Im dystopisch angehauchten Setting von Cyberpunk 2077 haben nicht nur die Konzerne vollständig die Kontrolle über die Welt übernommen. Auch gibt es ein wiederkehrendes Indiz dafür, das die Frage aufwirft, ob die Entwickler womöglich nicht ein wenig über die Glaubwürdigkeit des Settings hinausgeschossen sind.
Die Rede ist – wovon auch sonst – von handelsüblichen Dildos.
Dabei hat „Cyberpunk 2077“ scheinbar kein Problem mit Erotik und dessen Darstellung, alles erscheint sexualisiert und diverse Aspekte gar fetischisiert. Aber was hat es mit den inflationär verbauten Dildos auf sich?
Was für eine absurde Frage, könnte man meinen. Aber am Ende erscheint sie doch mehr als berechtigt, wenn wir uns die Sachlage einmal ansehen. Denn im neuen Rollenspiel von CD Projekt RED finden wir diese Erotikspielzeuge nahezu überall vor.
Und mit überall meinen wir auch überall. Sie liegen verstreut in Badezimmern (neben dem Bad oder auf dem Waschbecken) und in Schlafzimmern (unspektakulär auf dem Nachtschrank). Einen Sir John Phollustiff findet man dann hier und da in etwaigen Räumen mal vor, der sogar als vollwertige Waffe eingesetzt werden kann. So weit, so lustig, jemanden mit einem Dildo zu verprügeln.
Aber die Dildoparty geht noch weiter. Denn es stellt sich die Frage, was haben diese Erotik-Toys im Vorhof einer vermoderten Tankstelle zu suchen. Warum liegen die Spaßbringer wie der Space Rider 3000 inmitten einer Bar auf den Boden? Was haben die Abbilder des männlichen Geschlechts in Meeting-Räumen eines Konzerns zu suchen?
Ganz zu schweigen von den Faust-ähnlichen, also auch recht unorthodoxen Vergnügungsapparaten. Da wird eine All Stars Belladonna’s Fick Faust nicht selten als Ausstellungsstück drapiert. Aber hey, jedem das Seine.
Dass solche erotischen Spielzeuge heutzutage nahezu in jedem Haushalt existieren, dürfte erst einmal niemanden überraschen und wenn wir einmal ehrlich sind, ist es auch nichts Besonderes. Ebenso die Tatsache, dass Sex schon lange kein Tabuthema mehr ist.
Was ist dann das Problem mit den Dildos?
CD Projekt macht es sich an einigen Stellen allerdings vielleicht zu einfach, indem sie solche Objekte als Interaktionsgegenstände in überhöhter Anzahl platzieren. Selbstverständlich kostet jedes benutzbare Gerät Ressourcen in der Entwicklung.
Durch die augenscheinlich platte Platzierung wird Night City hier nicht nur als übermäßig dekadent porträtiert, was vorerst das vorgegebene Setting via Environmental Storytelling unterstützt. Man könnte es den Entwicklern sogar als kindisch auslegen, weil man das Wie und die Art und Weise nicht so wirklich ernst nehmen kann.
Entwarnung: Sicher. Das wiederum zeigt am Ende aber auch, dass sich das Spiel selbst nicht ganz so ernst nimmt und das ist häufig auch gar nicht mal so schlecht, wie wir dank DOOM Eternal wissen. Denn sind wir mal ehrlich: wie oft kommt es schon vor, dass jemand in der realen Welt mit einem Dildo verprügelt wird? Ich wage zu behaupten, eher selten.
Am Ende bleibt es also ein Videospiel, das keinen Reibach daraus macht, eines zu sein. Das kennen wir zum Beispiel aus den „Metal Gear“-Spielen von Hideo Kojima, in denen kurzerhand einer der Hauptcharaktere einfach mal die Steuerung erklärt, recht offtopic und ohne mit der Wimper zu zucken, als wäre es das Normalste von der Welt.
Im besten Fall können die Spieler also darüber schmunzeln, aber im schlechtesten Fall nimmt es dem gesamten Setting ein wenig an Glaubwürdigkeit, da es aufgedrückt erscheint. So oder so dürften sich die wenigsten Spieler daran stören. In jedem Fall haben es die Entwickler mit dieser Idee geschafft, dass darüber gesprochen wird. Allein das könnte womöglich schon ein Ziel der Entwickler gewesen sein? Eine offene Frage, aber was meint ihr?
Test-Wertungen zu Cyberpunk 2077
Aber wie gut ist das Spiel schließlich geworden? Hier lest ihr die internationalen Test-Wertungen zu „Cyberpunk 2077“: