Gerade in Deutschland ist der Doom-Reihe zweifelhafter Ruhm zuteil geworden. Nicht nur waren die Ego-Shooter von id Software technisch wegweisend, sondern galten auch lange Zeit als das Paradebeispiel für den negativen Einfluss von gewaltintensiven PC- und Videospielen und fristeten ein Schattendasein auf der Liste der jugendgefährdenden Medien. Vergangenes Jahr erkannte die BPjM die Indizierung der beiden Klassiker Doom & Doom II (dt. Version) als überholt an und seitdem dürfen beide Titel wieder frei verkauft werden. Da handfeste Informationen zu Doom 4 noch Mangelware sind, will id Software mit der Doom 3 BFG Edition in der Zwischenzeit die ultimative Doom-Compilation zusammenschnüren. Auf der gamescom durften wir den Höllentrip anspielen und verraten euch, ob der Zahn der Zeit nur ein abgenagtes Gerippe zurückgelassen hat.
Infernales Spektakel für gestandene Zocker
Kernstück der Sammlung ist logischerweise die HD-Aufbereitung des 2004 für den PC erschienenen Doom 3, mit dem sich id Software knapp zehn Jahre nach dem letzten veröffentlichten Teil sich für einen Reboot der Serie entschied. Damals ließ die Grafikengine zahlreiche Münder offenstehen, während die Gamer nach dem Zocken der gruseligen Abschnitte regelmäßig frische Unterwäsche benötigten. An dem prinzipiellen Spielkonzept hat sich nichts geändert. Ihr werdet wieder in der Rolle eines namenlosen Marines Zeuge wie auf dem Mars ein Experiment mit einem Teleportersystem gehörig schief geht, sodass ihr euch in den nächsten Spielstunden durch eine regelrechte Armada von Dämonen und Monstern gekämpft, um das Übel dann an der Wurzel zu bekämpfen: Direkt in der Hölle. Hierfür steht euch ein sattes Arsenal an Waffen zur Verfügung, von der Schrotflinte über die Kettensäge bis hin zu dem Plasmagewehr dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Die Krone der Bällermänner ist jedoch die namensgebende Big Fucking Gun 9000, für die euch nur wenig Munition zur Verfügung steht, was die Knarre jedoch mit der brachialen Feuerkraft ausgleicht. Aufs Grundkonzept reduziert ist Doom im Grunde eine aufgepeppte Version von Moorhuhn mit mehr Bewegungsfreiheit und Waffen, da ihr reihenweise Gegner wegballert und ernst zu nehmende Puzzles oder sonstige Gameplay-Variationen Mangelware sind. Dem spielt auch das recht lineare Leveldesign in die Arme, hin und wieder werdet ihr in einen abgelegenen Bereich gelotst, um ein Terminal zu aktivieren oder einen Code zu bekommen, mit dem ihr dann in den nächsten Abschnitt vordringen könnt.
Leuchtet den Dämonen heim!
Angereichert wird das Shooter-Gerüst mit Horror-Elementen, da ihr nicht gerade selten in engen Räumen durch die Dunkelheit tapst. Zwar haben die Entwickler euch mit einer Taschenlampe ausgestattet, jedoch konntet ihr in Doom 3 entweder die Funzel oder eine Waffe halten, gleichzeitig leuchten und schießen war also nicht drin – damals. In der BFG Edition ist euch dies dank an der Panzerung montierter Taschenlampe endlich möglich, Puristen können nach wie vor mit optionalen Stolpersteinen spielen. Damit sind die Nuerungen der BFG Edition noch nicht erschöpft, denn extra für diese Compilation hat man eine neue Solokampagne namens The Lost Mission entwickelt, also wird es auch für Kenner des Originals ein paar unbekannte Inhalte geben. Ebenfalls enthalten sind die beiden direkten Vorgänger und das AddOn Resurrection of Evil, welches beim ursprünglichen Erscheinen von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert wurde. Bethesda Softworks hat bereits Entwarnung gegeben, dass die deutsche Fassung inhaltsgleich mit den für den Rest der Welt bestimmten Versionen sein wird. Ob das nun bedeutet, dass man universell Kürzungen vorgenommen hat, wurde bislang weder bestätigt noch klar und deutlich dementiert. Gerüchte besagen, dass man Veränderungen an ein paar Gegnertypen vorgenommen wurden. Und dann wären da noch die Bonuslevels von Doom II, welche einem beschlagnahmten Shooter-Klassiker entstammen und zahlreiche Swastikas als Teil des Leveldesigns zeigen.
3D und Oculus Rift
Eine weitere Neuerung ist der 3D-Support, den das Spiel in Verbindung mit einem entsprechenden TV-Gerät bieten wird, die dazugehörigen Brillen lagen bei unserer Anspielsession griffbereit. Wie erwartet ist 3D keine bahnbrechende Bereicherung für das Gameplay, für diejenigen mit der dazugehörigen Hardware dürfte es ein nettes Schmankerl sein. Zudem wird Doom 3 BFG Edition als erstes Spiel mit der an Virtual Reality erinnernden Steuerung per Oculus Rift-Peripherie kompatibel sein, wir konnten jedoch Oculus Rift jedoch nicht ausprobieren. Eine Version für Verbraucher soll im nächsten Jahr erscheinen, die Liste der kompatiblen Spiele ist bislang eher spärlich und es dürfte noch etwas Zeit vergehen, bis die Geräte Einzug in die Wohnzimmer der Gamer halten werden, eine Art Holodeck wie in Star Trek rückt nichtsdestotrotz in greifbare Nähe. Unter normalen Umständen wird also wie gehabt entweder mit Maus und Tastatur oder mit einem Controller gespielt, auf der Konsole entspricht das Button Mapping den üblichen Standards und fühlt sich hinreichend präzise an, natürlich dürfen auch Achievements und Trophies nicht fehlen. Bethesda Softworks hat kürzlich verkündet, dass Doom 1 & 2 nur auf den Konsolen über einen Multiplayer verfügen werden, auf dem PC bleibt es bei einem reinen Solo-Retrovergnügen. Anders sieht es bei Doom 3 aus, hier dürfen sich auf dem PC mit maximal acht Spielern doppelt so viele Spieler Online-Scharmützel liefern, während sich der Multiplayer-Support auf der Konsole auf vier Teilnehmer beschränkt.
Göttliche Technik mit Fegefeuer-Gameplay?
Angenehm aufgefallen sind die verbesserten Licht- und Schatten-Effekte, besonders in Verbindung mit der Taschenlampe. Die von Vicarious Visions übernommene Umsetzung für die alte XBOX vor knapp sieben Jahren machte deutlich, dass die Konsole mit technischen Power eines Doom 3 dezent überfordert war und zwang die Hardware mehr als einmal in die Knie. Umso angenehmer, dass die BFG Edition auf der Konsole mit stabiler Bildwiederholrate und ohne spürbare Ruckler lief. Weniger schön war das häufige Tearing, dass in der von uns angespielten PlayStation 3-Fassung immer wieder auftrat, auch bei langsameren Kameraschwenks. Bei genauerer Betrachtung machten vor allem die Texturen der Charaktere und Spielumgebung einen unangenehm matschigen Eindruck, diverse HD-Mods auf dem PC machen da auch mit weniger FPS eine bessere Figur. Einem solchen Doppel-Y-Chromosom-Shooter verzeiht man natürlich gerne den Dreitagebart, ein gänzlich ungepflegtes Auftreten muss dann doch nicht sein. 5.1 Surround-Support ist ebenfalls implementiert worden, auch das Speichersystem hat man modernisiert. Ab jetzt werden regelmäßig Checkpoints gesetzt, damit nach einem Bildschirmtod nicht der komplette Spielabschnitt wiederholt werden muss. Das Alter macht sich bemerkbar, an der Spielbarkeit ändert sich jedoch nichts.