Für die Anspielsession zu Deus Ex: Human Revolution hat sich Square Enix etwas Besonderes einfallen lassen und die Hamburger Bond Bar zum Hive ausstaffiert, der Stammbar von Protagonist Adam Jensen. Bei Snacks und Getränken durften wir nicht nur einer Präsentation zu Eidos AAA-Titel beiwohnen und Senior Lead Designer Jean-François Dugas erneut unsere Fragen um die Ohren schleudern, sondern hatten auch erstmals die Gelegenheit das Prequel zu Deus Ex 1 & 2 selbst anzuspielen. Als dann, zurück in die Zukunft!
Vorab: Für alle, die mehr zu DeusEx: Human Revolution wissen möchten, empfehlen wir einen Klick auf unser Interview!
Quo vadis, humanitas?
Zu Beginn des Events gibt es eine kurze Präsentation zum Spiel von Senior Lead Designer Jean-François Dugas, welcher extra aus Montreal angereist kam. Zu Beginn wird noch einmal ein vorgerenderter Trailer gezeigt, in dem mehrere Gestalten an einem reglosen Adam herumoperieren. "Ich habe das nie gewollt…", monologiert er, plötzlich erhebt er sich und schwingt sich mithilfe von Flügeln an seinem Körper wie Ikarus aus der griechischen Mythologie in luftige Höhe. Doch als er der Sonne zu nahe kommt, blendet das Bild aus und Adam erwacht aus seinem Albtraum. Der Trailer rekapituliert noch einmal das Setting des Spiels, welches chronologisch vor seinen beiden Vorgängern angesiedelt ist. Im Jahr 2027 hat die Menschheit erstaunliche Fortschritte auf dem Gebiet der Kybernetik gemacht, was die Bevölkerung der Welt in zwei Lager spaltet. Auf der einen Seite stehen die Befürworter der neuen Technologie, welche zum Großteil der Regierung oder großen Unternehmen angehören. Korruption steht an der Tagesordnung, weswegen die lokalen Ordnungshüter gelegentlich scharfe Munition oder Polizeimechs gegen Demonstranten einsetzen. Logischerweise schrecken diese deshalb auch nicht davor zurück, mit Gewalt ihre Ansichten durchzusetzen. Doch heiligt der Zweck die Mittel?
Juckt es euch auch schon in den Fingern?
Kurzum, ganz Detroit ist ein Pulverfass, das jede Sekunde hochgehen könnte. Und unser Protagonist steckt mittendrin, der Spieler lenkt mit seinen Taten nicht nur das Schicksal von Adam selbst, sondern auch das seiner Umwelt. Für die Serie typisch beeinflussen die getroffenen Entscheidungen den weiteren Spielablauf beträchtlich, weswegen es eine Vielzahl an Plotsträngen und Endsequenzen geben wird. Dabei spielen nicht nur Moralfragen eine entscheidende Rolle, auch die Zeit, die sich der Spieler nimmt, wird bestimmte Ereignisse auslösen oder neue Optionen bieten. Der Spielablauf soll sehr nonlinear ausfallen, damit beim Erkunden der Welt möglichst viel Freihand gestattet wird und das Spielerlebnis dem eigenen Gusto angepasst werden kann. Auch die Wahl der Upgrades für die Implantate in Adams Körper gibt euch die Möglichkeit eure Figur stärker an euere Spielweise anzupassen. Leisetreter investieren in eine optische Tarnung, während martialischere Naturen die Feuerkraft hochschrauben. Aber genug mit dem Vorgeplänkel, die Präsentation ist beendet und ich darf endlich selbst Hand an Deus Ex: Human Revolution anlegen und die Demo zocken!
Cyborg werden, leicht gemacht
Zur Auswahl stehen die Schwierigkeitsgrade "Casual", "Normal" und "Deus Ex", von denen ich mich für die Standardvariante entscheide. In einem kurzen Prolog bekomme ich eine handvoll zwielichtiger Geschäftsleute zu sehen, die allem Anschein nach an einer Verschwörung brüten. Wer diese Männer sind und was sie für Absichten haben bleibt im Dunkeln, denn es wird in eine Nachrichtensendung umgeschaltet. Der Report zeigt eine Gruppe Demonstranten, die sich lautstark gegen die Verwendung von Implantaten aussprechen, es droht eine Zuspitzung des Konfliktes. Ziel der Proteste ist der Konzern Sarif Industries, welcher sich auf die Entwicklung von Implantaten für den Menschen spezialisiert hat. Außerdem ist Sarif Industries der Brötchengeber von Adam Jensen, der in dem Laborkomplex als Sicherheitschef tätig ist. Während einer Führung aus der Ego-Perspektive durch das Gebäude lerne ich die Wissenschaftlerin Megan kennen, zu der Adam eine besondere Beziehung zu haben scheint. Adam bekundet seine Skepsis an den Projekten der Firma, für die beide tätig sind, doch Megan ist der festen Überzeugung, dass ihre Arbeit dem allgemeinen Wohl dient. Human Revolution gibt sich Mühe die Charaktere und somit die dargestellte Welt möglichst glaubhaft zu gestalten, das Charakterdesign wirkt authentisch und vermitteln das Gefühl von einem lebendigen, sozialen Umfeld.
Hatte der zwielichtige Mr. Sarif bei Adams folgenschwerem Unfall die Finger im Spiel?
Als Adam zu seinem Chef gerufen wird überschlagen sich die Ereignisse: In einem der Laboratorien wurde der Alarm ausgelöst, deswegen soll er den Notruf untersuchen gehen. Damit werde ich ins Tutorial entlassen, hier fühlt sich Deus Ex: Human Revolution noch wie ein gewöhnlicher Ego-Shooter an. Gesteuert wird Adam aus der Ego-Perspektive, die Buttonbelegung entspricht dem Großteil der erhältlichen Shooter. Schnell wird deutlich, dass sich jemand gewaltsam Zutritt zu Sarif Industries verschafft hat, um irgendetwas oder irgendjemand in seinen Besitz zu bringen. Adam steht einer Überzahl an bewaffneten Söldnern gegenüber, die ihn mit Blei und Granaten jagen. Glücklicherweise kann er jederzeit mit LT in Deckung gehen und von dort aus der Verfolgerperspektive das Feuer erwiedern, außerdem beherrscht er wie Sam Fisher die SWAT-Drehung, mit der er fix von Deckung zu Deckung hechten kann. Schon das Tutorial spielt sich überraschend knackig, wer blind durch die Gegend stürmt, wird schnell verlässt das Gebäude im Leichensack. Gut fünf Minuten später habe ich das Ende des Einführungssegments erreicht, Adam gerät in den Hinterhalt einer Truppe Cyborgs, die ihn verdammt übel zurichten. Die Schurken machen sich mit gestohlener Technologie aus dem Staub und kidnappen zu allem Überfluss auch noch Megan, während der im Sterben liegende Adam als unfreiwilliges Versuchskaninchen zurückgelassen wird. In den Credits wird nun gezeigt, wie der arme Teufel der Augmentation unterzogen wird. Damit ist der Weg für den zweiten Akt der Handlung geebnet.
Ist es Inspektor Gadget? Ist es Robocop? Nein, es ist Adam!
Sechs Monate sind seit dem Vorfall bei Sarif Industries vergangen, bis Adam wieder seinen Job antreten darf. Die große Willkommensfeier bleibt jedoch aus, denn Adam muss wieder an die Arbeit. Die Gegner der Augmentationstechnologie, die sogenannten Purists, haben eine Fabrik von Sarif Industries in ihre Gewalt gebracht und bedrohen nun das Leben der Mitarbeiter. CEO David Sarif wartet zwecks Briefings auf mich, doch vorher muss ich noch zu Adams Kollegen Pritchard, der eine Korrektur an Adams HUD vornehmen muss. Ebenso wie der Rest der Belegschaft ist Pritchard überrascht, das mein kybernetischer Schützling wieder unter den Lebenden weilt und zweifelt an Adams Verfassung. Pah, denen werd ich’s zeigen! Auf dem Helipad wartet bereits Sarif mehr als ungeduldig und klärt mich über die Mission auf. Ich soll die Fabrik infiltrieren, die Bedrohung neutralisieren und geheime Waffenprojekte sicherstellen, bevor die Cops reinmarschieren und alles zu Kleinholz verarbeiten. Dabei steht mir die Wahl offen, ob ich scharfe Munition oder Tranquilizer benutze und kann mich zudem noch entscheiden, ob ich eher eine Waffe für lange oder kurze Distanz haben möchte. Das ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs, in der Mission selbst stehen mir noch mehr Möglichkeiten offen.
Was Snake und Sam Fisher können, kann unser Cyborg mindestens genauso gut.
Am Droppoint angekommen mache ich mich direkt ans Werk. Über ein Hausdach soll ich in eine Gasse hinabsteigen und durch den Hintereingang das Fabrikgelände betreten. Klingt einfach, ist es aber nicht, denn unten patroullieren zahlreiche Purists. Wache Nummer 1 schicke ich mühelos vom Dach mit einem Betäubungspfeil ins Reich der Träume und schleppe den schlummernden Gegner hinter einen Container, damit er nicht von seinen Komplizen gefunden werden kann. An der nächsten Ecke mache ich versehentlich einen Schritt zu viel – und werde prompt perforiert. Hier ist eine deutlich taktischere Vorgehensweise vonnöten, zumal Sarif mit Tranquilizern gegeizt hat und ich unmöglich alle Purists mit meinem Vorrat ausschalten kann. Also suche ich nach dem Laden des letzten Checkpoints einfach noch einmal genauer meine Umgebung ab, und voilá, über eine Strebe kann ich vom Container ungesehen das Vordach der Fabrik erklimmen. Hier erschweren jedoch ein paar offene Kabel das weitere Vorankommen, wie kann dieses Hindernis überwunden werden? Jeder Lösung folgt ein weiteres Problem, das mit ein wenig Hirnschmalz bewältigt werden kann. Ansonsten bleibt noch die direkte Konfrontation, aber das unerkannte Vorgehen ist und bleibt einfach anspruchsvoller und packender.
There’s a new cyborg in town
Der Schwierigkeitsgrad ist angenehm fordernd, perfektionistische Zocker können sich an manchen Abschnitten die Zähne ausbeißen. Bis man als Spieler mit Adam die Gegner so stylish wie in den Trailern ausschalten darf, werden viele Spielstunden vergehen und viele Praxispunkte in die Upgrades von Adams Implantaten investiert werden. Hochgelevelt werden die Fähigkeiten mit Praxispunkten, von denen uns in der Demo großzügigerweise fünf Stück von Beginn an zur Verfügung stehen, die dann in den Kategorien Combat, Stealth, Technology und Social verwendet werden können. Zwar kann Adam Gegnern mit einem Druck auf den B-Knopf seine metallenen Fäuste vor den Latz knallen oder wahlweise auch mit ausfahrbaren Armklingen die bösen Buben komplett unschädlich machen, jedoch geht dies auf Kosten seiner Energiezelle. Wenn Adam der Saft ausgeht und er zu allem Überfluss keine Munition in der Tasche hat, ist er so gut wie aufgeschmissen. Deswegen investiere ich zwei meiner Praxispunkte in eine weitere Energiezelle, damit ich im Zweifelsfall nicht zur nächsten Steckdose hetzen muss.
Adam erschöpft? Niemals!
Fehlen darf natürlich auch nicht das Hacking, das wie im Genre-Kollegen BioShock per Minispiel getätigt wird. In fremden Computersystemen zu schnüffeln kann etliche Vorteile bringen, beispielsweise lassen sich Überwachungsgeräte und Selbstschussanlagen deaktivieren, außerdem kann man sich Zugriff zu geheimen Dokumenten wie E-Mails verschaffen. Damit das nicht zu einfach ausfällt, sind die meißten Terminals an ein Sicherheitssystem gekoppelt, sodass beim Versagen des Spielers Alarm geschlagen wird und Verstärkungstrupps anrücken. Natürlich gibt es auch Upgrades, mit denen das Hacking leichter wird. Überhaupt werden kreative Vorgehensweisen nicht nur ermöglicht, sondern auch gefördert. Ein von einer Brüstung geschleuderter Pappkarton ist ein erstklassiges Ablenkungsmanöver und erlaubt das unerkannte Durchqueren eines Raumes, was mit einem Bonus an Erfahrungspunkten belohnt wird.
Können wir das Spiel nicht jetzt schon haben?
Zum Ende der Demo geht’s noch einmal richtig hoch her, denn nun stehe ich Auge in Auge dem Anführer der Purists-Gruppe gegenüber. Die Panik ist ihm ins Gesicht geschrieben, weswegen sich der Fiesling eine Wissenschaftlerin als Geisel nimmt und sie mit einer Pistole bedroht. Der nun folgende Dialog entscheidet über den Ausgang der Konfrontation: Soll Adam den Anführer der Terroristen dingfest machen oder ist das Überleben der Wissenschaflerin wichtiger? Oder lässt sich gar ein Mittelweg finden? Mit dem Digipad lässt sich entscheiden, ob Adam seinem Gegenüber gut zureden, an seinen Verstand apellieren oder ihn einschüchtern soll. Nach ein paar gesalzenen Argumenten und einem Hauch von Schmeichelei überlässt er Adam die Wissenschaftlerin, wofür er sich im Gegenzug aus dem Staub machen darf. Es konnte also nicht nur eine Zivilistin gerettet werden, sondern Adam konnte auch noch einen potentiellen Verbündeten für den späteren Spielverlauf gewinnen – und das ohne in der gesamten Mission einen einzelnen Tropfen Blut zu vergießen. Für ihren Ehemann kommt leider jede Hilfe zu spät, er fiel den Terroristen zum Opfer. Hätte ich ihn vielleicht noch retten können? Kurzerhand starte ich die Demo neu und versuche mein Glück.
Eingeleitet wird die Mission durch ein Briefing an Bord dieses Helicrafts.
Die angespielte XBOX 360-Version von Deus Ex: Human Revolution befand sich noch im Debug-Zustand, weswegen gelegentlich Programmierfehler auftraten und die Konsole in manchen Zwischensequenzen einfror. Zudem waren die Texturen noch nicht final und werden für den Release noch einmal aufpoliert, trotzdem sahen die in Sepia-Optik gehaltenen Charaktere und Locations großartig aus und wissen mit netten Details zu begeistern. Auch die Synchronisation ist erstklassig ausgefallen, die englischen Sprecher leisten hervorragende Arbeit und der gezeigte Trailer hat bewiesen, dass auch für die deutsche Fassung Profis hinterm Mikro stehen. Ein goldenes Händchen hat Eidos Montreal auch beim Gameplay bewiesen, welches dem Spieler eine große Vielfalt an Möglichkeiten bietet, aus denen er seine bevorzugte Zusammenstellung herauspicken kann. Seien es die unterschiedlichen Upgrades oder die verschiedenen Heran- und Vorgehensweisen einer Mission, euch wird mehr als ausreichend Gelegenheit geboten, mit "eurem" Adam Teil der Revolution zu werden.