Die große Kunst in der Welt der Mobile-Games liegt wohl mitunter darin, die Spieler wirklich von seinem Produkt zu überzeugen. Denn insbesondere die kostenlosen Vertreter in den App Stores laden zum zwanglosen Ausprobieren und dank WLAN oder LTE sind die entsprechenden Applikationen so schnell auf dem Smartphone-Speicher, wie sie diese wohlmöglich auch wieder verlassen.
Entsprechend ist es einige Worte wert, wenn man zur Abwechslung einmal an einem Spiel hängen bleibt und sich dieses darüber hinaus über Wochen hinweg in den Top-Listen des Apple App Stores hält. Den Simpsons ist es mit Springfield gelungen.
Dabei bietet EA mit den gelben Comic-Figuren kein nennenswert innovatives Spielprinzip und bedient sich den Reizen, die Spiele wie Farmville oder The Sims Social ebenfalls für sich sprechen lassen. Hierzu zählen insbesondere die Mechanismen, die immer wieder zur Rückkehr locken und dadurch ein gewisses Suchtpotenzial entwickeln. Verantwortlich sind auch in Die Simpsons: Springfield die ständig neu eingeleiteten Aktionen, die über Minuten, Stunden oder gar Tage hinweg laufen und erst bei Wiederkehr des Spielers ihre Belohnung enthüllen. Das Geschickte an der so beliebten App für iOS ist dabei, dass diese andauernden und sich wiederholenden Spielzüge gleich auf mehrere Komponenten verteilt werden und nur über den Kauf von Echtgeld-Boni beschleunigbar sind.
Am Anfang geht dabei wie gewohnt alles überaus schnell. In typischer Simpsons-Manier erfahren die Smartphone- und Tablet-Nutzer in einem Intro die Story hinter dem Spiel. Das Video zeigt einen Atomunfall im AKW von Springfield für welches – wie sollte es anders sein – Sicherheitsinspektor Homer Simpsons verantwortlich ist. Dabei sind die Konsequenzen weitreichend, denn die komplette Stadt fliegt in die Luft – und mit ihr ihre Bewohner. Zu allem Übel ist es nun auch noch Aufgabe von Homer und dessen Tochter Lisa, den Wiederaufbau von Springfield über die Bühne zu bringen. Hierzu lehrt einem ein Tutorial, wie das Baumenü, die Quests und das Belohnungssystem des Titels funktionieren.
Dabei spart Die Simpsons: Springfield schon zu Beginn nicht an Humor, denn die immer wieder bei Aufgaben auftauchenden Sprechblasen über den Köpfen der Bewohner der Stadt haben scherzhafte Tipps parat. Als der Einsteiger mit dem Haus der Simpsons sein erstes Bauwerk platzieren muss und dieses in einer vorgegebenen Fläche parkt, witzelt Tollpatsch Homer, wie viel kreative Freiheit das Spiel einem doch lasse. Der Hauch von Selbstironie zieht sich durch das komplette Spiel und zaubert damit eine der Erfolgskomponente von Serien wie Family Guy, American Dad oder eben Die Simpsons direkt auf den Smartphone-Bildschirm. Steigt man etwa im Level auf, kann es gut und gerne möglich sein, dass man angepflaumt wird, warum man denn noch immer dieses sinnlose Spiel über sich ergehen lasse. Einfach bezaubernd.
Der Weg zu diesen Sprüchen, oder in anderen Worten zum Levelaufstieg, führt über das Erfahrungssystem von Springfield. Erfahrungspunkte gibt es für Quests, die am linken Bildschirmrand auftauchen, das Bauen von Häusern oder das Kassieren von Geld. Die verschiedenen Gebäude verfügen über einen automatischen Cooldown, nach dessen Ablauf über dem Dach ein Dollar-Symbol oder Geldscheine auftauchen. Klickt man dieses, fliegen die Scheine und XP-Punkte auf den Boden und laden zum Einsammeln ein. Gleiche Belohnungen erwarten einen durch die Quests, die meist damit verbunden sind, den Charakteren eine Aufgabe zuzuteilen. Die Bewohner Springfields, die nach und nach mit dem Aufbau der Stadt hinzustoßen, können nämlich individuell angeklickt werden und verfügen über eine Vielzahl an Aktivitäten, die ihnen aufgetragen werden können. So kann man Lisa für wenige Sekunden zum Müllsammeln schicken, oder sie über Stunden hinweg mit ihrem Saxofon beschäftigen. Viele Quests fordern solche Anweisungen.
Lobende Worte darf man EA für den zurückhaltenden Cash-Shop im Titel aussprechen, denn es besteht kein Zwang, echtes Geld gegen die Donuts einzutauschen, auch wenn man für diese beispielsweise exklusive Gebäude ordert. Mit der nötigen Geduld, die sich im Rahmen hält, ist auch unabhängig der Aufbau der Stadt meisterbar, da sich die Preise für die Gebäude und Dekorationen zur Ingame-Währung im Zaum halten. Nach einigen Tagen darf man sich mit dem Vorhandenen dann auch erstmals sinnvoll städteplanarische Gedanken leisten und Gebäude, Straßen, Pflanzen, Parkplätze oder sonstiges Dekor nach eigenem Belieben anordnen. Dadurch gleicht kein Springfield dem anderen und die eigenen Wünsche werden stets erfüllt. Zudem kann man immer und immer wieder kostenlos die Anordnung ändern.
Dabei kommt es nicht nur auf Ordnung an, sondern auch auf Aspekte wie Ökobewusstsein. Denn die eigene Stadt unterzieht sich stets einem Bewertungsmuster, das etwa im Bereich des grünen Daseins punktet, wenn man besonders viele Bäume pflanzt. Ähnliches gilt für besonders zahlreiche Geschäfte, die den Konsum fördern und damit ebenfalls in das Ranking einfließen. Leider verpassen es die Entwickler, dieses System gezielt zu erklären, denn es scheint in Teilen fast so, als könne die Bestleistung von heute schon morgen wieder verflogen sein – und das, obwohl die entsprechenden Bauwerke noch immer das Stadtbild zieren. Zudem werden bessere Bewertungen nicht mit Vorteilen belohnt, sodass es sich nur um ein wenig aussagekräftiges Feature handelt. Das führt dazu, es völlig aus den Augen zu verlieren, weil das Freischalten neuer Charaktere viel eher die Sammelgier weckt, da diese die Straßen beleben, mehr Geld einbringen und zudem einfach Fortschritt verkörpern. Haltet mich für bekloppt, aber genau dem in diesen wenigen Absätzen erklärten Spielprinzip bin ich mit Leichtigkeit verfallen, auch wenn ich mir rational und trotz Erreichen von Stufe 15 nach vier Wochen noch immer nicht erklären kann, was Ziel des Spiels ist und ich weitermache, obwohl ich Family Guy, American Dad, Crash Canyon oder Southpark dem Humor der Simpsons vorziehe.
Vielleicht ist es die Tatkraft der Entwickler, die immer wieder Events über Updates nach Springfield bringen. So gab es kürzlich noch Feierlichkeiten zu Halloween, während welcher man Friedhöfe errichten durfte, aus welchen Zombies auf die Straßen strömten, die sich mit einem Klick vernichten ließen. Momentan feiert Springfield Weihnachten samt Tannenbaum und Weihnachtsmünzen. Von diesen lassen sich Häuser-Dekorationen erwerben und Quests, die einen beispielsweise mit dem Bau eines Apple-Stores beauftragen, abschließen. Zudem erdrückt eine dicke Schneedecke das sonst eher satte Gras und die Bäume sind ganz kahl geworden. Damit lockt Springfield immer wieder zu sich.
Wenig Freude macht das „Social-System“ über die Origin-Verknüpfung von Springfield. Wer Freunde aus Origin in seiner Nachbarschaft weiß, kann einmal pro Tag diese Städte besuchen und ein paar Münzen und Erfahrungspunkte dadurch kassieren. Nicht nur dass es überaus nervig und realitätsfern ist, seinen Freunden ständig diesen Druck aufzubauen, das Ganze ist auch wenig entlohnend.
Das größte Manko an Springfield sind die Server. Diese fallen mehrmals in der Woche aus und das auch über mehrere Stunden hinweg. Dadurch fällt eine Rückkehr in die Welt der Simpsons oftmals aus, was auf Dauer Aggressionen weckt und die Bewertungen im App Store drückt. Ansonsten ist die technische Komponente von Die Simpsons: Springfield astrein. Man kann sich ins Geschehen zoomen und der Titel läuft auch auf unserem iPhone 5 in idealer Auflösung bildschön. Der monotone Sound lässt sich während der kurzen Abstecher ertragen.