Castlevania ist seit Jahren eine gute und vor allem auch unter den Spielern sehr beliebte Serie. Ihren Ursprung findet die Castlevania-Reihe im 2D-Universum. Das erste Spiel erschien 1987 für das Nintendo Entertainment System (NES). Nach zahlreichen gescheiterten 2D zu 3D Portierungsversuchen versuchte sich nun der spanische Entwickler Mercurysteam am ersten HD-Castlevania für die aktuelle Konsolengeneration. Unter der Mithilfe der japanischen Entwicklerlegende Hideo Kojima veröffentlichte man nun Castlevania: Lords of Shadow. Natürlich stellt sich die große Frage: Hat die Portierung der Dämonenjagd endlich den großen Sprung geschafft? Unser' Test gibt euch Aufschluss darüber.
Mehr Licht ins Dunkle bringen!
Wie in Castlevania-Teilen üblich, schlüpfen wir in die Haut eines Kämpfers, im Fall von „Lords of Shadow“ Gabriel Belmont, um das Böse zu beseitigen. Im nächsten 3D-Portierungsversuch von Castlevania dreht sich alles darum, dass ein unbekannter Zauber die Verbindung zwischen den Lebenden und Toten unterbrochen hat. Hierdurch können die Seelen verstorbener nicht mehr in das Land der Toten abwandern, weshalb sie als böse Dämonen zurück ins Land kehren. Eines Tages zerfetzen Ghoule und Vampire die Geliebte von Hauptcharakter Belmont, Maria. Ein großer Fehler, denn mit Rachegelüsten und ordentlich Herzschmerz macht sich Belmont auf um die Dunkelheit für immer ins Jenseits zu befördern.
Kommen wir nochmal detaillierter zu Hauptcharakter Gabriel Belmont. Dieser ist Teil des Belmont-Clans, einer Gruppe mächtiger Ritter des Lichts, welche sich zur Aufgabe gemacht haben die Menschheit vor den Mächten des Bösen zu schützen. Bereits in vorherigen Teilen von Castlevania schlüpfte der Spieler in die Rolle eines Belmont-Kriegers, um Schlösser nach Graf Dracula zu durchsuchen. Zu Beginn des Spiels starten wir in einem kleinen Dorf, wo wir unseren Rachenzug gegen die Dunkelheit starten. Zu Beginn stellen sich zahlreiche Wölfe uns in den Weg. Zu gleich ist dies das Tutorial des Spiels, welches uns alle Grundlagen im Kampf vermittelt. An Lichtquellen können wir unsere Lebensenergie aufsammeln. Diese gibt es an bestimmten Stellen verteilt im Spiel.
Für jeden eliminierten Gegner bekommt Gabriel Erfahrungspunkte, welche er für neue Attacken ausgeben kann. Dieses Feature erinnert sehr stark an Devil May Cry von Capcom, da man so die Fähigkeiten des Belmont-Kriegers individuell beherrschen kann. Ein tolles Feature, welches allerdings keine bahnbrechende Innovation ist.
God of War reloaded
Wo wir gerade von „geklaut“ sprechen: Auch das Kampfsystem erinnert stark an einen großen Titel. Die Rede ist von der God of War-Reihe, bei welchem Entwickler Mercurysteam anscheinend ganz genau hingeschaut hat. Mit beispielsweise der X-Taste können wir einzelne Gegner attackieren. Stehen Gabriel mal mehrere Feinde gegenüber kann er sich mit einem Flächenangriff (Y-Taste) wehren. Diese Attacke verursacht zwar wenig Schaden, schleudert die Gegner aber für einen Moment benommen auf Seite. Wie in God of War von Sony Computer Entertainment können wir uns Gegner schnappen und diese per Tastendruck umher schleudern.
Natürlich kann Belmont auch Attacken aus der Luft durchziehen. Mit der A-Taste mal in der Luft ergeben sich, je nach bisheriger Entwicklung eurer Kampffertigkeiten, tolle Combo-Moves. Als Waffe dient ein historisches Schlachtkreuz, welches wir durch verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten auch als Peitsche, Säge oder Seil verwenden können. Vor allem die verschiedenen Weiterentwicklungsmöglichkeiten von Belmont wissen zu gefallen und bringen eine enorme Abwechslung in das Spielgeschehen. Leider bleibt immer der Hintergedanke, das man das schon mal irgendwo gesehen hat.
Castlevania bedeutet zu deutsch „Teufelsschloss Dracula“. Wer jetzt hofft, wie in den klassischen Teilen durch sagenhafte Schlösser kämpfen zu können, der wird enttäuscht. In „Lords of Shadow“ stapft Gabriel Belmont mal durch hohen Schnee in Berglandschaften oder auch durch verregnete Wälder. Die düstere Atmosphäre spielt dabei eine große Rolle und konnte gut von Entwickler Mercurysteam eingefangen werden.
Die Kamera justiert sich dynamisch und automatisch und kann vom Spieler nicht gesteuert werden, weshalb einem die Sicht in manchen Situationen schon mal behindert wird. Kleinere 2D-Kletter-Passagen sollen für einen klassischen Castlevania-Flair sorgen, wirken an manchen Stellen aber unnötig und aufgesetzt.
Schnetzeln, denken, schnetzeln, denken…..
Wer die ersten zwei Seiten der Review gelesen hat fragt sich sicher nun: Wo bleibt das nächste abgeguckte Element? Wir liefern es euch mit dem Stichwort Rätsel. Denn Gabriel muss nicht nur sein Schlachtkreuz gegen die Mächte der Dunkelheit schwingen, sondern ab und an auch mal die Gehirnzellen einsetzen. Mal sind es Hebel, welche umgelegt werden müssen, andere Male muss der Spieler erst einen passenden Schlüssel für die Tür zum fortschreiten finden und so weiter und so fort. Auch hier bietet Konami das volle Standardprogramm, welches wir schon in anderen Genre-Kollegen massenweise gesehen haben. Aber hey: Auch ein God of War hat das Rätsel-Rad nicht neu erfunden, also halb so wild.
Grafischer Hingucker
Über die düstere Ausrichtung der Außenareale haben wir euch ja bereits in Kenntnis gesetzt. Kommen wir nun zur allgemeinen technischen Seite von Castlevania: Lords of Shadow. Grafik setzt Konami zwar keine Maßstäbe, dennoch sieht das Spiel gut bis sehr aus. Vor allem die Regeneffekte mit leichtem Glanzeffekt und die Spiegelungen der Bodentexturen wissen zu überzeugen. Besonders viel Mühe gegeben hat sich Entwickler Mercurysteam bei der Erstellung der Gegnermodell. Die Monster sehen unglaublich detailliert und scharf aus, dass man sogar zweimal hinschauen muss. Auch die Animationen sind sehr gelungen: Riesige Bossgegner schleppen sich über den Bildschirm und kleinere Wölfe oder Spinnen flitzen was das Zeug hält.
Im Bereich Sound kann Castlevania: Lords of Shadow vollends überzeugen. Der bombastische Soundtrack gehört mit zum besten was wir seit langem in einer Videospiel-Produktion gehört haben. Auch in der deutschen Version ist die Synchronisation nur in englisch mit deutschen Untertiteln verfügbar. Jedoch kein Hals- und Beinbruch, da die englische Orginalvertonung mit Stimmen von unter Anderem Patrick Stewart, Jason Isaacs und Robert Carlyle sehr gelungen ausfällt. Über stimmige Umgebungsgeräusche brauchen wir euch nicht berichten, da dies mittlerweile zum Standard eines jeden Videospiels dieses Genres gehört.