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Disney: Filmkritik zu Der König der Löwen – Der König ist tot, lang lebe der König!

Handlung und Details

Wie schon erwähnt, hält sich der 2019er „Der König der Löwen“ storytechnisch komplett ans Original und ändert äußerst wenig am Grundkonzept und Verlauf ab. Stattdessen wird der Film hier und dort durch ein paar neue Szenen erweitert und geht bei manch einer Einstellung und einzelnen Figuren deutlicher ins Detail. Diese Neuerungen heiße ich allesamt sehr willkommen, sind sie schließlich nicht nur gut durchdacht, sondern ebenso entsprechend professionell eingebaut worden.

So erhalten wir Hintergrundwissen über die namensgebende Narbe von Scar, Shenzi wird stärker als Anführerin des Hyänenrudels dargestellt, in der Oase von Timon und Pumba wohnen endlich ein paar Tiere mehr und so weiter und so fort. Außerdem wurde das Finale des Films, welches im Original von 1994 noch recht kurz kam, erweitert und um einiges spannender gestaltet.

All diese Änderungen verschandeln das Werk nicht, wie manch ein Fan im Vorfeld befürchtet hat, sondern erweitern es, komplettieren es sogar. Es ist sicherlich schwer vorstellbar, doch behaupte ich, dass Jon Favreaus Version der bessere „König der Löwen“ ist. So wie sein „Dschungelbuch“ von 2016 die Vorlage von 1968 in den Schatten gestellt hat.

Zusätzlich gibt es noch kleinere Happen für alte Fans, die das Original schon einige Male gesehen haben. Es wird immer wieder mit den Erwartungen des Zuschauers gespielt und gekonnt damit gebrochen. Erstaunlicherweise, ohne entsprechende Szenen zu ruinieren oder für Neulinge gar unverständlich zu machen.

Leih mir deine Stimme

Zu meinem Leid oder eben zu meinem Glück lief in der Pressevorführung die Originalversion des Films, also in englischer Sprache. Daher kann und will ich mir hier nicht erlauben, die Fähigkeiten der deutschen Synchronsprecher nur anhand der wenigen Szenen in Trailern zu bewerten. Da Disney aber ziemlich gut darin ist, Sprecher auszuwählen, die an die Stimmfarbe und das Können der Originalsprecher heranreichen, darf wohl angenommen werden, dass beide Versionen auf ähnlichem Niveau agieren.

Sollte dem so sein, dürft ihr euch über ein wundervolles Erlebnis freuen. Jeder Synchronschauspieler, von Florence Kasumba (welche die Hyäne Shanzi sowohl im Original als auch im Deutschen spricht) über Billy Eichner als Timon bis hin zu JD McCrary als junger Simba, macht einen fantastischen Job. Allesamt reichen nah an die Stimmen von 1994 heran und schaffen es, ihre Figur beinahe perfekt zu treffen.

Es gibt jedoch zwei Ausnahmen. Zum einen James Earl Jones als Mufasa, der den Charakter bereits im Original synchronisiert hat und für dessen Arbeit das Wort „beinahe“ beleidigend wäre. Jones übertrifft sich hier selbst und verleiht Simbas Papa allein durch seine Stimme eine ordentliche Portion Kraft, Autorität und väterliche Liebe.

Der andere ist Seth Rogen als Pumba. Rogen macht zwar einen guten Job, doch lässt er sich des Öfteren dazu verleiten, mehr wie er selbst zu klingen als wie die Figur, der er seine Stimme leiht. Gerade sein charakteristisches Lachen passt eher selten zu dem gutmütigen Warzenschwein.

Fazit

„Der König der Löwen“ von Jon Favreau ist bildschön, fantastisch erzählt und erweitert die Vorlage genau an den richtigen Stellen. Trotz allem ist es schwer vorstellbar, dass alle Fans der 1994er-Version mit diesem Werk zufrieden sein werden, schließlich lässt das Spiel aus Nostalgie und Erwartungen häufig Enttäuschung zu. Doch von einem kalten, analytischen Standpunkt aus behaupte ich, das Remake ist die stärkere Version und deutlich detailverliebter als das Original.

„Der König der Löwen“ ist ab dem 17. Juli 2019 in den deutschen Kinos zu sehen.

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Heiner Gumprecht

Roter Magier des Lebens und grauer Jedi unter den Gruftis. Liebt alle Formen von Spielen, allen voran JRPGs und Pen and Paper. Cineast mit starken Gefühlen für den Mainstream und Dr. Nova der Philosophie. Ewiger One-Piece-Fanboy.
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