Hinter den Kulissen der E3 2018 zeigte CD Projekt RED erstmals Gameplay zu Cyberpunk 2077. Wir waren bei der Präsentation vor Ort dabei, gingen mit hohen Erwartungen hinein und kamen völlig überwältigt heraus.
Sechs Jahre Stillschweigen.
Ja, auch wenn es sich nicht so anfühlt, Cyberpunk 2077 wurde mitsamt eines Trailers bereits 2012 angekündigt – noch vor The Witcher 3. Doch während letzteres wenige Jahre später seinen Release feiern durfte, blieb es um Cyberpunk verdächtig still. So still, dass selbst der offizielle Twitter-Account von 2013 bis Anfang diesen Jahres keinen einzigen Tweet verschickte.
Glücklicherweise versicherte Entwickler CD Projekt RED immer wieder, dass sich Cyberpunk 2077 weiterhin in Arbeit befindet. Je weiter die Entwicklung von The Witcher 3 voranging, desto mehr Mitarbeiter wurden nach und nach zum nächsten Projekt abgezogen, mittlerweile sollen rund 400 Personen an dem Spiel arbeiten.
Dass wir in der vergangenen Woche einen zweiten Trailer zu sehen bekamen, kam dennoch nicht überraschend: Erste Anzeichen gab es im Januar, ein Auftritt auf der E3 2018 wurde nur wenige Tage später (inoffiziell) bestätigt. Doch während CD Projekt der Öffentlichkeit lediglich ein zusammengeschnittenes, 90 Sekunden langes Video präsentierte, bekamen wir hinter den Kulissen stolze 50 Minuten Live-Gameplay zu sehen. Was uns dort gezeigt wurde, ließ uns erstaunt zurück.
Die weibliche „V“
Belebt, imposant und dabei auch noch originell
Schon in den ersten Sekunden lässt sich erahnen, wie sehr CD Projekt RED mit seinen Wurzeln bricht: Erstmals ist es möglich, den eigenen Charakter schon vor Spielstart von Grund auf anzupassen und dabei sogar die Hintergrundgeschichte zu bestimmen. Klamotten, Geschlecht, Makeup, generelles Aussehen – all das lässt sich verändern, der Name jedoch nicht: Egal, was ihr wählt, letztendlich seid ihr „V“, eine intelligente Mischung aus Mensch und Computer, die sich in Selbstmitleid zu ertränken versucht und sich dabei in ihrem eigenen Apartment mit Alkohol und eingekauften Lovern ablenkt.
Cyberpunk 2077: Technisch für Next-Gen ausgelegt, Fokus auf Singleplayer und Battle Royale möglichV lebt in der kalifornischen Metropole Night City, die bereits beim ersten Auftritt (trotz spürbarer Framerate-Einbrüche) wahrlich imposant wirkt. Night City tauchte ursprünglich in den Pen-und-Paper-Spielen Cyberpunk 2013, 2020 und V 3.0 auf, die als Inspiration für Cyberpunk 2077 dienen. Gebäude ragen aus allen Ecken empor, jeder noch so kleine Winkel ist bunt beleuchtet, tausende Bewohner laufen herum und gehen ihrem Alltag nach. Wer dachte, The Witcher 3 sah bereits belebt aus, dürfte sich hier noch einmal die Augen reiben. Cyberpunk treibt das Ganze auf ein völlig neues Level.
Night City am Horizont
Der noch einmal angehobene Detailgrad dürfte auch der Tatsache geschuldet sein, dass Cyberpunk eine Originalvorlage fehlt, die man eins zu eins hätte übernehmen können (die oben erwähnten PnP-Spiele lassen wir mal außen vor.) CD Projekt musste jedes noch so kleine Asset aus der eigenen kreativen Schmiede herausholen. Für die Polen dürfte das ganze ein kleines Novum sein, immerhin hielt man sich bei der Witcher-Reihe so streng wie möglich an die Beschreibungen des Buchautors Andrzej Sapkowski, der seinerseits mit den Spielen gar nichts anzufangen wusste. Passend zum Setting wird im Vergleich zum realistischen Ansatz von The Witcher 3 mehr auf einen Comic-Look gesetzt, der hin und wieder an Watch Dogs 2 erinnert. Untermalt wird alles von einem Techno-Soundtrack, der dafür aber erneut mit Vocals auftrumpft.