Mehr als zehn Jahre nach dem letzten Teil der Kernserie setzt Capcom die Hack-and-Slash-Reihe mit Dämonenjäger Dante fort. Den Serien-Reboot von 2013 klammern die Japaner dabei aus. Ob Capcom die erstklassige Neuinterpretation von Hellblade-Macher Ninja Theory mit „Devil May Cry 5“ überflügeln kann? Wir haben dem Actionspiel für euch auf den Zahn gefühlt. Drei Helden, drei Kampfsysteme Die Zeit vergeht wie im Flug. Bereits im Jahr 2008 erschien der letzte reguläre Serienteil von Devil May Cry. Neben HD-Neuauflagen oder einer erweiterten Special Edition von „Devil May Cry 4“ trat Dämonenjäger Dante in ganz neuer Form nur im Serienreboot „DmC: Devil May Cry“ der britischen Spieleschmiede Ninja Theory in Erscheinung. Mit dem einmaligen Ausflug zu einem westlichen Studio im Jahr 2013 ist dann aber auch vorerst Schluss. Mit Devil May Cry 5 setzt Publisher Capcom nicht nur die Kernreihe fort, sondern entwickelt das Sequel auch wieder komplett intern. Mit Dante, Nero und dem neuen Charakter V geht es darin nach Red Grave City, wo ihr dem fiesen Oberdämonen Urizen ins Handwerk fuschen müsst. Wir haben uns mit dem Heldentrio für euch durch die 20 Storymissionen geprügelt und verraten euch im Folgenden, ob Serienfans und Genre-Anhänger auf ihre Kosten kommen. Prügeln und prügeln lassen In „Devil May Cry 5“ habt ihr Zugriff auf gleich drei spielbare Figuren. Neben Dante persönlich schlüpft ihr in die Rolle von Nero und die des neuen Charakters V. Dessen Spielweise unterscheidet sich erheblich von der der beiden anderen Recken. Während Nero und Dante die Höllenbrut vornehmlich mit Schwert und Schusswaffe auseinandernehmen, agiert V eher wie ein Dompteur auf dem Schlachtfeld. Per Knopfdruck hetzt ihr den Dämonen Vs Helferkreaturen Griffon, Shadow und Nightmare auf den Hals. Dahinter verbergen sich ein Vogel, ein Panther und einen Titan, wobei ihr letzteren nur zeitbegrenzt mittels eurer Devil-Trigger-Energie in den Kampf ruft. Die Kommandos an die Shadow und Co. unterscheiden sich grundsätzlich nicht von den Eingabebefehlen für bestimmte Schlagvarianten oder Kombos mit Neros oder Dantes Ausrüstung. Ihr haltet also etwa bei Griffon die Aktionstaste kurz gedrückt, um einen Blitzangriff zu zünden. Die Verwandlung von Shadow in eine Art Klingenrad erfolgt im Zusammenspiel mit entsprechenden Bewegungen des Sticks. Das funktioniert an sich gut und sieht auch mitunter ziemlich spektakulär aus. Allerdings fühlen sich die Kämpfe mit V extrem passiv an. Denn selbst austeilen kann das tätowierte Ebenholzlanghaar nicht. Neben dem Auslösen der Angriffe eurer Helfer müsst ihr lediglich den Attacken der Feinde ausweichen. Einmal König, immer König Während die Kämpfe mit V deshalb schnell regelrecht langweilig werden können und der gefühlte Mangel an Kontrolle ins Zentrum rückt, hatten wir mit Nero und Dante deutlich mehr Spaß. Nero führt zwar lediglich ein Schwert und eine Schusswaffe, nutzt dafür jedoch eine Reihe sogenannter Devil Breaker, Armprothesen, die spezielle Kampfoptionen wie etwa das Versetzen eines Gegners in Stase ermöglichen. Besonders groß ist die Vielfalt bei Dante, der im Laufe der Kampagne Zugang zu immer mehr Waffen, Gadgets und Fähigkeiten erhält. Wie üblich in der Reihe schaltet ihr weitere und stärkere Angriffsvarianten und Kombos über im Spiel gesammelte rote Kugeln manuell frei. Neben verschiedenen normalen Schwertern und Schusswaffen, zwischen denen ihr frei per Knopfdruck hin und her wechselt, nutzt ihr mit Dante auch eine Reihe sehr spezieller Nahkampfprügel und dürft zudem jederzeit zwischen vier verschiedenen Kampfstilen wechseln, die in erster Linie eine offensivere respektive defensivere Herangehensweise unterstützen. Zu den Nahkampfwaffen zählt auch der Cavaliere, ein dämonisches Motorrad, das Dante in zwei Hälften geteilt im Kampf einsetzt. Der Balrog ist wiederum eine Kombination aus Stiefeln und Handschuhen, mit denen ihr besonders nah auf Tuchfühlung geht. Besonders lustig ist eine Art Nunchaku, bei dessen Benutzung Dante Ninja-Kampflaute ausstößt, so glockenhell, wie es wohl nicht mal Liu Kang aus Mortal Kombat nach einem Ballbreaker von Johnny Cage vermag. Bierernst mag sich „Devil May Cry 5“ in guter Tradition also nicht nehmen. Devil May Cry 5 bei Amazon kaufen!* *Hinweis: Dieser Beitrag ist keine bezahlte Werbung. Bei allen Links zu Amazon handelt es sich um Affiliate-Links. Wir erhalten für jeden darüber erfolgten Kauf eine kleine Provision - ohne, dass ihr einen Cent mehr bezahlt. Tiefgang ohne Anspruch Während gerade Dante mit seinem reichhaltigen Angebot an Waffen und Skills ein enorm vielfältiges Kampfrepertoire besitzt, spielt das in „Devil May Cry 5“ letztlich nur eine sehr untergeordnete Rolle. Klar müsst ihr möglichst vielseitig die Möglichkeiten nutzen, um hohe Stilränge im Kampf oder beim abschließenden Missionsrating zu erlangen. Eine angemessene Notwendigkeit oder Motivation, besonders gut, effizient oder vielseitig das Dämonenpack zu besiegen, besteht allerdings nicht. Das liegt vor allem daran, dass „Devil May Cry 5“ im Teufelsjäger-Modus, dem höchsten, von Beginn an verfügbaren Schwierigkeitsgrad, deutlich zu leicht geraten ist. Die Prügelei mit den normalen Gegnern kommt für halbwegs mit dem Genre vertraute Spieler förmlich einen Selbstläufer gleich. Aber auch die meisten Bosskämpfe sollten die wenigsten vor ernsthafte Probleme stellen. Die zeigen zwar verschiedene Kampfphasen und richten bei Treffern bisweilen massiven Schaden an. Es ist jedoch eine größere Kunst, in einem Kampf ausgeknockt zu werden, als ihn gleich im ersten Anlauf zu schaffen. Es gibt zwar auch Bossfights, in denen ihr vielleicht mal beim ersten Versuch zwischenzeitlich in die Knie gehen werdet. Aber auch die meisten Bosse werdet ihr locker weghauen und verfügt ansonsten über einen viel zu großen Vorrat an goldenen Kugeln, mit denen ihr euch mitten im Kampf notfalls bei vollen Trefferpunkte wiederbeleben und ohne Fortschrittsverlust weiterkämpfen könnt. Genau das torpediert auch das an sich skillbasierte Gameplay von „Devil May Cry 5“. Es gibt beim ersten Durchlauf keinen echten Anreiz, alle Moves ernsthaft zu erlernen oder anzuwenden. Reine Button-Masher werden zwar nicht weit kommen, aber sie haben im Spiel viel zu gute Chancen, die grob 10 bis 15 Stunden lange Solokampagne erfolgreich abzuschließen. Kontraproduktiv sind zudem die Kameraführung, die auch bei der (teils obligatorischen) Nutzung der Aufschaltfunktion zu wenig hilft und für gelegentliche Übersichtsprobleme sorgt, aber auch die bisweilen wenig intuitiven Tastenkombinationen, mit denen ihr spezielle Moves oder Kombos auslöst. Online-Anbindung um jeden Preis Verschärft wird die geringe Motivation, sich ernsthaft ins Spielsystem und das verfügbare Angebot an Waffen, Moves und Fähigkeiten zu vertiefen, durch die Online-Anbindung. Während ihr die Missionen spielt, können nämlich bis zu drei Spieler in einer Art Koop-Modus zu euch stoßen. Rein theoretisch könnt ihr die dann auch während eines Kampfes sehen, zumeist aber erkennt ihr nur anhand der Einblendung, dass gerade dieser oder jene Spieler in eurer Partie ist. Obwohl ihr den anderen, und er euch, womöglich (nach unseren Erfahrungen sogar sehr wahrscheinlich) gar nicht wirklich zu Gesicht bekommt, gebt ihr am Ende der Mission eine Stylish-Bewertung ab, könnte dies aber auch auslassen. Insofern ihr eine vom Mitspieler erhaltet, winkt euch bei der nächsten Verbindung mit dem Server pro Bewertung eine weitere goldene Kugel. Da das Angebot an diesen Wiederbelebungsmitteln eh ziemlich üppig ausfällt und ihr abseits der letzten beiden Bossfights wohl nur selten überhaupt mal in die Knie gehen werdet, kann aufgrund dessen letztlich jeder notfalls durch die etwas kniffligeren Situationen durchsterben. Ob das im Vorfeld bekannt gewordene Vorhandensein von Mikrotransaktionen es tatsächlich ins finale Spiel geschafft hat, konnten wir anhand der zum Testzeitpunkt nicht einsehbaren Shop-Inhalte noch nicht prüfen. Eine Notwendigkeit, rote Kugeln gegen Echtgeld zu kaufen, gäbe es aufgrund des geringen spielerischen Anspruchs aber ohnehin nicht. Durch die Wiederholung von Missionen auf demselben oder nach Abschluss der Kampagne auf dem nächsthöheren Schwierigkeitsgrad, solltet ihr euch ohne großen Zeitaufwand notfalls die noch fehlenden roten Kugeln erspielen können.