Am vergangenen Wochenende gipfelte die Horrorserie Digimon Ghost Game in ihrem großen Finale und brachte das Abenteuer zu einem Abschluss. Bereits zum Start der Show waren wir sehr angetan von deren Horrorausrichtung und sind uns nun sicher: Es ist der beste Anime-Ableger der Kult-Franchise seit Jahren.
Horror für Kinder, der funktioniert
Die letzten Anime-Spin-offs rund um die digitalen Monster, die Animationsstudio Toei in Serienform veröffentlicht hatte, stießen bei Fans oftmals auf ein geteiltes Echo. „Fusion“ beziehungsweise „Xros Wars“, wie es im japanischen Original heißt, wurde eher mäßig von der Community aufgenommen und selbst das Remake von „Digimon Adventure“ konnte nicht alle vollends überzeugen.
Auf „Ghost Game“ lag dementsprechend ein nicht gerade kleiner Druck und die Neuausrichtung dürfte sicherlich, erneut, nicht jedem gefallen haben. Digimon schreckte zwar auch in vorangegangenen Anime-Ablegern nicht vor teils harten oder erschreckenden Inhalten zurück, doch eine vollwertige Horrorserie gab es mit dem jüngsten Spin-off nun erstmals in der langen Geschichte der Franchise.
Es ist ein Neustart, der geglückt ist, denn die Verantwortlichen ziehen ihren Stiefel konsequent durch. Dabei dürfen natürlich auch Nervenkitzel, Freundschaft und Spaß in einer solchen Abenteuergeschichte nicht fehlen, immerhin sind sie seit dem Original-„Adventure“ fester Bestandteil der DNS der Reihe.
„Ghost Game“ hat all diese bekannten Stärken und bettet sie in eine Horrorserie für Kinder ein. Allerlei an Horrorcharaktere angelehnte Digimon haben einen Auftritt in der Show, die für eine Kindershow teilweise zwar immer wieder sehr harte Szenen hat, die unter die Haut gehen, es dabei jedoch nie zu weit treibt.
Verschiedene Horrorgenres & eine besondere Hommage
Zu den Säulen der Reihe zählen selbstverständlich auch unerfahrene Hauptcharaktere, in diesem Fall Hiro, Ruri und Kiyoshiro. Sie leben in einer hoch technologisierten Welt, in der Hologramme zum Alltag gehören. Seit langer Zeit kursieren jedoch schon Gerüchte über digitale Geister, bei denen es sich, wie unsere Protagonist*innen später herausfinden, eigentlich um Digimon handelt.
Mit den digitalen Monstern wissen die Macher*innen rund um das hauptverantwortliche Regie-Duo Kimitoshi Chioka („Dragon Ball Super“) und Masato Mitsuka („Digimon Adventure:“) über den Verlauf der insgesamt 67 Episoden gut umzugehen. Sie spielen immer wieder mit diversen Horrorszenarien, in die Hiro & Co. stolpern, und halten so die Spannung trotz der episodenhaften Erzählweise stets aufrecht.
Hierbei springen sie immer wieder zwischen verschiedenen Horrorgenres hin- und her: Mal ist es klassischer Monsterhorror, etwa wenn Mummymon oder Arukenimon auftreten. Doch auch Bodyhorror und psychologischer Horror haben einen Platz in „Digimon Ghost Game“. Diese Wandlungsfähigkeit zählt zu den großen Stärken der Anime-Serie und wird konsequenter genutzt als in den älteren Ablegern.
Darüber hinaus dürfen sich langjährige Fans gegen Ende des Abenteuers auf eine ganz besondere Folge freuen, in der eines der größten Mysterien der Digimon Adventure-Ära kurz aufgegriffen wird. Hierbei spielt ein Dragomon eine wichtige Rolle, das wir in der alten Serie am Meer der Dunkelheit gesehen haben.
Verschiedene Bilder und Einstellungen sind eine klare Hommage an die klassische „Adventure 02“-Folge und dürften vielen Fans ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben.
Ihr merkt schon: Horror ist ein sehr facettenreiches und wandlungsfähiges Genre, das im Laufe der Jahre verschiedene Subgenres hervorbrachte. Toei Animation vermag es in der Anime-Serie, diese Vielfalt sinnvoll für sich zu nutzen und glaubhaft miteinander zu verbinden. Daraus resultieren einige durchaus harte Szenen, die jüngere Zuschauer*innen wie alte Horrorhasen gleichermaßen gruseln dürften.
Digimon für eine neue Generation
In Zeiten, in denen düstere Fantasy-Abenteuer besonders beliebt und auch Horrorfilme wieder im Aufwind sind, passt „Digimon Ghost Game“ somit wunderbar hinein. Horror-/Gruselerfahrungen können von jung und alt gleichermaßen genossen werden und sollten entsprechend breit gefächert sein.
Des Weiteren gelingt es der Serie so nicht nur, eine neue Zielgruppe für die Community zu erschließen, sondern eine ganz neue Fan-Generation an die Franchise heranzuführen, die womöglich zu jung sind, um sich an die Abenteuer von Tai, Davis, Takato, Takuya, Marcus & Co. zu erinnern, und das ist nur positiv.
Falls ihr ein Herz für eindringlichen, kindgerechten Horror sowie einige echte Klassiker des Genres habt und „Digimon Ghost Game“ bisher an euch vorbeigegangen ist, solltet ihr die Anime-Serie unbedingt nachholen. Sie verbindet wunderbar wohligen Grusel aller Art mit ernsten Themen und einer großen Prise Mystery zu einem tollen Gesamtwerk. So gut waren „Digimon“-Shows schon seit Jahren nicht mehr!
„Digimon Ghost Game“ ist in der japanischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln komplett bei Crunchyroll verfügbar.