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Detroit: Become Human: Androiden an die Macht!

Die Qual der Wahl

Gameplaytechnisch ist Connor mit Abstand der interessanteste Charakter. Schließlich stehen dem Ermittler spezielle technische Hilfsmittel zur Verfügung, auf die Menschen nicht zurückgreifen können. So lassen sich wichtige Indizien oder interagierbare Objekte dank Raumscanner recht einfach finden. Wie bereits in der kostenlosen PS4-Demo demonstriert, können begangene Morde von Connor außerdem digital rekonstruiert werden, wodurch sich neue Erkenntnisse ergeben.

Je nachdem wie viele Indizien wir finden, eröffnen sich unterschiedliche Wege und Lösungsmöglichkeiten. Denn genau hier liegt die größte Stärke von Detroit: Become Human. David Cage hat mit seinem Team ein mehrere tausend Seiten langes Skript entwickelt, das für viele unterschiedliche Situationen sorgen soll. Da viele freischaltbare Wege im ersten Durchgang übersehen werden, präsentiert sich am Ende eines jeden Kapitels ein komplexes Ablaufdiagramm, das uns alle Möglichkeiten übersichtlich veranschaulicht. Zwar nimmt dieses Features auch ein Stück weit die Immersion sowie die Spannung des Spiels, wir haben uns allerdings regelmäßig dabei erwischt, wie wir minutiös die anderen möglichen Optionen durchgegangen sind. Außerdem lassen sich Prozentangaben hinzuschalten, wie sich eure Freunde oder Spieler weltweit entschieden haben.

Welche Rechte hat ein Roboter?

Ein zweiter Durchgang ist bei Detroit: Become Human also eigentlich schon fast Pflicht, gerade weil die getroffenen Entscheidungen, anders als bei Life is Strange, nicht nur Schein sind. Oft wirken sich diese gravierend auf folgende Kapitel und sogar das Ende aus. Stellt euch dieses nicht zufrieden, könnt ihr einen weiteren Spieldurchgang wagen oder im Hauptmenü zu wichtigen Schlüsselmomenten zurückspringen. Auswirkungen auf spätere Geschehnisse hat außerdem die Beziehung der Protagonisten zu anderen wichtigen Charakteren in der Spielwelt. Stehlen wir zum Beispiel Geld aus der Kasse eines kleinen Supermarktes, wird die Aktion von unserer kleinen Begleiterin Alice entsprechend kommentiert, während der Sympathiewert sinkt.

Es liegt also völlig am Spieler, wie man sich entscheidet und somit indirekt die Persönlichkeit der Androiden formt. Allerdings kamen während unseres Tests immer wieder moralische Bedenken auf. Stehlen wir nun Kleidung und Geld, damit Alice die Nacht nicht mit nassen Klamotten in einem alten Auto, sondern in einem Motel verbringen kann? Töten wir einen Androiden für funktionstüchtige Ersatzteile, obwohl dieser ausdrücklich am Leben bleiben möchte? Fügen wir uns dem Befehl unseres Besitzers und verharren auf der Stelle, während dieser seine Tochter schlägt? Immer wieder müsst ihr euch entscheiden, was nun richtig ist und ihr stellt euch die Frage, welche Rechte einem Android eigentlich zustehen. Schließlich handelt es sich dabei doch nur um einen Blechhaufen ohne Gefühle oder eigene Bedürfnisse. Oder sind Androiden wirklich Sklaven, eine unterdrückte Spezies, die ein Recht auf Leben hat?

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Patrik Hasberg

Schreiberling, Spieleentdecker, praktizierender Perfektionist und Mann fürs Grobe. Außerdem laufender Freizeit-Hobbit, der Katzen liebt. – Hunde gehen auch. „Auch sonst eigentlich ganz ok“.
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