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Diablo Immortal: Blizzard-Entwickler reagieren auf Shitstorm

Das Entwicklerstudio Blizzard hat mit Diablo Immortal einen ausufernden Shitstorm eingefahren, den es in diesem Umfang in der Blizzard-Geschichte wohl noch nie zuvor gegeben hat. Nun haben sich die Entwickler aus dem Diablo-Team und ein Mitbegründer des Unternehmens zum negativen Community-Feedback geäußert.

Die Blizzard-Community war ganz offensichtlich nicht sonderlich angetan von der großen Neuankündigung, die neue Wege im Diablo-Franchise bereithalten sollte. Voller Erwartung auf ein Remastered von Diablo 2 – Diablo 4 wurde nämlich im Grunde schon im Vorfeld dementiert – mussten die Fans eine herbe Enttäuschung hinnehmen. Ähnlich wie es EA mit Command & Conquer gemacht hat, folgt Blizzard nun den lauter werdenden Ruf des Mobile-Marktes und bereitet Diablo dahingehend vor.

Das Ende vom Lied beinhaltet den größten Shitstorm in der Blizzard-Historie, Beleidigungen und Morddrohungen inbegriffen. Die Entwickler mussten sich sogar live auf der Bühne Buhrufen stellen, die sie so sicherlich noch nie gehört hatten. Auf die darauf folgenden Dislikes und negativen Kommentare unter den Ankündigungsvideos folgte sogar eine Petition, die über Nacht mehr als 15.000 Unterschriften vorzuweisen hatte. Ein trauriges Antlitz, wenn man bedenkt, mit welchem Herzblut die Entwickler zuvor über Jahrzehnte an die beliebten Projekte gewerkelt haben. So erscheint die geballte Kraft der Negativität gar ungerecht gegenüber dem Principal Game Designer Wyatt Cheng und weiteren Entwicklern, die sich auf der Bühne den kritischen Fragen der Community stellen mussten. 

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Blizzard reagiert auf Shitstorm

Doch nun hat sich Blizzard im Nachgang zum Sachverhalt zu Wort gemeldet und auf den Shitstorm von Diablo Immortal reagiert. 

Unter anderem haben die Kollegen von Gamespot mit Wyatt Cheng und dem Senior Game Producer Joe Hsu auf der BlizzCon 2018 gesprochen. 

Zuerst gibt Cheng hier zu verstehen, dass der Titel für mobile Endgeräte erscheint, weil das Franchise bereits umfangreich auf Konsole und PC vertreten sei. So erfolge nun die Ausbreitung auf dem wachsenden Mobile-Markt. Weiter meint er, dass wir am Ende des Tages alle Spieler seien und wir tonnenweise Games auf allen Plattformen wie Konsole und PC spielten. Darunter fielen sogar Kartenspiele oder Brettspiele. 

''Wir spielen einfach Games und einige von uns spielen Mobile-Games. Ich denke, wenn wir die Möglichkeit in Betracht ziehen, ein ausgezeichnetes Mobile-Game zu kreieren, dann wollen wir das auch erreichen.''

Deswegen hätten sie sich in Hinsicht auf die Entwicklung von Diablo Immortal mit NetEase zusammengetan, die in der Vergangenheit bereits an diversen Titeln mitgeholfen hätten. Doch weiter seien die Geschichten von hoher Bedeutung, die sie erzählen möchten und Diablo Immortal biete die ideale Gelegenheit, die narrativen Zwischenräume zu füllen. Er vergleicht den Titel mit Star Wars: Rogue One, ein Film, der im größeren Universum von Star Wars existiere. Den Film könnten die Fans auf ganz eigene Weise schauen und sich an ihm erfreuen. 

Weiter spricht Joe Hsu darüber, Diablo einem größeren Publikum anzubieten und der Titel sei ganz repräsentativ in Hinsicht auf die Blizzard-Direktive ''neue Dinge auszuprobieren''. Er gibt zu verstehen:

''Ich persönlich spiele immer noch Diablo III. Ich spiele die Saisons und es ist eine schöne Erfahrung, aber ich würde es lieben, neue Dinge auszuprobieren. Und wir möchten das mit jedem teilen.''

Seines Erachtens sei die ''IP'' eine gute Wahl dafür gewesen und er hofft nun, dass die Spieler Diablo Immortal eine Chance geben, bevor sie über den Titel richten. Seines Erachtens wäre Skepsis fair und angemessen. Und dennoch hoffe er, dass die Leute mit einem offenen Geist an die Sache herantreten.

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Blizzard-Mitbegründer spricht Klartext

An anderer Stelle hat sich Blizzard-Mitbegründer Allen Adham gegenüber Kotaku zu Wort gemeldet. Er gibt zu verstehen, dass sie bereits mit Feedback in diese Richtung gerechnet hätten – doch eben nicht in solch einem Ausmaße. So hätte es negative Stimmen bei der Ankündigung zur Konsolen-Version von Diablo und dem Free-2-Play-Game für mobile Endgeräte, Hearthstone, gegeben. Zudem verstehe er, dass Diablo-Fans mehr möchten. Er meint zum nächsten großen Diablo-Spiel:

''Wir wissen, dass unsere Audienz hier mehr in Hinsicht auf eine bestimmte Sache möchte.''

Doch auch die Tatsache, dass Blizzard hier im Vorfeld der BlizzCon 2018 bereits Entschärfung betrieben hat, reichte nun wohl keineswegs aus. Deshalb argumentiert er:

''Bei Blizzard kündigen wir keine Dinge an, bis wir mit ihnen fertig sind. Es geht immer um die Qualität des Spiels, weniger um Timing, es geht mehr darum, unseren Spielern eine überwältigende Erfahrung zu bieten.''

Weiter spricht Adham über die einzelnen Teams. Er unterstreicht noch einmal, dass es zwei eingeteilte Teams gebe und sie versucht hätten, dies zu vermitteln. Er wisse, dass die Community besorgt sei, der Fokus könnte nun viel mehr auf die eine Sache liegen als auf die andere. Aber in Wahrheit gebe es mehrere Diablo-Teams, die an mehreren unangekündigten Diablo-Projekten arbeiten. Mehrere unangekündigte Diablo-Projekte (!), selbst nach der Ankündigung von Diablo Immortal. 

Er versichert zudem, dass Diablo Immortal ein ''Build-from-the-Ground-Spiel'' sei und nicht etwa Assets aus Diablo III übernommen wurden, wie es einige Stimmen behaupteten. Und der Vergleich zu den etablierten Free-2-Play- und anderen Geschäftsmodellen von Blizzard sprechen seines Erachtens dafür, dass die Community keine Mikrotransaktions-Geldmaschinenhölle wittern bräuchten. Auch wenn der infernale Aspekt ganz gut zum Diablo-Franchise passen würde, wie ich finde. Am Ende stehe jedoch die Passion vor allen Dingen:

''Die Passion ist, was uns antreibt und wir fühlen es auch. Das ist, warum wir Spiele erschaffen und warum wir Spiele seit nahezu drei Dekaden machen, warum unsere Community so passioniert hinter dem Franchise steht. Ich verstehe die Gefühle und wünschte, wir könnten mehr über die aufregenden Dinge teilen, die wir machen. Nicht nur mit dem Diablo-Franchise, sondern mit dem Unternehmen als Ganzes.''

Seine Hoffnung liegen bei dem Gedanken, dass die Hardcore-Fans das Spiel zocken und es lieben, neue Dinge über die Lore zu erfahren und zeitgleich mit einem vertrauten Gameplay konfrontiert zu werden. 

''Der Hauptunterschied ist jetzt, dass sie damit in der Hosentasche herumlaufen und es jederzeit spielen können, überall. […] Und wenn wir richtig gut in unserem Job sind, erreichen wir eine völlig neue, mobile Spielerschaft, die noch nie zuvor ein mobiles Action-RPG gespielt hat. Das ist die Herausforderung, an die wir jeden Tag denken.''

Meine Meinung: Ich bin der Ansicht, dass die Entwicklerteams hinter dem Diablo-Franchise diese erschreckende Negativität keineswegs verdient haben. Bedenke man einmal, wie viel Positivität sie in den letzten Jahrzehnten in die Herzen vieler passionierter Spieler gebracht haben. Sich einer Marktentwicklung beugen zu müssen, muss auf der anderen Seite nicht zwangsweise bedeuten, dass eine neue Ausrichtung immer etwas Schlechtes hervorbringt. Am Ende kommt es auf das abgelieferte Produkt an, dass in diesem Falle zwar nicht das nächste große Diablo-Big-Package sein wird, aber für das, was es ist und sein möchte, womöglich überzeugen und Anklang finden könnte. Doch das bleibt nun einmal vorerst abzuwarten. 

Vielen Dank an die Kollegen von GameSpot und Kotaku

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Ben Brüninghaus

Hauptberuflicher Jedi-Meister, nebenbeschäftigt bei PlayCentral.de. Popkultur-Fetischist: Star Trek, Star Wars, alles mit „Star“, verspeist Spiele-OSTs zum Frühstück, Großmeister der Bärenschule. Inquisitor. Mag das Ende von Mass Effect.
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