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Dota 2: Das Cosplay als wichtiger Teil des eSports – unser Interview

An diesem Wochenende trifft sich nicht nur die Elite der Free2Play-MOBA Dota 2 in Frankfurt, um dort im Rahmen der ESL One die Kräfteverhältnisse klarzustellen – auch die Cosplayer haben einen großen Auftritt. Wie es ist, in die aufwändigen Kostüme zu schlüpfen und welche Rolle die ESL dabei spielt, erfahrt ihr im Interview.

Was einst ein junger Trend auf Rollenspielmessen und vereinzelt während eSport-Events war, ist heute Massenphänomen und im Interesse aller Geschlechter und Altersgruppen – das Cosplay. Die Form der Verkleidung, die es erlaubt, sich in die Rolle eines besonderen Videospielcharakters versetzen zu können. Meist werden die Kostüme in monatelanger Arbeit produziert, mit viel Liebe zum Detail ausgestattet und kriegen dann ihren großen Auftritt während entsprechender Veranstaltungen. Gerade hier erkennen auch Unternehmen wie die ESL das aufkommende Interesse – die Cosplayer bekommen immer häufiger einen eigenen Bereich, eigene Wettbewerbe und immer größer werdende Bühnen für ihre Meisterwerke.

Im Vorfeld zur ESL One in Dota 2 aus der Commerzbank Arena Frankfurt hatten wir die Chance, zwei Cosplayern Fragen stellen zu können. Wohin der Trend geht, was man als Cosplayer mitbringen muss und wie die Unterschiede zwischen männlich und weiblich in der Szene sind – all das und mehr wurde uns beantwortet. Geführt haben wir die Gespräche mit der Cosplayerin "rage" und dem Cosplayer Matthias. Viel Spaß!

Wie kam es zum letzten Cosplay, was ist Dein aktuelles Werk?

Rage: Im Prinzip arbeite ich immer auf ein bestimmtes Event zu. Mein letztes Cosplay war für die Winter Dreamhack in Schweden und für das Frankfurt Major, beides im November. Kurz darauf habe ich mit meinem aktuellen Cosplay begonnen, das ich für die ESL One Frankfurt im Juni fertig stellen möchte. Dieses Jahr habe ich meinen Bruder mit ins Boot geholt und wir werden zusammen die Techies (Default Set), natürlich aus DotA2, gemeinsam cosplayen.

Wie lange dauert es im Schnitt von der Idee bis zur Umsetzung?

Ich weiß nicht genau wie andere das machen, aber bei mir geht das alles total planlos und eher aus dem Bauch heraus – ich entscheide mich für einen Charakter, mache mir eine ToDo Liste und lege spontan los. Meistens muss ich vorher nicht mal mehr großartig Material zusammensammeln, weil ich noch so viele "Reste" von alten Sachen habe. Für spezifischere Parts wird dann natürlich länger geplant – wie jetzt bei den Techies für das Fass und den Karren. Da ich nebenbei Vollzeit arbeite, rechne ich immer ein halbes Jahr pro Cosplay.

Vergleicht man sich mit anderen Cosplays und sieht das als Herausforderung oder ist man eine neidlose "Familie"?

Ich kann natürlich nicht für die ganze Szene sprechen, aber ich vergleiche mich auf jeden Fall mit anderen. Und dass ich dann mal neidisch bin, kann ich auch nicht von der Hand weisen – aber ich werde deshalb nicht missgünstig. Ich versuche bessere Cosplayer – und von denen gibt es einen ganzen Haufen – als Inspiration zu sehen. Am Ende zählt natürlich, dass ich selber mit dem zufrieden bin, was ich gebaut habe. Und ja, ich kenne einige andere Cosplayer, die wie für eine Familie für mich sind und deren Lob tut dann noch mal extra gut.

Wie wichtig sind große Turniere wie die ESL One in Frankfurt für die Szene?

Extrem wichtig. Leider stehen Cosplays immer noch sehr im Schatten oder leiden unter gewissen Vorurteilen. Gerade die ESL One bietet uns Cosplayern so viel Möglichkeit und Aufmerksamkeit – das ist einfach großartig! Alle großen Turniere sollten versuchen, ihren Fokus zu erweitern. Das würde der Szene meiner Meinung nach extrem helfen, noch populärer und anerkannter zu werden. DotA und eSports generell sind keine Kellerprojekte mehr.

Spürst Du Support seitens Unternehmen wie der ESL?

Auf jeden Fall. Gerade die ESL ist einer der Organisationen, die seit dem letzten Jahr vermehrt Cosplayer und die Szene generell stützen. Ich – und ich würde sagen, wir als Cosplayer insgesamt – sind sehr dankbar. Die Events und ihre Organisation sollten als Vorbilder für andere Turniere gelten! Soweit ich das beispielsweise bei dem Manila Major mitbekommen habe, ist das bereits auch der Fall.

Gibt es aktuelle Trends in der Szene? Wird es professioneller?

Matthias: Je nachdem was hier als Szene zu verstehen ist. Ich fasse das jetzt mal als allgemeine Frage auf. Meiner Meinung nach wird der e-Sport deutlich professionalisiert. Hier sind vor allem auch die Preisgelder und damit auch professionelleren Turniere der Hauptgrund. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die eng verbundene Cosplay-Szene. Hier gibt es, soweit ich das mitbekomme, umfangreichere Wettbewerbe und mehr Nachfrage nach Cosplayern als Promoter.

Was würdest Du dir für die Szene generell wünschen?

Rage: Auf jeden Fall mehr Akzeptanz, gewissermaßen auch Respekt, für Cosplayer und ihre Arbeiten. Viele Leute wissen einfach immer noch nicht, wie aufwändig so ein Cosplay ist und wie viel Verwirklichung, Persönlichkeit, Herzblut darin steckt. Aber wir gehen definitiv in die richtige Richtung! Ich freu mich wahnsinnig, diese Entwicklung selbst mitzuerleben!

Hilft der allgemeine Boom des eSports auch den Cosplayern?

Ich denke schon. Allein schon durch die Turniere und die dadurch sich ergebendenen Möglichkeiten und Cosplay-Competitions. Außerdem gehört Cosplay für mich zu eSports einfach dazu. Wenn das eine mehr Aufmerksamkeit bekommt, hat das andere auch etwas davon – ein Geben und Nehmen.

Cosplay wirkt wie eine Frauendomäne. Ist das so?

Matthias: Es gibt glaube ich deutlich mehr weibliche als männliche Cosplayer. Das vermittelt dann möglicherweise den Eindruck, dass es eine „Domäne“ ist.

Wie fühlt man sich als Mann in dem Bereich?

Nicht anders als eine Frau würde ich sagen. Man hat Spaß daran das Cosplay herzustellen und auf Events damit „aufzutreten“.

Wird man häufiger darauf angesprochen, weil man vermeidlich "Seltenheitswert" hat?

Nein. Die Tatsache, dass es mehr weibliche als männliche Cosplayer gibt, heißt nicht auch gleichzeitig, dass man plötzlich ein totaler Paradiesvogel ist. Es gibt genug männliche Cosplayer.

Wie kommt das Hobby bei Freunden an?

Die meisten finden es cool. Der ein oder andere guckt im ersten Moment ein bisschen irritiert wenn man sagt, dass man verkleidet zu einem Event geht, aber am Ende gefällt es den meisten.

Hat man es als Mann schwerer, coole Ideen für ein Cosplay zu finden?

Das hängt glaube ich stark von den Spielen ab. Bei DOTA ist es, glaube ich, einfacher als Mann eine Cosplayidee bzw. einen machbaren Charakter zu finden, als als Frau. Die Auswahl ist einfach größer.

Was braucht es, um Cosplayer zu werden?

Rage: Muse und Willen. Selbst wenn man nicht besonders viel Geld hat, findet man eine Möglichkeit, in die Szene einzusteigen. Ich bin überzeugt davon, dass Motivation und Inspiration komplett ausreichen, um zumindest zu starten. Soll heißen: Jeder kann Cosplayer werden, wenn er ein Ziel vor Augen hat! Das klingt jetzt wahnsinnig pathetisch, aber ich empfinde das wirklich so. Ich hab ja selber auch einfach irgendwann angefangen, aus dem Nichts heraus. Ich spreche also aus Erfahrung.

Matthias: Einen guten Haufen Kreativität und auch ein bisschen handwerkliches Geschick. So ein Cosplay besteht ja schon aus vielen Einzelteilen und verschiedensten Materialien.

Wir bedanken uns bei den beiden für ihre Zeit. Die ESL One kann via Twitch das gesamte Wochenende live verfolgt werden. Die besten acht Teams treten im Kampf um Ruhm, Ehre und Preisgeld an und wollen herausfinden, wer im Hinblick auf das The International die stärkste Form besitzt.

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