Als Darksiders im Jahr 2010 auf den Markt kam, wurde durch viele Kritiker schnell klar: Wir haben es hier mit einem absoluten Referenztitel in Sachen Action-Adventure zutun. Ganz klar, dass sich Entwickler Vigil Games umgehend an eine Fortsetzung setzte, die mittlerweile die Händlerregale gestürmt hat. Anders als im Vorgänger stürzen wir uns diesmal mit Kriegs Bruder Tod in den epischen Kampf. Wir beantworten in unserem Test unter anderem die spannende Frage, ob Vigil Games die grandiose Leistung des Erstlings bestätigen kann.
Krieg und Tod vereint
Wie bereits erwähnt, schwingen wir uns in Darksiders 2 nicht in die Haut von Krieg (dem Hauptcharakter des Vorgängers), sondern in die von Tod – dem Bruder des Angeklagten. Angeklagt deshalb, weil er vom feurigen Rat für das Leiden der Menschheit auf der Erde verantwortlich gemacht wird. Krieg soll es gewesen sein, der das Gleichgewicht der Erde ins Wanken gebracht und die Apokalypse absichtlich eingeleitet haben soll. Die Schlacht zwischen Himmel und Hölle eskalierte und die Höllengestalten konnten den gesamten Erdball des Menschenlebens säubern. Nun liegt das Schicksal der vier apokalyptischen Reiter Krieg, Tod, Pest und Hunger ganz in den Händen von Tod.
Wer hat Angst vorm' toten Mann?
Schon der Beginn von Darksiders 2 könnte epischer nicht sein. In einer Art Tutorial reiten wir in der Haut von Tod in Richtung der schwarzen Festung. Dort sollen wir den Hüter der Weisheit aufsuchen, um ihn von der Unschuld unseres Bruders Krieg zu überzeugen. Doch der denkt gar nicht daran, Gnade walten zu lassen, geschweige denn, uns die Wahrheit zu erzählen. Also schwingen wir uns in den Kampf gegen den alten Heini und besiegen schließlich den Hüter aller Weisheiten. Doch dann kommts knüppeldick: Tod wird in eine Parallelwelt befördert. Zuvor kommt es noch zu einer interessanten Begegnung. Allerdings wollen wir euch hier nicht allzu viel spoilern, weshalb wir mit der letzten Story-Information weitermachen. Wir befinden uns nun in der zerstörten Welt der Erschaffer. Diese haben in den vergangenen Jahrtausenden den Erdball und die sich darauf befindlichen Lebewesen erschaffen. Doch sie haben ein großes Problem: „Korruption“. Das ist nicht etwa eine Anspielung auf die Chefetage der FIFA, sondern eine verfeindete Rasse, die das Paralleluniversum komplett zerstört hat. Es liegt nun an Tod, den Erschaffern beim Wiederaufbau zu helfen und so zurück in seine Welt zu gelangen. Aus Spoiler-Gründen stellen wir das Info-Paket über die Story an dieser Stelle ein. Abschließend bleibt zu sagen: Die Geschichte rund um die vier apokalyptischen Reiter könnte epischer nicht sein!
Tod nicht unsterblich
Spielerisch macht Darksiders 2 keine großen Sprünge im Gegensatz zum Erstling. Doch das war auch gar nicht nötig, da schon das Kampfsystem in Darksiders sauber über die Bühne ging. So rollt sich Tod per Knopfdruck aus dem Hexenkessel, um dann mit voller Wucht auf die Gegnermassen einzubrettern. Konterparaden gibt es derweil nur durch Zufall, da es eine festgelegte Taste zum Kontern nicht gibt. Zur Attacke verwendet Tod zwei verschiedene Waffenarten. Zum einen wäre da seine Hauptwaffe – der doppelte Sichel. Mit diesen Waffen kann Tod seine Agilität perfekt ausspielen und gehörigen Schaden machen. Wer es dann doch lieber ein bisschen klassicher mag, der kann auch auf sekundäre Items wie Hammer, Axt oder auch auf Klauenhandschuhe zurückgreifen, die man im Verlauf des Spiels findet. Wir empfehlen jedoch den Kampf mit den Zweifachsicheln. Diese sind nicht nur effektiv, sondern sehen dank Exekutionssequenzen auch noch unglaublich eindrucksvoll aus. Insgesamt ist das Handling und das Gameplay von Darksiders 2 sehr zugänglich und intuitiv. Und auch Anfänger werden mit Darksiders 2 zu Beginn keine Probleme haben!
Großes Talent stets verbessert
Darksiders 2 macht in Sachen Erzählung einen referenzverdächtigen Eindruck, spielt sich wie ein Mix aus God of War und Bayonetta und besitzt auch noch tiefgehende Rollenspiel-Elemente. Nicht nur, dass die Feinde stets neue Waffen oder Rüstungsgegenstände fallen lassen, mit denen wir Tods Werte in Sachen Schaden und Verteidigung verbessern können, es gibt auch zwei Talentbäume, welche das Kampfverhalten des apokalyptischen Reiters entscheidend beeinflussen. Da hätten wir zum Beispiel den "Nekromanten"-Talentbaum. Dank diesem kann sich Tod einige starke Helfer an seine Seite rufen, wie etwa Ghule oder einen überaus abgefahrenen Krähenschwarm, der die Feinde nicht nur ablenkt, sondern ihnen auch noch Schaden zufügt. Als wäre das noch nicht genug Rollenspiel, gibt es auch noch den "Todesboten"-Talentbaum. Dieser ist für alternative Kampffähigkeiten verantwortlich. Dank Raserei oder einem Teleportangriff schlägt Tod besonders schnell zu und zieht dem Gegner dabei noch Lebensenergie ab, woraufhin er sich wieder aus der Gefahrenzone teleportiert. Das ist vor allem bei späteren Zwischen- oder Endbossen hilfreich, da diese es durchaus in sich haben. Besonders praktisch: Es können auf Xbox 360, PS3 und auch auf dem PC individuelle Shortcuts zugewiesen werden, mit welchen man das Kampfgeschehen auf seine eigene Spielweise zuschneiden kann. Wer wissen will, wie sich einzelne Talentstränge auf den Kampf auswirken, der muss Darksiders 2 mehr als einmal durchspielen – ein großer Pluspunkt!
Die Spielwelt: Frei, offen – spannend?
Doch zwei ganz wichtige Fragen gilt es noch zu klären. Wie sieht es eigentlich mit der Spielwelt aus und gibt es wieder epische Boss-Fights? Zum ersten Punkt können wir euch eine klare Antwort geben: riesig! Die Spielwelt ist groß und durchdacht. Es gibt viele epische Schauplätze, wie man zu Beginn des Spiels schon formschön unter die Nase gerieben bekommt. Im Verlauf des Spiels bereisen wir alle möglichen Ortschaften der großen Karte. Es bleibt allerdings festzuhalten, dass der Titel keinen typischen „Open World“-Stil besitzt. Heißt im Klartext: Wir reiten zwar mit unserem untoten Pferdchen durch die Walachei, jedoch finden wir in den großen Außenpassagen nur selten einen Schauplatz. Meist reiten wir durch dröge Landschaften, die ein bisschen an Shadow of the Colussus erinnern, aber doch irgendwie beeindruckend auf den Spieler wirken. Das macht aber auch gar nichts, denn zumeist sind wir mit Staunen beschäftigt, wenn sich wieder riesige Berglandschaften mit einer hübschen Festung im Nebelgrau auftun. Und auch zum Thema Boss-Fights gibt es was zu sagen. Natürlich sind diese wieder enthalten. Natürlich sind diese wieder knackig schwer. Und erneut natürlich wollen wir genau das. Knackige Boss-Fights mit verdienten Belohnungen wie etwa besonders magischen Gegenständen. Diese können wir Tod übrigens über das Inventar anziehen, das es in Darksiders 2 gibt. Es gilt die alte RPG-Regel: Je epischer der Bosskampf, desto größer die Chance, dass uns ein Unique-Gegenstand in die Hände fällt. Klingt doch dufte, was? Man sollte allerdings erwähnen, dass der Sammeltrieb nicht ganz so groß ist, wie etwa bei Spielen wie Diablo 3. Allerdings sind die RPG-Elemente eine nette Nebensache, die das Spielgeschehen klug erweitern.
Technisch unverwechselbar und einzigartig
Kommen wir abschließend noch auf das Thema Technik zu sprechen. Wir machen uns nichts vor: Darksiders 2 hat sich an zwei Adventure-Größen bedient. Zum einen wäre da das typische Hack'n Slay-Kampfsystem aus dem Sony-Kracher God of War. Das hat man wunderbar in die apokalyptische Welt portiert und super umgesetzt. Zum anderen wäre da das Zelda-ähnliche Mark-System, mit dem wir einen Feind markieren und anschließend mit viel Agilität um ihn herum hüpfen. Doch was bietet die Technik? Insgesamt wirkt der Grafik-Stil von Darksiders 2 doch sehr besonders. Zwar hat man schon des Öfteren Spiele im Cel-Shading-Look zu Gesicht bekommen, jedoch konnte bisher kein Titel eine epische Story so glaubhaft in diesem Grafik-Stil erzählen wie Darksiders 2. Man hat zu jeder Zeit das Gefühl, dass man trotz leichtem Comic-Stil in einer stimmigen, dem Untergang geweihten Welt herumkämpft. Schon alleine dafür sammelt Vigil Games Fleißpunkte. Leider mussten wir auf der Testkonsole (PS3) immer wieder leichtes Tearing in den offenen Arealen feststellen. Eigentlich gibt es dafür gar keinen Grund, da man aufgrund der doch drögen Landschaften nur wenig Rechenleistung beansprucht. Das ist aber auch schon der einzigste Kritikpunkt in Sachen Optik. Untermauert wird der starke, technische Eindruck vom Soundtrack und der allgemeinen Vertonung. Die Synchro wirkt sehr stimmig und die orchestralen Töne passen zu jeder Zeit zum aktiven Spielgeschehen. Darksiders 2 ist sicherlich kein grafischer Leckerbissen, der mit Titeln wie God of War 3 in Konkurrenz steht, jedoch besitzt Darksiders 2 seinen ganz eigenen Stil. Und genau das ist im heutigen Zeitalter eine Besonderheit!