Die Repräsentation der LGBTQIA+-Community ist nicht nur in unser aller Alltag ein relevantes Thema, sondern nimmt auch in popkulturelleren Werken einen immer größer werdenden Stellenwert ein.
Im Rahmen der Crunchyroll Expo 2022 (CRX) haben wir uns während eines Boys Love-/Girls Love-Panels mit dieser Thematik auseinandergesetzt und die Inhalte möchten wir euch natürlich nicht vorenthalten.
Die Verfügbarkeit solcher Geschichten war früher ein Hindernis
Insgesamt moderierten fünf junge Frauen die circa 45 Minuten lange Veranstaltung und führten nach einer kurzen Vorstellungsrunde an, dass es früher schwierig gewesen sei, Boys Love- und Girls Love-Geschichten in den USA legal zu konsumieren. Ein Problem, das so auch auf Deutschland zutrifft.
BL (Yaoi) und GL (Yuri) bezeichnen Romance-Subgenres, in denen es um Beziehungen zwischen gleichgeschlechtlichen Partner*innen geht. Obwohl es historisch gesehen bereits seit vielen Jahrzehnten Manga-Storys dieser Art gibt, dauerte es lange, bis sie halbwegs Mainstream-tauglich wurden.
Ein Anime, der hierbei eine essentielle Rolle spielte, ist Sailor Moon, das mit seinem großen Erfolg den Weg für weitere Werke ebnete. Darin wurde erstmals in einer Mainstream-Produktion eine positive Beziehung zwischen zwei lesbischen Charakteren (Sailor Neptun & Sailor Uranus) gezeichnet. Positiv deshalb, da ihrer Geschichte ein Happy End vergönnt war. Dies war lange nicht selbstverständlich.
Hierzulande kam es in den vergangenen Jahren zu einem durchaus beachtenswerten Boom rund um Boys Love- und Girls Love-Manga sowie -Anime. Werke wie Adachi & Shimamura, Bloom Into You oder auch Ein Fremder am Strand wurden nicht nur von Genre-Fans positiv aufgenommen.
Aufgrund der zuvor genannten Schwierigkeiten fanden einige Fans jedoch ursprünglich eher über Umwege Zugang zu diesen Geschichten. Sport-Anime/-Manga, beispielsweise Free oder auch Haikyu!!, wurden während des Crunchyroll Expo-Panels Future of Romance: The BL/GL Genre genannt.
BL-/GL-Anime und -Manga sind noch kein Mainstream
Trotz dieses Booms sind beide Subgenres allerdings noch weit davon entfernt, wirklich mitten im Mainstream angekommen zu sein. Das liegt unter anderem an verschiedenen Vorurteilen, mit denen sich Anime und Manga dieser Art recht häufig konfrontiert sehen.
Ihnen wird etwa vorgeworfen, einen sehr hohen Fan-Service-Anteil, also eine stark sexualisierte Darstellung der Figuren, zu beinhalten.
Dass diese Szenen oftmals im Kontext der Handlung eine wichtige Rolle spielen und nicht zum Selbstzweck da sind, werde dabei von Kritikern oft übersehen. Darüber hinaus würde es, so die Moderatorinnen des CRX-Panels, für viele schlichtweg noch nicht „normal“ sein, Liebesbeziehungen dieser Art in Manga-Reihen oder auch Anime-Serien/-Filmen zu verfolgen.
Ein Punkt, der hierbei nicht außer Acht gelassen werden dürfe, sind die kulturellen Unterschiede in unterschiedlichen Teilen der Welt.
Während gleichgeschlechtliche Liebesbeziehungen in westlichen Ländern, etwa Deutschland oder auch den USA, nichts allzu Aufsehenerregendes mehr seien, wäre dies in asiatischen Ländern, beispielsweise Japan, anders, da sie konservativer geprägt seien.
In asiatischen Ländern sei es schwierig, darüber zu sprechen oder sich offen dazu zu bekennen, da es keine ähnliche Akzeptanz innerhalb der Gesellschaft geben würde. Des Weiteren sei es auch deshalb herausfordernd, einen Diskurs über LGBTQIA+-Themen zu führen, da es zu Zensur kommen könne.
Ihr habt jetzt Lust auf neue Serie bekommen? Vielleicht ist der GL-Anime „Bloom Into You“ bei Anime Planet etwas für euch:
Wirklich die Zukunft des Romance Genre?
Obwohl das Panel den Titel The Future of Romance trug, gingen die Moderatorinnen leider nicht darauf ein, wie sich BL- und GL-Geschichten in den kommenden Jahren entwickeln könnten. Da gerade dies ein überaus spannender Sachverhalt ist, möchten wir uns nachfolgend an eine grobe Einschätzung wagen.
Zunächst gehen wir von einem weiteren Wachstum beider Subgenres in den nächsten Jahren aus. Dieses hängt vor allem mit den anhaltenden Bestrebungen der Mitglieder der LGBTQIA+-Community, weiter für ihre Sache einzustehen. Es ist, wie zuvor bereits erwähnt, eine gesellschaftliche Entwicklung, die weiter Einzug in popkulturelle Werke und andere Teile unseres Lebens halten wird.
Zudem scheinen hiesige sowie ausländische Publisher bemerkt zu haben, dass es durchaus einen Markt für BL- und GL-Anime sowie -Manga gibt.
Es ist eine Nachfrage vorhanden, die zwar hinter jenen nach großen Mainstream-Produktionen zurückstehen mag, die jedoch groß genug ist, um eine relevante Zielgruppe zu bilden. Eine Entwicklung, die sicherlich auch in Japan bemerkt worden sein dürfte.
Doch bis Werke mit Yaoi- und Yuri-Fokus tatsächlich richtig Mainstream-tauglich werden könnten, werden vermutlich noch mehrere Jahre verstreichen müssen.
Hierbei dürfte es vor allem auf ein gewisses Umdenken in konservativ geprägten Ländern, die gleichzeitig wirtschaftlich relevante Märkte darstellen, ankommen, zum Beispiel China, Japan selbst oder auch Russland und Südkorea.
Aus diesem Grund vermuten wir ebenso, dass Romance-Geschichten rund um heterosexuelle Paare, wie etwa in „Horimiya“ oder auch „Shikimori’s Not Just a Cutie“ auch weiterhin eher tonangebend im Genre bleiben werden. Entsprechend dürfte noch ein langer und beschwerlicher Weg vor Boys Love- und Girls Love-Anime/-Manga liegen, bis diese tatsächlich zur Zukunft des Romance-Genre werden könnten.