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Dota 2: Chancen und deutsche Teams – deutscher Spieler Black^ im Interview

Nachdem es Team Liquid leider nicht geschafft hat, die Qualifikation zum Fall Major in Frankfurt erfolgreich abzuschließen, ist Black^ vom Team Fnatic der einzig deutsche Spieler, der in diesem ersten Turnier der neuen Serie an den Start geht. Wir durften ihn kurz für ein Interview sprechen.

Aktuell ist die Szene der deutschen Profis in Dota 2 sehr überschaubar: Das ehemals unter dem Namen $5JuNGz$ spielende Team Liquid hat mit KuroKy und FATA- gleich zwei von drei Spielern unter Vertrag. Der dritte und damit sogleich letzte deutsche Repräsentant ist Black^, der schon bei vielen namhaften Teams gespielt hat und aktuell für Fnatic das Schlachtfeld betritt.

Im Rahmen der Gruppenphase des Fall Majors in Frankfurt hatten wir das Glück, Black^ in einer ruhigen Minute zu erwischen und ihm so ein paar Fragen zu stellen.

Wie fühlt es sich an, Teil eines großen Events in Deutschland zu sein? Ist das ganz besonders für Dich im Vergleich zu internationalen Turnieren?

Klar ist das immer etwas Besonderes, wenn man vor heimischem Publikum spielen kann und so die Extraportion Unterstützung spürt, die es anderswo selbstverständlich in dieser Form nicht gibt. Turniere, die im Ausland stattfinden, sind mir absolut nicht egal, kommen aber nicht an die Vorfreude heran, die man auf beispielsweise das Turnier hier in Frankfurt verspürt.

Wie fühlt es sich an, einer von nur drei deutschen Profispielern zu sein? Fluch oder Segen?

Beides. Auf der einen Seite ist es ein tolles Gefühl, wenn man zu den besten Spielern eines Landes gehört und für dieses dann die Fahne hochhalten darf. Dadurch, dass sich die Verbundenheit deutscher Fans auf nur wenige Spieler konzentrieren kann, ist diese umso stärker und man genießt viel Anerkennung.

Auf der anderen Seite ist es aber auch immer ein gewisser Druck. Die Augen sind auf einen gerichtet, man will für das eigene Land ein gutes Ergebnis erzielen und hofft, niemanden zu enttäuschen. Man muss erst lernen, damit umzugehen. Dann ist es sehr beflügelnd und eher ein positiver Aspekt.

Was denkst Du über die deutsche Szene in Dota 2? Wie steht es um ein deutsches Team?

Die deutsche Szene ist in letzter Zeit im Wachstum. Nachdem man in Dota 1 eine sehr mächtige Nation darstellte, kam leider der Umbruch und damit einhergehend schwächere Zeiten im Nachfolger Dota 2. Es ist aber auch stückweit immer eine Portion Glück, die man braucht, um ganz nach oben zu kommen. Einige Spieler in Deutschland haben das Talent, finden bisher aber kein passendes Team, in das sie einsteigen können. Das kann sich künftig schnell ändern und dann sieht man in ein bis zwei Jahren wieder hoffentlich mehr deutsche Talente auf der internationalen Bühne.

Ein rein deutsches Team werden wir, aus meiner Erfahrung heraus, nicht so schnell sehen. Bisher passte da einfach die Chemie nie wirklich zusammen – was die Personen und die Rollen angeht. Fünf Spieler auf ungefähr einem Niveau zu finden, die gut passen und eben von der Verteilung der Rollen eine Harmonie bilden, ist leider schwer und scheint – aktuell – nicht möglich.

Wie wohl fühlst Du Dich aktuell bei Fnatic? Ist es eine Art "Heimat" oder weißt Du schon jetzt, dass es nur eine Zwischenstation zum nächsten Team ist?

Ich will immer so lange bei einem Team bleiben, wie es möglich ist. Würde es nach mir gehen, möchte ich bei Fnatic bleiben, bis ich aufhöre. Dass das nicht realistisch ist, muss man leider auch akzeptieren und schauen, so gut mit seinem Team die Zeit zu verbringen, wie möglich. Teams wollen grundsätzlich keine Spieler tauschen, denn das birgt einige Risiken, neue Konstellationen und viel Aufwand. Dennoch ist es ab und zu nötig, wenn es einfach nicht mehr anders funktioniert. Einen unglücklichen Spieler behalten, der dann auch keine Leistung mehr bringt, hilft weder der einen noch der anderen Seite.

Wie gut verstehen sich die Spieler meistens untereinander? Gibt es Streitigkeiten nach Niederlagen?

Klar, es gibt immer Streitigkeiten – selbst bei Platz 2 gibt es Dinge zu kritisieren und das kann auch mal in hitzigen Diskussionen ausarten. Aber das ist normal und darf nicht überbewertet werden – das gehört zum Alltag und fördert auch viel Konstruktives ans Tageslicht. Wichtig ist es, einen positiven Abschluss zu erzielen. So ist beispielsweise ein gewonnenes Spiel um Platz 3 angenehmer als ein verlorenes Finale mit Platz 2.

Welche Chancen rechnest Du Dir mit Fnatic für das Fall Major aus?

Nachdem wir leider einen schlechten Start in das Turnier hatten, ist jetzt die kommende Partie gegen OG eine extrem wichtige – vom KO-Aspekt abgesehen. OG wird stark gehandelt und wäre ein extremer Motivationspush, wenn wir das Team ausschalten. Prinzipiell bin ich der Meinung, dass wir jedes Team schlagen können und uns somit auch einen langen Verbleib im Turnier erhoffen. Unser Ziel ist der Sieg.

Deine Gedanken zur neuen Major Series für Dota 2?

Vieles wurde dahingehend schon gesagt. Es stärkt die Szene, sorgt für mehr Abwechslung bei den Turnieren, bietet neuen Teams Chancen und macht es Fans einfacher, wirklich Fan eines Teams zu bleiben – durch die strikteren Regeln bei Spielerwechseln wird es in Zukunft wohl beständigere Mannschaften geben, die zusammenbleiben.

Wir bedanken uns bei Dominik "Black^" Reitmeier für das offene Interview!

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