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Cyberpunk 2077: CD Projekt RED, lasst uns über Musik sprechen – ein offener Brief

Immer wenn ich „Cyberpunk“ sehe, versetzt es mich in meine Kindheit zurück. Als Kind bin ich mit meinen Eltern öfters mit dem Auto in den Urlaub gefahren – das schloss nächtliche Fahrten nicht aus. Was mir stets im Gedächtnis geblieben ist, ist die Musik, die nachts im Radio gespielt wurde. Düsterer Elektrotechno. Kein Gesang, nur der tiefe dunkle Bass, der gepaart mit den Lichtern der Autobahn die Welt außerhalb unseres Autos in ein ganz anderes Licht gerückt hat. Wir waren im Dunkeln unterwegs und plötzlich machte genau jener dunkle Technobass das eigentlich so freundliche Italien zu einem ganz anderen Ort.

Ein geheimnisvoller, ja fast schon dystopischer Ort. Dabei waren es nur irgendwelche kleinen Dörfer, die wir nachts durchquert haben. Die Straßen waren aber leer, kaum beleuchtet und es hätte absolut alles in diesen kleinen Nebenstraßen passieren können – wir haben es bloß nicht gesehen. Die Musik zauberte mir entsprechende Bilder in den Kopf und machte aus diesen friedlichen Dörfern gefährliche Orte. Ich wusste als Kind natürlich, dass das nicht (immer) wahr ist. Aber es hat dieses Gefühl transportiert, das ich so dringend in Cyberpunk sehen möchte. Aus Realität wird im Kopf etwas, das wir nachvollziehen, aber nicht verstehen können und wollen.

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Ihr habt mit Chippin‘ In der Punkband Refused den ersten Titel aus dem „Cyberpunk“-Soundtrack vorgestellt. Der Song ist rockig, passt zum Lore von „Cyberpunk“ und transportiert mit dem Titel offensichtlich auch dieses Gefühl der Bandenkriminalität. Was aber fehlt, ist das atmosphärische Etwas. Ich will euer Setting auf audiovisueller Ebene spüren. Der Song passt unfassbar gut zur Story, doch habe ich das Gefühl, dass er das Grundgefühl von „Cyberpunk 2077″ repräsentieren sollte? Eher nein.

Noch nie war Musik bei einem eurer Titel so wichtig . Mit „The Witcher“ habt ihr bewiesen, dass ihr das richtige Händchen für Musik habt. Dass dieser Soundtrack im Rahmen der Wild Hunt LIVE Tour mittlerweile auf Reisen geht, beweist eindrucksvoll, dass die Menschen „The Witcher“ nicht nur für sein Gameplay, sondern auch für seine Atmosphäre lieben. Ich glaube aber auch, dass es im Falle von „The Witcher“ deutlich einfacher war. Das Fantasy-Genre ist präsenter und hat ein gewisses Bild in den Köpfen der Leute erzeugt – da ist es einfacher, die Erwartungen der Leute zu verstehen und anzusprechen.

Bei „Cyberpunk“ müsst ihr einen Schritt weitergehen. Ihr müsst. Ganz einfach, weil das Setting mit der falschen Musik nicht funktionieren wird. Wenn ich einen dystopischen Drogendeal mit hochtechnologischen Waffen stoppe und dabei nicht den richtigen Klang im Ohr habe, ist es nur irgendein Shooter. Wenn ich eine Lokalität in der hintersten Ecke von Night City betrete, benötige ich das Gefühl, dass wir gemeinsam etwas betreten, wovon ich mich als normaler Mensch eher fernhalten würde. Das Gefühl, dass in dieser Nacht unfassbare Dinge passieren, die im direkten Umfeld meines echten Lebens nicht passieren werden – hoffe ich zumindest.

Liebes CD Projekt RED-Team. Ich habe in den letzten Tagen viel Dark Techno, Dark Synthwave, Darksynth und wie sie nicht alle heißen gehört, sehe mich persönlich aber selber doch eher in der Rockschiene. Eben, weil Techno eindeutig nie meine Richtung gewesen ist und auch nie sein wird, weiß ich, wie viele Variationen dieses Musikgenres existieren und wie schwer diese Aufgabe doch eigentlich ist.

Gleichzeitig habe ich aber das Gefühl, dass dieses Genre genau diesen musikalischen Klang braucht, um die richtige Atmosphäre aufzubauen. Daher vertraue ich darauf, dass der Hype um „Cyberpunk 2077″ gerechtfertigt ist. Nicht, weil die Leute „The Witcher“ lieben, sondern weil ihr euren Erfolg ausbauen und intensivieren wollt. Es ist eure Möglichkeit zu zeigen, dass sich ein Spiel nicht nur durch seine Grafik definiert, sondern musikalische Aspekte mindestens genauso wichtig sind.

Wenn ihr eure Augen schließt, liebes CD Projekt RED-Team, und einfach hinhört … Seht ihr die dystopische Zukunft von „Cyberpunk 2077″ wirklich vor eurem geistigen Auge?

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