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Camelot Unchained: PvE ade, hier kommt PvP

Mark Jacobs, MMO-Legende und Mitbegründer von City State Entertainment, startet mit zuletzt genanntem Entwickler ein neues Projekt, das schon im Vorfeld für viel Furore sorgt: Camelot Unchained. Wobei es sich bis jetzt aber nur um einen Arbeitstitel handelt. Nicht nur die Namensähnlichkeit zu Dark Age of Camelot, welches seiner Zeit ebenfalls von Jacobs entwickelt wurde, sondern auch die Tatsache, dass es sich bei Camelot Unchained um ein PvP-RvR-MMORPG handelt, weckte viele Erinnerungen unter Veteranen. Doch hier lenkte Mark direkt ein und verkündete, dass es sich bei Camelot Unchained weniger um eine Fortsetzung, sondern um ein zukunftsweisendes  Online-Rollenspiel, mit Fokus auf PvP, handelt. Ihr erwartet in diesem Artikel nun Angaben über Dungeons, NPCs, Quests und Skillmöglichkeiten? Fehlanzeige, denn laut Entwicklerblog wird keines dieser typischen Elemente Einzug in das Spiel halten. Wie sich die virtuelle Welt in Camelot Unchained aber trotzdem drehen soll, erfahrt ihr in der von unserem Neuzugang Sarah Hübner verfassten Vorschau.

Die Rückkehr von Camelot?

Es war vor mehr als zehn Jahren, da kam ein Online-Rollenspiel auf den Markt, welches noch heute maßgebend für ein erstklassiges PvP-Erlebnis ist: Dark Age of Camelot. Entwickelt wurde der Kracher damals von Mythic Entertainment, unter der Leitung von Mark Jacobs. Lange bevor World of Warcraft den MMO-Markt für sich eroberte, war Dark Age of Camelot schon ein Hit und zog Hunderttausende in seinen Bann. Das Hauptaugenmerk lag seiner Zeit komplett auf dem Kampf der Spieler gegeneinander und so brachte DAoC als erster Titel seiner Art ein funktionierendes RvR (Reich gegen Reich) zustande. Noch heute erinnern sich PvP-Fans an die gute alte Zeit und sehnen sich nach einem Spiel, was eben jenen Bereich wieder mehr in den Vordergrund rückt. Da trifft es sich doch ganz gut, dass Mark Jacobs dieser Tage mit einem neuen Entwickler-Studio diesen Ruf in spielbares Material umwandeln und mit Camelot Unchained nicht nur an alte Erfolge anknüpfen, sondern auch neue Maßstäbe setzen will.

Drei Reiche, zwei Gegner, eine Welt

Da es sich bei Camelot Unchained, wie bei Dark Age of Camelot, um ein sogenanntes Realm-vs-Realm-Mittelalter-MMORPG handelt, werden auch hier verschiedene Reiche gegeneinander antreten – drei Stück an der Zahl. Ihr könnt wählen, ob ihr eher Anhänger von Arthurian, Tuatha Dé Danann oder der Wikinger sein wollt. Das gesamte Spiel wird sich laut Entwickler um den Konflikt zwischen diesen drei konkurrierenden Fraktionen drehen, welche natürlich jeweils die Überlegenheit in der persistenten Spielwelt erlangen möchten. Ganz oben auf der Agenda stehen dabei das Erringen von Festungen und Relikten in der offenen Welt und die verstärkte Spielerinteraktion mittels der Ingame-Ökonomie. Gleichzeitig sollen aber auch europäische Mythen und Legenden inhaltlich verarbeitet werden. Detaillierte Angaben zur Storyline wurden im Entwicklerblog sowie im Interview mit Mark Jacob jedoch noch nicht verraten.

Klassen und Fertigkeiten

Wie bereits erwähnt, stehen in Camelot Unchained drei Realms bzw. Reiche zur Verfügung, die sich jeweils bekämpfen. Das ist auch die grobe Aufteilung der Völker. Innerhalb dieser Gruppen bilden sich, wie auch in Dark Age of Camelot, mehrere spezielle Klassen, wie zum Beispiel Kämpfer, Magier und Crafter. Diese sollen sich gegenseitig im Spielverlauf ergänzen, sodass der Spieler nicht als Einzelgänger durch die Welt vom Camelot Unchained wandert, sondern auf Mitspielerinteraktion und das Handeln mit anderen Klassen angewiesen ist. Wichtig zu erwähnen ist hierbei auch, dass die einzelnen Reiche keinen Zugriff auf die gleichen Klassen haben werden. Mark Jacobs will vielmehr, dass sich die Völker und Fraktionen deutlich voneinander unterscheiden, sodass dem Spieler der Anreiz gegeben wird, sich vor der Auswahl seiner virtuellen Identität genau mit diesem Thema und den Eigenschaften des jeweiligen Reiches zu beschäftigen. Grundsätzlich steht die tatsächliche Anzahl sowie die detaillierte Gestaltung der Klassen aber noch nicht fest. Die Entwickler machen die Entstehung dieser von einer positiven Bilanz der Kickstarter-Kampagne abhängig und planen bei Erfolg des Spiels in späteren Beta- oder Releasephasen Ergänzungen in diesem Bereich. Camelot Unchained soll quasi das Online-Rollenspiel mit dem vielfältigsten Sortiment an Völkern und Klassen werden.

Knackpunkt des Spiels wird die Ausrichtung der eigenen Klasse. Hier kündigte Jacobs an, es dem Spieler schwer zu machen und auf die Möglichkeit einer nachträglichen Neuausrichtung durch einfaches Umverteilen von Talentpunkten zu verzichten. Der Spieler soll animiert werden, sich intensiv mit seinem virtuellen Alter Ego zu beschäftigen und auch seine Fertigkeiten sorgfältig zu wählen.

Kampfsystem, Waffen und Rüstung

Genaue Abläufe sind zum Kampfsystem zwar noch nicht bekannt, jedoch haben die Entwickler bereits einige Visionen über ihren Blog mit der Öffentlichkeit geteilt. So planen sie, dass Waffen beispielsweise keinen festen Angriffswert haben, sodass der Gegnerschaden durch eure Attacke variiert und der Spieler nicht vor einem Kampf bereits berechnen kann, ob dieser gut oder schlecht für ihn ausgeht. So sollen Chaos und Zufall, aber auch Glück und Taktik Einzug in die Kämpfe von Camelot Unchained finden. Zusätzlich wird euer Charakter geübter in der Nutzung einer Waffe werden, je öfter ihr sie einsetzt, um sich auf ein Kriegswerkzeug seiner Wahl zu spezialisieren. Rüstungseinschränkungen für einzelne Klassen werden bei City State Entertainment auch vor der Tür gelassen. Ihr sollt mit jeder Spielfigur die Möglichkeit haben, eure Kleidungsvorlieben nahezu komplett auszuleben.

PvE ade, hier kommt PvP

Einer der größten Unterschiede zwischen Dark Age of Camelot und Camelot Unchained ist, dass dieses Online-Rollenspiel kein PvE beinhalten wird. Zumindest fast keins. Trainingsgebiete sowie Events werden weiterhin durch NPCs geführt, allerdings in stark verringerter Zahl. Jacobs Vision ist es, von Computergegnern wegzukommen und stattdessen stark auf Spielerinteraktion zu setzen. Die beginnt schon im Level-Prozess, der komplett über PvP-Getümmel vonstattengeht, wenn man es so möchte. Je mehr ihr euch anderen Spielern im Gefecht stellt, desto mehr skillt ihr eure Figur und unterstützt gleichzeitig damit euer Reich – mit jedem besiegten Gegner ein Stückchen mehr. Genau dafür will City State Entertainment euch belohnen. Details zu diesem Fortschrittssystem werden aber erst in zukünftigen Entwicklerblogs angegeben.

Camelot Unchained: Der Wirtschaftssimulator

Kernkomponenten des Spiels sind Housing, Crafting, PvP und RvR. Wenn man also mal keine Lust auf blutiges Gemetzel hat, kann man sich auch entspannt anderen Aktivitäten widmen. Um auch wirklich entspannt sein zu können, bietet Camelot Unchained die Unterteilung der Welt in sichere und gefährliche Gebiete an. Grundsätzliche Ressourcen werden in beiden Umgebungen vorhanden sein, jedoch sollt ihr in den gefährlichen Gebieten reichere Adern in Minen sowie wertvollere Rohstoffe vorfinden. So könnt ihr wählen, wo ihr euer Heim oder eure Arbeitsstätte als Crafter lieber platzieren möchtet. Der Aufenthalt in gefährlicheren Gebieten sichert zwar auf der einen Seite den Zugang zu seltenen Bodenschätzen und ermöglicht den Erhalt von Zusatzboni, gleichzeitig sitzt einem aber auf der anderen Seite die Angst im Nacken, dass der Feind jederzeit zum Einsatz in vier Wänden vorbeikommen kann. Um die gefährlichen Territorien aber nicht zu sehr zu benachteiligen, winkt ein Zeitbonus beim Wiederaufbau des Eigenheims.

Wie bereits erwähnt, will Mark Jacobs eine Spielwelt mit möglichst wenigen Nicht-Spieler-Charakteren, zum Beispiel Händlern, erschaffen. An die Stelle unserer computeranimierten Freunde sollen dafür echte Menschen treten – die Spieler, die unter anderem Crafter-Klassen gewählt haben. Auktionshäuser will City State Entertainment so komplett aus dem Game verbannen und auch nicht ermöglichen, dass vom Spieler hergestelltes Equipment von irgendeinem NPC-Händler übertroffen werden kann. Jacobs träumt davon, dass sich kleine wirtschaftliche Strukturen so automatisch etablieren und man im Spiel, wie auch im richtigen Leben, in einen Laden geht, um Waren zu erwerben, mit dem Verkäufer um Rabatte feilscht und Vergünstigungen beim wiederholten Kauf im persönlichen Gespräch herausholt. Um noch mehr Real-Life-Feeling in unser virtuelles Reich zu bringen, werden Crafter bei hoher Quantität und Qualität ihrer Arbeit auch die Möglichkeit haben, sich Ingame einen Namen zu machen und damit weitere Käufer anlocken. Damit der erreichte Erfolg nicht gleich wieder zunichtegemacht werden kann, sollen sichere Plätze für Crafter geschaffen werden, sodass diese ihre Waffen und Gegenstände nicht mitten auf dem Schlachtfeld zwischen Schwerthieb und Konter herstellen müssen.

Weg mit der Hilfe

Im Interview kritisiert Jacobs die förmliche Bemutterung des Spielers in anderen Online-Rollenspielen und äußert sich auch darüber, dass er nicht versteht, warum Entwickler solche Angst davor haben, ihre Kunden vor Niederlagen, schwierige Aufgaben oder auch mal lange Wegstrecken zu stellen. So helfen uns heute vielerlei Ingame-Tools wie Richtungspfeile, Hinweise in Questbüchern oder Unmengen von Schnellreisepunkten über so manche Unannehmlichkeit hinweg. Jacobs beanstandet an diesen Hilfsmitteln, dass der Spieler zu sehr verwöhnt wird und durch diese Einfachheit den Spielspaß verliert oder sich nicht mal auf der Karte der Spielwelt auskennt, in der er lebt und agiert. So kann keine Identifikation mit dem Reich und seinem eigenen Charakter entstehen, so Jacobs. Besser machen will der Entwickler es durch die Bereitstellung von simplen Karten und nur wenigen Schnellreisepunkten. Der Spieler soll wieder ein Gefühl für Erkundungen bekommen und den Drang verspüren, seine Gegend zu erforschen.

Kickstarter-Kampagne, Geschäftsmodell und Technik

Um herauszufinden, ob sich genug Spieler für sein Projekt interessieren, hat Mark Jacobs entschlossen, Camelot Unchained über das Kickstarter-Prinzip initial zu finanzieren. Das bedeutet, er stellt sein Projekt der Kickstarter-Website zur Verfügung und wählt dabei ein Anfangsbudget aus, welches mindestens erreicht werden muss, um das Spiel zu realisieren. Anschließend können sich ab März diesen Jahres Interessenten ebenfalls auf Kickstarter.com registrieren und sich als sogenannter Backer mit einer beliebigen Geldsumme ausweisen. City State Entertainment will so eine Startsumme von zwei Millionen Dollar sammeln und anschließend drei weitere Millionen aus der eigenen Tasche dazugeben. Sollte diese Finanzierung bereits an der Mindestsumme scheitern, werden den Sponsoren natürlich keine Gelder abgebucht und das Projekt wird wieder eingestampft. Wir sind gespannt, wie dieser Versuch ausgeht.

In der Frage der späteren Finanzierung beruft man sich wiederum auf alte Tugenden. Ein klassisches Abo-Modell soll es werden, mit dem Spieler jeden Monat für ihren Aufenthalt in Camelot Unchained bezahlen. Zusätzlich spielt man aber auch mit dem Gedanken, einen Itemshop zu implementieren, der aber eher soft ausfallen soll. Da die Entwickler noch auf der Suche nach einer passenden Engine für Camelot Unchained sind, können insgesamt noch keine Aussagen über technische Anforderungen an eure PCs daheim getroffen werden. Jacobs antwortete aber auf die Nachfrage allgemein, dass er sich ein grafisch ansprechendes Gesamtbild wünscht. Screenshots oder ähnliches gibt es leider noch nicht. Bis zum geplanten Release im September 2015 werden wir euch sicher noch mit mehr Details dazu versorgen können.

Unser Ausblick

Camelot Unchained wird sicher kein MMORPG für die breite Masse. Schon das fehlende PvE und die drastische Reduzierung der Nicht-Spieler-Charaktere dürfte so manchen Rollenspieler abschrecken. Aber dies ist genau der Effekt, den City State Entertainment und Mark Jacobs erreichen wollen. Ihr Ziel sind die hartgesottenen PvP-Fans, die sich nur auf dem Schlachtfeld Zuhause fühlen. Fraglich ist nur, wie viel Erfolg man heutzutage damit hat. Vor zehn Jahren war diese Orientierung noch voll im Trend, aber heute braucht es schon mehr, um ein gutes Online-Rollenspiel auszumachen. Allerdings könnte auch genau hier der Hase im Pfeffer liegen. Schon seit Jahren trauern einige PvPler den alten Tagen hinterher, da könnte sich genau hier diese Nische auftun, um alle denjenigen eine Heimat zu bieten, die sich in aktuellen Titeln nicht genügend gefordert sehen. Interessant ist Camelot Unchained allemal und bis 2015 ist ja auch noch ein wenig Zeit. Als Nächstes steht erst mal die Kickstarter-Kampagne ins Haus, wir sind gespannt, wie viele Baker City State Entertainment hier für sich begeistern kann.

Redaktion PlayCentral

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