Vor 20 Jahren begann der unaufhaltsame Marsch der Siedler-Reihe, der bis heute unzählige Spieler aller Altersgruppen in seinen Bann zieht. Städte und Streitkräfte werden aufgebaut, während Wünsche der Bevölkerung erfüllt werden müssen. Die Siedler gehört nicht umsonst zu den Pionieren des Aufbaustrategiespiels und muss sich auch heute ganz sicher nicht verstecken. Sieben reguläre Teile sind mittlerweile auf dem Computer erschienen, eine weitere Umsetzung folgte in Form eines Remakes auf dem Nintendo DS und seit 2010 beehren uns die Siedler nun auch endlich auf dem heimischen Browser. Nun sind fast zweieinhalb Jahre seit der Erstveröffentlichung vergangen und wir fragen uns: Kann die Webversion in seiner jetzigen Version den hohen Anforderungen der Spielerschaft gerecht werden? Wir haben uns den Titel angeschaut und verraten euch in unserem Test, ob Entwickler Blue Byte uns da etwas Lohnenswertes präsentiert oder man mit Standardkost in der Menge stecken bleibt.
Erst einmal vorweg: Wer typische Elemente der Siedler-Reihe sucht, kann getrost aufatmen. Besonders die anfängliche Aufbauphase vermittelt den Eindruck, dass sich hartgesottene Fans schnell zurechtfinden werden. Rohstoffe abbauen, erste Gebäude errichten und die florierende Wirtschaft im Auge behalten: Ja, da fühlt man sich sofort heimisch und auch als Neueinsteiger hat man nicht das Gefühl sich in der Fülle an Informationen, Leitfäden und Techniken zu verlieren, denn kleine Tutorials und Textnachrichten begleiten den Einsteiger durch die gesamte Anfangsphase und das eher langsame Gameplay ermöglicht es einem, sich auch mit den kleinen Details relativ intensiv auseinanderzusetzen. Die Spieler werden des Weiteren auf sogenannte Zonen verteilt, die sich jeweils noch in verschiedenen Welten befinden. Die persönliche Zone ist das zentrale Heiligtum und kann daher nicht angegriffen oder behindert werden. Hier kann man sich also in vollkommener Ruhe austoben, ohne großartige Folgen fürchten zu müssen oder unter Zeitdruck zu leiden. Interaktionen, wie Handel, sind mit all jenen möglich, die auch eine Zone in der jeweiligen Welt besitzen, wobei der Fokus natürlich auf denen liegt, die direkt angrenzen. Zwar ist das am Anfang relativ unwichtig, nimmt jedoch mit zunehmender Zeit auch an Relevanz zu, denn Dinge wie PvP- und Coop-Zonen sind bereits in Planung. Entwickler Blue Byte schafft es also einen separaten Onlineableger der Serie zu präsentieren, ohne dabei das Spielgefühl und den Charme des Originals zu zerstören. Keine Selbstverständlichkeit mehr, wenn man sich aktuelle Fälle ansieht. Daher sind wir für diese Wohltat sehr dankbar.
Upgrades und Level in der Welt von Die Siedler Online
Neben altbekannten Elementen trumpft die Webversion mit exklusiven Spielelementen auf. So fällt primär das neue Levelsystem auf, das euch eigentlich durch den gesamten Spielverlauf begleitet. Dabei gilt: Je höher euer Level, desto mehr Möglichkeiten habt ihr auch. Dies äußert sich beispielsweise darin, dass ihr eure Werkstätten aufwerten könnt, um exklusivere Objekte herzustellen oder mächtigere Soldaten zu rekrutieren. Erfahrungspunkte erlangt ihr einerseits durch (tägliche) Quests sowie durch das Bekämpfen von Räubern, die in der Umgebung herumlungern, und versuchen, euch das Leben schwer zu machen. Am Anfang funktioniert das Aufsteigen auch sehr gut, aber irgendwann gelangt ihr an einen Punkt, an dem alles Gefahr läuft, langatmig zu werden. Die Quests alleine reichen später nicht mehr aus, um in der Stufe aufzusteigen und die andere Chance, an Erfahrungspunkte zu kommen, beschränkt sich auf das Jagen der Banditen, was auf Dauer sehr zäh werden kann. Daher muss sich der durchschnittliche Spieler einer Tatsache bewusst sein: Die Siedler ist kein schnelles Game, denn der Fokus liegt viel mehr auf konstantes Spielverhalten und langsames Entwickeln. Regelmäßig muss man sich hier und da um seine Leute kümmern, damit alles in Bewegung bleibt und nichts in sich zusammenfällt. Daher sprechen wir hier von einem Spiel, das mehr nebenbei und über einen längeren Zeitraum hindurch gespielt werden kann beziehungsweise muss. Es ist und bleibt eben ein Aufbaugame.
Ein weiteres Feature wartet auf euch, sobald ihr das 26. Level erreicht habt, denn dann erhaltet ihr Zugang zu den sogenannten Abenteuern. Hierbei handelt es sich um besondere PvE-Events, bei denen ihr eine gesonderte Truppe zu einer Insel schickt, um deren Geheimnis zu lüften und Belohnungen abzusahnen. Diese haben weiterhin eine eigene, kleine Geschichte und es ist eine nette Abwechslung hin und wieder eine kleine Handlung zu verfolgen und eben durch diesen individuellen Faktor verfängt man sich auch nicht in Langeweile, wenn man das dritte Abenteuer bestreitet, denn die Entwickler halten eine Vielzahl derer für euch bereit. Ein wichtiger Faktor, wenn man den Zeitraum bedenkt, der benötigt wird, um Level 26 zu erreichen und da tut ein wenig frischer Wind immer ganz gut. Wem das Ganze jedoch zu langsam geht, der kann gerne in die eigene Tasche greifen, um den Fortschritt schneller zu erzwingen. Jegliche im Spiel enthaltenen Ziele können durch den Einsatz von Echtgeld schneller erreicht werden, sowie ein Zugang zu exklusiven Inhalten ermöglicht wird, der im kostenlosen Angebot so nicht vorhanden ist. Allgemein gilt jedoch, dass diese Zusatzinhalte rein optional sind und auch nicht unbedingt vorhanden sein müssen, um erfolgreich zu sein, womit es jedem frei steht, wie er mit diesen umgeht, da im Prinzip nur der zeitsparende Effekt im Fokus steht.
Die Siedler mit Webtechnologie
Neben all den Aspekten der Spielmechanik darf man jedoch keineswegs vergessen, dass es sich hierbei um ein Browsergame handelt. Alles läuft also auf Java-Basis und die Leistung lässt sich wohl kaum mit einem Vollpreistitel vergleichen. Trotz geringem Anspruch hat die Grafik in der Onlineversion immer noch ihren ganz eigenen Charm und man fühlt auch Bezüge zu alten Vertretern der Serie, wenn man die Bewegung in den Dörfern sieht und wie alles in der Umgebung floriert. Die Entwickler haben wohl ihr Bestes getan um eine passende Mischung aus Leistung und Performance zu finden, denn während unserer Testphase kam es auch zu kaum bis gar keinen Abstürzen, wenngleich ein schwacher Arbeitsspeicher etwas leiden könnte. Schade hingegen ist der fast fehlende Sound im Spiel: Zwar hört man hier und da ein bisschen Vogelgezwitscher, aber ein echtes Soundboard hört man eigentlich gar nicht, was bei Aufbaustrategiespielen ein Muss ist. Technisch also vollkommen solide für die vorhandenen Ressourcen, wenn auch gleich mit Schwächen.
Fazit
Was bleibt nun also? Die Siedler Online ist eine optimale Alternative für all jene, die noch nicht im Besitz eines Vollpreistitels der Hauptserie sind oder keinen allzu starken Computer besitzen. Neben dem klassischen Feeling erwartet euch dort ein spannendes, aber zugleich langsames, Spiel, das für jedermann geeignet ist, der Spaß an diesem Genre hat. Spielelemente wie Abenteuer versuchen euch einerseits auf längere Sicht auf Trab zu halten, bieten jedoch auch hartgesottenen Fans die Möglichkeit, eine etwas andere Variante ihres Favoriten zu entdecken und trotz schwacher Möglichkeiten, im Bereich der Webspiele, präsentiert man euch ein solides Stück Spaß. Wir sagen daher: Wer noch mit sich ringt oder von Langeweile geplagt ist, sollte den Siedlern eine Chance geben.