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Doctor Strange 2: In The Multiverse Of Madness – Hübsch aber enttäuschend (Filmkritik)

Das Marvel Cinematic Universe lockt nun schon seit fast 15 Jahren Zuschauer*innen in Massen ins Kino, um ihnen zu zeigen, wie sich Superschurken und Superhelden gegenseitig das Leben schwer machen, doch kaum ein Film hat bereits Wochen vor dem Start je so viel Begeisterung ausgelöst wie Doctor Strange 2: In The Multiverse Of Madness.

Der erste Horrorfilm des MCU soll es werden, dafür hat sogar Genrelegende Sam Raimi auf dem Regiestuhl Platz genommen und es sich natürlich nicht nehmen lassen, seinen Schützling Bruce Campbell („Tanz der Teufel“) in den Streifen mit einzubauen. Aber natürlich nur in einer kurzen Nebenrolle, die dennoch jeden Fan seiner ikonischen Filme erfreuen dürfte.

Zudem lockten die Trailer bereits seit Wochen mit bekannten Figuren aus den Comics und aus Filmreihen, deren Rechte vor einigen Monaten noch bei einem anderen Studio lagen. Der Weg soll für Heldengruppierungen geebnet werden, die Fans zwar schon kennen und lieben, die bisher aber noch nicht Teil des MCU waren.

Wir haben uns das ambitionierte Projekt für euch bereits angesehen, um herauszufinden, wie gut diese Versprechen tatsächlich umgesetzt wurden und welche Qualität Doctor Strange 2 auch abseits all dieser Neuerungen und Ideen zu bieten hat. Das Ergebnis ist jedoch relativ ernüchternd, denn wer sich zu viel auflädt, bekommt immer Rückenschmerzen.

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Doctor Strange 2: Eine Kritik

Wer keine großen Ansprüche hat, auf gemeines Popcornkino steht, das Gehirn gerne mal auf Durchzug stellt und in diesem Modus verweilen lässt, und wer eigentlich nur einen farbenfrohen Rausch voller hübscher Magie, lustigen Sprüchen und abgedrehten Einfällen erwartet, dürfte kaum enttäuscht werden.

„Doctor Strange 2“ bietet all das und ist dazwischen teilweise sogar recht clever, wartet mit interessanten Ideen und Wendungen auf, beansprucht dabei den Denkapparat aber nur minimal, weswegen ihr auch getrost kurz wegdösen könnt und nach wenigen Minuten, den Sabber am Mund wegwischend, trotz Lücke im Plot Spaß haben werdet.

Und diese Aussage ist nicht einmal böse gemeint, denn es ist durchaus schwierig und so gesehen auch beeindruckend, wenn ein Film in jeder Szene, in jedem Moment genug bieten kann, dass selbst solche, die keine Ahnung haben, was da gerade eigentlich passiert, sich gut unterhalten fühlen. So gesehen ist Raimis Werk äußerst empfehlenswert.

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Und wenn wir schon dabei sind, das neueste Abenteuer von Mister Doctor (Benedict Cumberbatch) zu loben, dann wäre es absolut frevelhaft, nicht über den Antagonisten zu sprechen. Der Gegenspieler des mächtigen Magiers ist nicht nur relativ überraschend, sondern auch fantastisch in Szene gesetzt.

Wie der Wirbelsturm im Zauberer von Oz fegt diese Naturgewalt über das MCU hinweg und walzt dabei alles platt, was sich in der misslichen Lage befindet, im Weg zu stehen. Gut ausgearbeitet, erschreckend bedrohlich und in Sachen Motivation so nachvollziehbar, dass man sich beinahe dabei erwischen kann, wie man dem Bösewicht viel Glück auf der Reise wünscht.

Erst zum Finale hin bröckelt die Anziehungskraft des Gegenspielers, da die Schöpfer*innen von „Doctor Strange 2“ sich leider nicht genug Mühe geben und gleichsam nicht genug Zeit nehmen, die große Wendung im Tun des Antagonisten ordentlich zu erklären und nachvollziehbar zu beschreiben.

Szene aus Doctor Strange 2: In The Multiverse Of Madness
©Walt Disney Studios Motion Pictures.

Doctor Strange 2: Viele Seifenblasen

Obwohl „Docotr Strange 2“ im Zeichen des Multiversums steht und bereits seit Wochen verspricht, viele neue/alte Figuren einzuführen, liegt in diesem Bereich, direkt neben der eher seichten Handlung und den vielen, vielen Logiklücken, der größte Problemfaktor des Films. Denn die Zusicherungen wurden eher schlecht als recht in das Werk hineingeschustert.

Wo sich der letzte Spider-Man-Film noch Mühe gegeben hat, die Charaktere aus dem Multiversum ordentlich im Plot zu verweben und ihnen Gewicht zu verleihen, sind sie im zweiten Soloabenteuer von Strange einfach nur anwesend. Sie sollen beim Publikum für Oho- und Aha-Effekte sorgen, haben ansonsten aber kaum Daseinsberechtigung.

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Sie sind für die Handlung wenig relevant, ihr Auftritt ist stattdessen kurz und dient in erster Linie dazu, durch ihre Präsenz in den Trailern Zuschauer*innen ins Kino zu locken und später auf kommende MCU-Projekte heiß zu machen. Wären sie nicht mit dabei, die Geschichte würde sich kaum merklich ändern.

Die Ausarbeitung der relevanten Figuren bleibt ebenfalls oberflächlich, außerdem dümpelt die Handlung über weite Flur eher vor sich hin, lenkt von diesem Umstand lediglich durch viel visuellen Bombast ab, der bei genauerer Betrachtung kaum Sinn ergibt, dafür aber natürlich schön aussieht.

Wirklich schmerzlich ist in Sachen Plot aber vor allen Dingen, dass ihr für einige Details die Serie WandaVision gesehen haben solltet, die seit 2001 auf dem VoD-Sender Disney+ läuft. Die Kinofilme sollten eigentlich losgelöst von solchen MCU-Shows funktionieren und nicht dazu anregen, sich ein Abonnement zuzulegen.

Pro:

  • Visuell äußerst eindrucksvoll
  • Viele interessante Ideen und Wendungen
  • Ein mitreißender Antagonist
  • Führt neue Charaktere aus dem Multiversum ein

Kontra:

  • Platte, oberflächliche Handlung
  • Viele, viele Logikfehler
  • Enttäuschendes, übereiltes Finale
  • Charaktere aus dem Multiversum sind maximal zweckdienlich
  • Vorkenntnisse zu WandaVision empfehlenswert

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Unterm Strich bleibt „Doctor Strange 2: In The Multiverse Of Madness“ weit hinter den Erwartungen zurück. Die Fortsetzung ist nicht annähernd so stark wie der Vorgänger und gleichzeitig deutlich schlechter als Spider-Man: No Way Home. Dafür ist der Film hübsch, macht durchaus Laune und hat einen erstklassigen Bösewicht zu bieten.

Heiner Gumprecht

Roter Magier des Lebens und grauer Jedi unter den Gruftis. Liebt alle Formen von Spielen, allen voran JRPGs und Pen and Paper. Cineast mit starken Gefühlen für den Mainstream und Dr. Nova der Philosophie. Ewiger One-Piece-Fanboy.
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