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Dota 2: Die stärkere MOBA zu Weihnachten

Es ist der ewige Kampf zwischen scheinbarem Gut und scheinbarem Böse. Das Aufeinandertreffen von David und Goliath. Ein Kräftemessen der Kräftigsten: League of Legends versus Dota 2. Zumindest in vielen Kommentaren merkt man den Online-Arenen von Riot Games und Valve auch zum Jahresausklang 2013 noch immer an, dass bei einigen Fans weiterhin Handlungsbedarf bei der Akzeptanz der anderen Partei herrscht. Das Kapitel, ob Spiel A oder Spiel B denn nun endgültig besser ist, will dennoch auch von uns nicht mit einer endgültigen Antwort abgeschlossen werden. Doch zeigt sich gerade an Weihnachten, dass Dota 2 aufgrund des permanenten Einsatzes von Valve einmal klar die Nase vor League of Legends hat. Ohne Erklärung kommt aber auch diese Behauptung nicht aus.

Es ist nicht immer leicht, ein Redakteur zu sein, der Hits wie Assassin’s Creed, Battlefield oder Call of Duty gerne auslässt, um lieber einige Runden in Online-Rollenspielen zu drehen. Ständig erreichen einen von allen Seiten Meldungen, die einem sensationelle Spielerlebnisse und einzigartige Augenblicke versprechen. Trifft einen das Unglück im großen Maße, dann philosophieren selbst die eigenen Kontakte stundenlang über potenzielle Blockbuster. Aus vorweihnachtlichem Frohmut lässt man einiges über sich ergehen und stimmt durchaus einmal zu, seinen Freunden in die eine oder andere virtuelle Welt zu folgen. Nun handelte es sich in meinem Fall ausgerechnet aber um Dota 2, also um ein Spiel, dem ich ebenso wie League of Legends schon seit Monaten abgeschworen habe, weil der Unterhaltungswert dieser sogenannten MOBAs zwar die Wand hinter meinem Rücken begeistert, mich aber bloß kalt lässt und zu meiner Linken vorbeizieht – dachte ich.

Meine ganz persönliche Weihnachtsgeschichte für das Jahr 2013 begann dabei mit einem gehörigen Stück Arbeit, denn die Newsmeldung für das Wraith-Night-Event in Dota 2 wartete auf ihre Vollendung. Die Fülle an neuen Features hat mich als Verkaufsargument für ein Free-2-Play-Spiel überzeugt und dem Titel einen Teil meiner heiligen Festplatte eingebracht. Wenig später entwickelte die Geschichte ihre eigene begeisternde Dynamik.

5 vs. 1.000 statt Standard-Arena

Während des besagten Wraith-Night-Events trumpft Dota 2 mit einem zusätzlichen Spielmodus auf, der all dem 5-vs-5-Geplänke auf symmetrischen Karten abschwört und sich allein dadurch meines Dankes sicher ist. Zwar verfehlt Valve damit den Gedanken einer klassischen Online-Arena, doch dieser findet sich in einem kooperativen Spielmodus wieder, den man wohl eher von alten Karten aus Warcraft 3 kennt. Hier bilden fünf Spieler keine einfache Gruppe, sondern ein Team, das sich zu helfen wissen muss, denn von fünf Seiten strömen in 15 Runden Monsterwellen in das Zentrum der Basis. Trotz einer begrenzten Auswahl an Helden unterliegt man hier dem Charme der Wraith Night, denn alle Charaktere setzen auf die Überzeugungskraft, die dem Hack and Slay ähnelt. Mit dem richtigen Tastendruck wird ein Feld von gerne mehr als zehn Feinden zu weihnachtlichem Puderzucker. Auf die liegen gebliebenen Goldsäcke müssen Kämpfer ein Auge haben, um sich nicht selbst ein Bein zu stellen. Eine wirklich genügsame Alternative zu den harten Kämpfen in den eigentlichen Dota-2-Matches. Selbst zur Wraith Night hat Valve den Frustfaktor aber nicht aus den Codezeilen seines Onlinespiels verbannt. Die Wahrscheinlichkeit, Scharen von Monster auf den zu verteidigenden Altar zuströmen zu sehen, ist nämlich bei Weitem nicht gleich Null.

Im Gegenteil. Die einzelnen Wellen haben es in sich. Überstürzt wird aber auch hier nichts. Runde 1 dient beispielsweise dem Aufwärmen und ist Vorbote kommender Schrecken. Nach und nach könnten einem aber die Schweißperlen über die Stirn laufen, wäre es auf der gespielten Karte nicht so eisig kalt. Für Furore sorgen etwa Bäume, die einen mal eben in einem Gefängnis aus Buschwerk einkesseln oder wuchtige Boss-Gegner, die mit ihrem Knüppel ordentlich die Sau rauslassen und die Bewegungsunfähigkeit als nette Geste sehen. Wesen wie diese lernt man mit einiger Erfahrung schnell zu handhaben. Dies gilt auch für flinke Riesenspinnen oder den Versuch der Entwickler, die Lage in Runde 13 in einer Katastrophe eskalieren zu lassen. Geht doch einmal etwas schief, lassen sich Freunde durch einen kanalisierenden Zauber wieder in die Schlacht heben. Man muss eben nur die nötige Zeit für dieses Ritual finden. Kommt man aber auch ohne Unterstützung in die nächste Runde, dann spielen auch die Leichen und zerstörten Türme dank eines Resets keine große Rolle mehr.

Nett sind diese Mechanismen mit Sicherheit. Gerade Neulingen fehlt in dieser Situation die Angst, durch ihren Tod ins Abseits zu geraten. Viele sind ohnehin der Meinung, das Weihnachtsfest hätte irgendetwas mit irgendeiner Wiederauferstehung zu tun. Ihnen erscheint der vorübergehende Tod daher ganz schön … weihnachtlich. Bei diesem Stichwort darf es auch an einer Bescherung nicht fehlen. Sie liefert Valve in Form von Phantom- und Leuchtfragmenten, die bei Abschluss der Phasen auf das eigene Konto wandern. Wer an einem Handel mit dem Shop von Dota 2 Interesse zeigt, macht aus den besagten Fragmenten in einem Akt des Zauberns schicke Geschenktruhen, die natürlich mit ihrem Inhalt überzeugen möchten.

Features – es kann nicht nur eines geben.

Der vorübergehende Spielmodus dürfte aber nichts sein, das bei allen hartgesottenen Dota-Fans gleichermaßen punkten kann. Valves Weihnachtspaket umfasst daher nicht nur leere Bits und Bytes, sondern Inhalte hinter den Türchen des Kalenders. Das Ranked Matchmaking hatte man erst vor kurzer Zeit ins Gespräch gebracht und prompt geliefert. Optimierungen an der Einsteiger-Erfahrung von Neulingen zaubern neben Schritten, um das Gefühl des Zusammengehörens unter Freunden zu stärken, ein Lächeln auf die Lippen. Auf einen richtigen Kracher stoßen Besitzer eines Steam-Accounts gar im Shop der MOBA. Ganz im Zeichen des von Valve in alter Tradition praktizierten Weihnachtsausverkaufs präsentiert sich nämlich auch der Dota-Laden. Unzählige Gegenstände verlieren bis zum 4. Januar 2014 bis zu 75 Prozent ihres Originalpreises. Einen Vorwurf kann man den Entwicklern nicht machen, zumal sie bereits im November ein großes Update über die Bühne brachten und auf die Sehnsüchte nach der Rückkehr des Diretide-Events mit Spontanität und raschen Entwicklungsarbeiten reagierten.

Die Ruhe des Alters

Entwicklungsarbeiten sind auch Riot Games und League of Legends kein Fremdwort. Anders als die Konkurrenz von Valve veröffentlichte man das eigene Onlinespiel aber nicht im Jahr 2013, sondern vier Jahre zuvor. Viele Optimierungsarbeiten und Fortschritte liegen damit bereits hinter den Entwicklern, die dennoch kontinuierlich Schwächen ausmerzen und vor allem bei der Bekämpfung auffälligen Spielerverhaltens strahlen. Um Features wie das Ranked Matchmaking braucht sich League of Legends keine Sorgen zu machen und hat aus gutem Grund die Ruhe des Alters, denn der Erfolg gibt der MOBA Recht. In der öffentlichen Wahrnehmung scheint LoL vielerorts durch die gigantischen Entwicklungen im E-Sport Neugierde zu wecken. Gerade das Weihnachts-Event, das in die Periode zwischen den intensiven Profi-Matches fällt, ist aber ein guter Maßstab, um zu analysieren, wie Riot Games es mit dem inhaltlichen Nachschub für Normalos hält. Gewaltige Entwickler-Ressourcen müssten für das erfolgreichste Onlinespiel seiner Zeit vorhanden sein. Das verantwortliche Studio zaubert hieraus eine geballte Ladung an Skins für den Cash-Shop, wobei in diese Kategorie auch Posten älterer Semester fallen und die Innovationsquote schwächelt.

Spielmodus ohne Strahlkraft

Große Hoffnungen sind da letztlich nur auf den neuen Spielmodus zu legen, denn hier steht man quantitativ nicht im Schatten der Konkurrenz durch Dota 2. Mit den Winterfreuden ergänzen Duelle nämlich die Auswahl an Modi für begeisterte LoL-Spieler. Dabei liegt es im persönlichen Ermessen, ob man den Mumm für ein Duell von Champion zu Champion aufbringen kann oder doch lieber einen Mitspieler an seiner Seite wissen möchte. In beiden Fällen gelten immerhin die nahezu gleichen Regeln. So verlässt das Team die heulende Schlucht als Sieger, dem es zuerst gelingt, die eigenen Klingen mit dem Blut von 100 Vasallen zu beflecken. Alternativ könnte einem in den Sinn kommen, einem beziehungsweise zwei Helden des gegnerischen Teams dabei zu assistieren, das Licht am Ende des Tunnels zu finden. Auch Saboteure machen sich einen Namen als Sieger, indem sie die Festen des feindlichen Turms pulverisieren. Viele Wege führen also auch in League of Legends nach Rom. Wie man sich die Goldmedaille sichert, machen erfahrene Spieler von den beteiligten Champions und deren Stärken abhängig.

Beschweren kann man sich bei Riot Games nicht, denn ein neuer Spielmodus ist immer noch eine Neuerung mehr als im Falle des Stillstands. Qualitativ ebnet einem dennoch vor allem der Vergleich zu Dota 2 den Weg zu Kritik, denn die große Strahlkraft fehlt den Duellen. Sicherlich sind sie ein Plus, Kreativität beweisen die Entwickler mit dem Mut zum absoluten Standard nicht. Spaß bereiten Duelle für den normalen Spieler nämlich vor allem dann, wenn sie ihren Freunden und engsten Rivalen begegnen. Hier wissen sich Bekannte bereits seit Monaten über die normalen Möglichkeiten des freien Spiels zu helfen. Höchstens die Duelle, die von insgesamt vier Spielern bestritten werden, versprechen noch ein tiefergehendes Multiplayer-Erlebnis. Dafür gratulieren, eine bereits bekannte Karte aus der Schublade genommen zu haben, um an deren Parametern zu schrauben, möchten wir den Verantwortlichen nicht. Die Entwicklungskraft, die etwa im Balancing der Monsterwellen von Dota 2 steckt, wird hier keinesfalls erreicht.

Eine Kuh, die gibt Milch

Schnell fällt auf, dass sich Riot Games auf Skins, im Shop verfügbare Geschenke und einige Beschwörersymbole konzentriert. Ein großes Geschenk ist das Winterfreuden-Event in unseren Augen damit nicht. Natürlich hat Riot Games in den letzten Monaten einiges leisten können. Der ARAM-Modus zählt zu diesen Errungenschaften. Es läuft bei den Machern dieses sensationellen und erfolgreichen Spiels – und der Champion-Nachschub ist noch immer immens. Doch von der Liga der Top-Entwickler trennt das Studio noch eine gehörige Portion Mut zu neuen Ideen. Dominion war hier ein natürlich schöner Ansatz, der zurecht großen Respekt in der öffentlichen Meinung erntete, auch wenn der große Wurf vielleicht ausblieb. Die klassische Kluft der Beschwörer ist eben der Dauerbrenner. Neugierde weckt League of Legends seit längerer Zeit aber nicht mehr. Die großen E-Sport-Events sind eine Attraktion für sich und eine echte Hausnummer. Betrachtet man LoL aber als Spiel und nicht als Streaming-Großereignis, dann bleibt wohl wenig zu rütteln am Gesagten.

Eine Frage des Geschmacks

Wie immer ist das Fazit in einem Artikel, welcher sich League of Legends und Dota 2 zur gleichen Zeit zur Brust nimmt, eine echte Geschmacksfrage. Auch im Genre der Onlinespiele gilt bekanntlich das humanitäre Völkerrecht und die Möglichkeit, Person A zu Spiel B zu zwingen, ist keine Option. Für unseren Geschmack macht Dota 2 zum Jahresende aber die bessere Figur. Seiner Position im Schatten des Erfolgs von League of Legends ist man sich bewusst und die Schritte wählt man mit großem Bedacht. Es wäre schön anzusehen, wenn auch Riot Games wieder das Feuer im Inneren seines Herzens aufflammen ließe, um das Duell der MOBA-Giganten weiter anzuheizen. Doch gemeint sind mit diesem Aufruf keine Winterduelle.

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