Seit dem 19. November ist „Cowboy Bebop“ sowohl als Realserie als auch als Anime auf Netflix verfügbar, und während die Live-Action-Fassung eher gemischt aufgenommen wird, hat sich der Anime über mehr als 20 Jahre zu einem unschlagbaren Klassiker entwickelt.
Zu den Vorteilen des Anime gehört. dass ein Rewatch nicht immer komplett sein muss – schließlich funktionieren die meisten Episoden quasi als in sich abgeschlossene Kurzfilme. Also, wer vor der Realserie noch ein paar Folgen einschieben will oder vom neuen Release enttäuscht war und sich an die besten Momente des Anime zurückerinnern will, findet hier eine kleine Auswahl der wohl besten Episoden einer fantastischen Serie – zusammen mit Tracks aus der jeweiligen Folge.
7. The Real Folk Blues Part 2 – Session 26
Dann fangen wir doch gleich beim Ende an, schließlich misslingt gerade das bei vielen Serien und lässt Zuschauer zum Schluss etwas enttäuscht zurück. Nicht jedoch hier, denn Folge 26 beschert „Cowboy Bebop“ ein aufregendes, wunderschönes und trauriges Finale, das für die Serie einen perfekten Endpunkt setzt.
Daran ändert auch der spätere – und immer noch ziemlich gute – Kinofilm „Knockin‘ on Heaven’s Door“ nichts, der wie viele andere Episoden an einem mehr oder weniger beliebigen Zeitpunkt spielen könnte.
6. Jamming with Edward – Session 9
Ein früher und famoser Auftritt des letzten „Cowboy Bebop“-Team-Mitglieds: Edward Wong Hau Pepelu Tivrusky IV – Computergenie par excellence, auch bekannt als Cowboy Bebop at his computer.
In der Geschichte um einen (vermeintlichen) Hacker und Laser-Künstler bekommen wir außerdem einen seltenen Einblick darin, wie es eigentlich auf der Erde im Jahr 2071 aussieht – und wie es dazu kam.
Zudem hat die Episode einen besonderen Bonus, wenn man sie nach einigen Jahren wieder einschaltet: Die Realisierung, dass der Meme-Song Cats on Mars ausgerechnet hieraus stammte, was den YouTube-Kommentaren zufolge wohl viele überrascht hat.
5. Cowboy Funk – Session 22
Eine zuverlässige Art, gute Bösewichte zu schaffen, ist, sie als bösartige Reflektion des Helden zu benutzen. Und nach dem Maßstab ist Cowboy Andy vielleicht der effektivste Antagonist der ganzen Serie.
In einem Plot, der sich – rein theoretisch – um einen Serienbomber mit Teddybär-Gimmick dreht, stiehlt ihm Andy immer wieder die Show und hilft ihm indirekt sogar, während seine irgendwie vertraute Art Spike zur Weißglut treibt.
Mit Teddy Bomber kann man währenddessen schon fast Mitleid haben, werden seine dramatischen Monologe doch ständig von den Auftritten eines Village-People-Cosplayers unterbrochen.
4. Ballad of Fallen Angels – Session 5
Es gibt einige Gründe, dass „Ballad of Fallen Angels“ Fans in Erinnerung geblieben sein dürfte: Der plötzliche Stimmungswechsel zu den vorher eher leichtfüßigen Episoden, das zu dem Zeitpunkt schon fast unerwartete Auftreten eines Handlungsfadens, die brachiale Gewalt beim Showdown in der Kathedrale…
Aber einen Großteil ihres Status hat die Folge vermutlich der legendären Green Bird-Sequenz gegen Ende zu verdanken – einer unvergesslichen Mischung aus Zeitlupe, Flashbacks und Chorgesang, deren Signifikanz in der Geschichte sich aber erst nach einer Weile zeigte.
3. Mushroom Samba – Session 17
Wozu viel erklären: „Mushroom Samba“ macht einfach Spaß. Während ein Großteil der Bebop-Gang lernt, wie sich bewusstseinserweiternde Pilze auswirken, wird der Verkäufer dieser Pilze von zwei Blaxploitation-Hommages, einem Kind und einem Hund gejagt, in einer der dynamischsten und lustigsten Folgen, die Cowboy Bebop zu bieten hat.
2. Speak Like a Child – Session 18
Für eine Serie, die sich unter anderem um Gangster-Syndikate, Bio- und Explosionsterrorist*innen oder einen Alien-Virus dreht, steht hier erstaunlich wenig auf dem Spiel: Die Suche nach einem Betamax-Spieler, um einen Kinder-Amateurfilm schauen zu können.
Nachdem wir schon ein paar Folgen vorher einiges über Faye Valentines mysteriöse Vergangenheit gelernt haben, erfahren wir hier nicht wirklich viel neues über sie- Und trotz oder vielleicht gerade wegen dieser (gefühlten) Banalität ist „Speak Like a Child“ eine der emotionalsten Folgen aus „Cowboy Bebop“.
1. Pierrot Le Fou – Session 20
Und dann war da das eine Mal, als Spike gegen einen Batman-Bösewicht gekämpft hat.
Cowboy Bebop kündigt schon im Textcrawl aus seinem Opening an, etwas völlig neues, nie Dagewesenes zu sein. Und mit den vielen Genres, die in der Serie kombiniert werden, gibt es keinen wirklichen Rahmen, was zum Anime passt und was nicht. Aber trotzdem fällt „Pierrot Le Fou“ wohl am ehesten aus diesem Rahmen heraus und wird eine der einprägsamsten Folgen des Anime.
Der eine mögliche Nachteil des Ganzen ist, dass die Musik in der Episode nicht so schön anzuhören ist wie sonst, sondern eher dissonant gestaltet ist. Die vielen Nachteile sind beklemmende Kamerafahrten, ein einzigartiger Villain und atemberaubende Kampfszenen in der Eröffnung und der Parade gegen Ende.
„Pierrot Le Fou“ bietet vieles, was man im Rest der Serie nie sehen würde und ist völlig in sich abgeschlossen, wird also in späteren Folgen nicht mal mehr referenziert – so, wie es sich für eine gute Bebop-Folge gehört.