweres Game für Frustresistente, sondern einen Shooter mit Durchspielgarantie abgeliefert hat. Je nach Spielweise sind dafür sechs Stunden nötig – das Übliche eben. Anders als in Battlefield 4 müssen wir immer mit den Waffen leben, die wir gerade so finden. Ebenso wie bei der Munition. Dabei gibt’s zum Start der Mission immer eine Standardknarre, wir können aber gegnerische Soldaten um ihre Schießeisen erleichtern und damit weiterspielen. Diese sind auch wie gewohnt ordentlich mit Extras wie zum Beispiel Zusatzvisieren bestückt. Wer sich also durch die Leichen wühlt, wird für jede Mission auch diverse Alternativ-Waffen finden. Das ist zwar cool, aber in Anbetracht der Tatsache, dass das Spiel dies nicht voraussetzt und man eh keine andere Wahl hat, als einfach einen Checkpoint nach dem anderen abzulaufen, macht das keinen Mehrwert aus.

Wie gewohnt sind wir auch diesmal nicht nur zu Fuß unterwegs. Fights aus diversen Vehikeln wie Autos, Panzern und Hubschraubern gibt es natürlich auch. Das Highlight bei Ghosts ist eine Mission, bei der wir senkrecht an einer Hauswand herunterlaufen und dabei auch die bombastische Skyline der Stadt zu Gesicht bekommen. Das macht schon viel Atmosphäre aus. Diese ist beim neuen CoD generell sehr überzeugend. Das Gefühl in einer Welt des Krieges zu leben, kommt ebenso gut rüber, wie die trügerische Idylle beim Schleichen durch den Dschungel oder die erstaunten Blicke, während wir durch das zerstörte Amerika wandern. Auch Unterwasser wird dieses Mal gekämpft und im Gegensatz zu Modern Warfare 3 hat man auch hier sehr viel Wert auf Details gelegt. Selbst wenn die Grafik wieder schwächelt.

Natürlich gibt es wie immer diverse Logiklücken, die sich aber im vertretbaren Maße halten. Am meisten stieß der unglaubliche Killerinstinkt von Riley auf, der in der einen Sekunde noch ängstlich wimmert und sich über Streicheleinheiten freut, um kurz darauf wie von der Tarantel gestochen über das Schlachtfeld zu hetzen und im Akkord Halsschlagadern zu zerbeißen, als sei es ein Volkssport.

Next-Gen? Nein, das ist nicht Next-Gen

Wie selbstlobend waren noch mal die Worte zur Enthüllung? Neue Engine, bessere Grafik und vorbildliches Next-Gen? Call of Duty: Ghosts sieht nur minimal besser aus als Black Ops 2 und steht damit ganz weit im Schatten von Grafik-Primus Battlefield 4. Zwar kann das Setting des Spiels überzeugen, aber verwaschene Texturen und kantige Charaktere können das nicht. Bitte versteht mich nicht falsch, Call of Duty: Ghosts ist grafisch auf jeden Fall zu ertragen und die Atmosphäre ist bombe, es ist aber eben nicht so geil, wie ich mir ein Next-Gen-Spiel vorstellen würde. Gerade auf der Xbox-360 und der PlayStation 3 muss man schon sehr viel Liebe zeigen, oder alternativlos sein, um das wirklich zu mögen – hier merkt man nämlich das Alter der Konsolen auf schreckliche Art und Weise. Da macht es bei den derzeitigen Geräten die Wii U noch am besten und bietet im Vergleich die tollere Optik. Auf dem PC sieht's natürlich am besten aus, aber auch hier sind die Veränderungen zum Vorgänger nur geringfügig.

Auch gibt es derzeit noch einige Probleme. So läuft das Spiel bei Systemen mit weniger als 6 Gigabyte Arbeitsspeicher komplett nicht. Es startet nicht mal und das, obwohl Ghosts diese Performance mitnichten auslastet. Da mussten erst einige Cracker einen Self-Made-Patch abliefern, damit es wenigstens mit vier Gigabyte geht. Wer weniger hat, ist zum Zeitpunkt unseres Tests chancenlos. Auch sieht die Grafik bei einigen Grafikkarten sehr unscharf aus, was erst durch das Weglassen der Kantenglättung behoben wird. Auch wenn Ghosts auf den neuen Konsolen ähnlich wie auf dem PC aussieht – Xbox One bietet nur hochskaliertes 1080p – ist die Technik eher Current-Gen, im Vergleich zur Konkurrenz.

Fun-Fact: Entwickler Infinity Ward hat im Abspann von Ghosts einige Szenen 1:1 aus dem Abspann von Modern Warfare 2 übernommen. Etliche Beweisvideos dazu sind auf YouTube zu finden.

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