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DiRT Rally 2.0: Test – Knallhart, dreckig und gemein!

Böse Überraschungen, biedere Präsentation

Simulationsfans freuen sich über die Überraschungsmomente, die sich auf Wunsch allerdings auch im Menü deaktivieren lassen. So kann es passieren, dass uns mitten auf der Strecke ein Reifen platzt oder der Motor seinen Dienst quittiert. Ein kaputter Reifen ist besonders dann ärgerlich, wenn wir uns zum Einsparen von Gewicht dafür entschieden haben, kein Reserverad mitzunehmen. Denn DiRT Rally 2.0 überlässt uns die Wahl, ob wir für ein paar Zehntelsekunden weniger auf einen Ersatzreifen verzichten wollen oder doch lieber auf Nummer sicher gehen und zwei Reserveräder mitnehmen.

Während wir im legendären Subaru Impreza WRX STi durch die engen Berge Argentiniens rasen, segnet unser Hinterrad plötzlich das Zeitliche. Wir verlieren die Kontrolle und setzen unsere Karosse in den nächstgelegenen Stein. Die Motorhaube fliegt davon, die Scheinwerfer sind kaputt – was bei einem Nachtrennen nicht unbedingt hilfreich ist. Besonders aus der Cockpit-Perspektive sieht das ziemlich beeindruckend aus, doch auch beim Blick von außen kann das Schadensmodell überzeugen.

Mit Ach und Krach schleppen wir uns gerade noch so ins rettende Ziel, in dem wir nach jeweils zwei Etappen in einem bestimmten Zeitfenster Reparaturen vornehmen dürfen. Damit das künftig schneller geht, können wir unsere Preisgelder auch in die Verbesserung bestehender Mechaniker investieren oder gar neue Crewmitglieder anheuern. Das ist allerdings nicht gerade billig: Während uns der Sieg bei einer Rallye mit knapp 40.000 Credits belohnt, kostet ein neuer Mechaniker mal eben sechsmal so viel.

Kernstück des Spiels ist ganz klar der Karrieremodus. Beim Umfang zeigen sich die Entwickler leider ein wenig knauserig: lediglich Zeitfahren, historische Rallyes und eigene Meisterschaften stehen uns neben dem Rallycross-Modus zur Wahl. Die eigenen Meisterschaften bilden gleichzeitig auch den Multiplayermodus von DiRT Rally 2.0. Hier dürfen wir mehrere Events mit verschiedenen Fahrzeugklassen aneinanderreihen und wahlweise alleine oder online gegen andere Spieler an den Start gehen. Zu unserem Testzeitpunkt tummelten sich allerdings noch nicht viele Rallyefans auf den Servern, weshalb die Spielersuche relativ lange dauerte. Die Verbindungsqualität konnte jedoch überzeugen.

Die Präsentation von DiRT Rally 2.0 gibt sich leider ziemlich bieder, auch die Menüführung ist nicht unbedingt intuitiv ausgefallen, dem eigentlichen Spielspaß tut das aber keinen Abbruch.

Brachiale Action im Rallycross

Wer genug davon hat, in den klassischen Etappen gegen die Uhr zu fahren, der wagt sich an den Rallycross-Modus, der mit der offiziellen FIA World Rallycross Championship-Lizenz aufwartet. Alle Fahrer, Rennwagen und acht Kurse der Saison 2018 haben es in das fertige Spiel geschafft.

Dabei sorgt Rallycross für ein komplett anderes Spielgefühl: die Fahrer sind gleichzeitig auf engen Rundkursen unterwegs. In knallharten Kopf-an-Kopf-Rennen sind hier Blechschäden an der Tagesordnung. Wir driften um enge Kurven und tauschen mit unseren Kontrahenten den Lack aus, um uns an die Spitze des Fahrerfeldes zu setzen. Das macht richtig Laune!

Hier stehen uns insgesamt vier Fahrzeugklassen samt Crosskarts zur Wahl. Zudem müssen wir in jedem Rennen eine sogenannte Jokerrunde absolvieren. Diese ist ein wenig länger als die normale Runde. Dementsprechend lädt das zum Taktieren ein: Wählen wir den Umweg recht früh, um den Rest des Rennens unsere Ruhe zu haben? Oder fahren wir zunächst einen Vorsprung heraus, um nicht im Getümmel wieder auf die Strecke einzubiegen?

Vor allem im Multiplayer sorgt der Rallycross-Modus für einen absoluten Adrenalinrausch, macht aber auch mit KI-Gegnern eine Menge Spaß. Wenngleich die CPU-Fahrer einen ziemlich aggressiven Fahrstil an den Tag legen und uns unvermittelt ins Heck fahren oder unseren Boliden kurzerhand drehen. Mangels Rückspulfunktion kann das durchaus frustrierend werden.

Beeindruckende Technik mit Abstrichen

Auch aus technischer Sicht kann DiRT Rally 2.0 überzeugen. Dabei ist es besonders beeindruckend, was Codemasters aus der betagten Ego-Engine noch herauskitzeln konnte. Die Kurse fallen spielerisch wie optisch enorm abwechslungsreich aus. Besonders die Charakteristiken der Rennorte wurden hervorragend eingefangen. Der Wechsel zwischen einem dichten Wald und dem darauf folgenden offenen Feld in Neuseeland gibt dem Spiel ein Gefühl von Weite, alle Etappen wirken lebendig.

Auch die Umgebungen und Fahrzeugmodelle machen optisch eine Menge her und überzeugen mit teils beeindruckenden Spiegelungen der ohnehin schicken Lichteffekte. Allerdings gibt es auch Anlass zur Kritik.

Obwohl DiRT Rally 2.0 meist mit flüssigen 60 Bildern pro Sekunde über den Bildschirm flimmert, kommt es manchmal zu unschönen Einbrüchen der Framerate, wenn auch nur kurz. Außerdem haben wir einige aufploppende Objekte in der ohnehin recht sterilen Umgebung ausgemacht, selten kam es sogar zu Grafikfehlern, dank denen Licht- und Schatteneffekte nicht richtig dargestellt wurden.

Allerdings werkeln die Entwickler bereits an einem Day-One-Patch, der sich genau diesen Problemen annehmen soll, zu unserem Testzeitpunkt allerdings noch nicht zur Verfügung stand.

Vor allem die Lichteffekte und der Himmel sehen aber mitunter beeindruckend aus und auch die Pfützen und Furchen der sich verändernden Strecke machen eine Menge her. Einziger Wermutstropfen sind die Regeneffekte, die leider sehr billig wirken – das hat beispielsweise der Vorgänger bereits deutlich besser gemacht. Hier wirkt es fast so, als hätte man direkt vor unserem Auto ein Regenband positioniert, während es in der gesamten Umgebung trocken ist. Sehr schade.

Dafür überzeugen allerdings wieder die druckvollen Motorensounds auf ganzer Linie, während die Ansagen unseres Beifahrers hingegen monoton daherkommen und sich vor allem die Kommentare nach dem Ende einer Etappe viel zu schnell wiederholen. Spätestens nach dem dritten Mal nerven die immer gleichen Sprüche tierisch.

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Philipp Briel

Liebt Games und Serien auf allen Plattformen. Klemmt sich bevorzugt hinter das Lenkrad virtueller Rennwagen oder erholt sich an den Gewässern offener Spielwelten. Fühlt sich im Auenland aber genauso heimisch, wie in Battle-Royale-Shootern oder der nordischen Mythologie.
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