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Dota 2: „League of Legends ist gut für Dota“ – Austin Walsh im Interview

Im Rahmen des am vergangenen Samstag zu Ende gegangenen Fall Majors in Frankfurt hatten wir die Ehre, mit Austin "Capitalist" Walsh über das Event, Dota 2 generell und seine eigene Sicht der Dinge zu sprechen. Unser Interview mit dem bekannten Kommentatoren, Caster und Analyst in voller Länge.

Es waren spannende Tage voller Dota 2 auf hohem Niveau. Die 16 besten Teams der Welt haben sich um die Krone des ersten Major Turniers in der Geschichte der MOBA geprügelt und am Ende konnte es nur einen Sieger geben – die europäische Mannschaft OG triumphierte in einem hochklassigen Finale gegenüber dem eigentlichen Favoriten Team Secret und strich sich neben dem Pokal ein Preisgeld von über einer Million US-Dollar ein.

Während also in der Festhalle Frankfurt die Action auf dem Schlachtfeld abging, hatten wir abseits der Spiele die Gelegenheit, mit einigen Persönlichkeiten der Szene zu sprechen und sie darüber zu fragen, was denn die eigene Meinung über die Major Series ist und ob man wirklich glaubt, damit Dota 2 weiter nach vorne bringen zu können. So war es uns möglich, mit Austin "Capitalist" Walsh zu sprechen, der im Kosmos von Dota 2 als Person große Beliebtheit genießt. Wir haben ihm ein paar Fragen stellen dürfen. Viel Spaß mit unserem Interview!

Wie sind deine Gedanken bisher zum Major? Glaubst Du an eine "Revolution" für Dota 2 und siehst Du Nachteile?

Der Eindruck des Majors Events ist durchweg positiv. Die Zuschauer bekommen mehr spannende Spiele geboten und haben leichter die Chance, Fan eines Teams zu bleiben – durch die neuen Regelungen, die samt der Major Series eingeführt wurden, müssen Teams in Zukunft fester zusammenspielen und können nich "ständig" Spieler austauschen. Generell haben die Teams mit dieser neuen Turnierserie häufiger die Möglichkeit, sich ins Rampenlicht zu spielen, Geld zu verdienen und auch mal neue Dinge auszuprobieren. Die Szene kann eigentlich nur profitieren und sollte in Zukunft leichter neue Talente hervorbringen, die auf einem der vier Majors ihre Chance erhalten. Nachteile können sich ergeben, wenn man innerhalb kürzester Zeiträume viel reisen muss und dabei die verschiedenen Zeitzonen Probleme bereiten.

Klar, noch kann man nicht sagen, wohin der Weg der Majors führt, dafür muss man einen kompletten Zyklus abwarten, aber ich bin definitiv guter Dinge.

Welches Team spielt für Dich aktuell das beste Dota?

Da muss ich tatsächlich "langweilig" sein und sage, dass EG, Team Secret und wahrscheinlich noch Vici Gaming aktuell sehr stark einzuschätzen sind – vielleicht gewinnen sie nicht unbedingt jedes Turnier, aber sie spielen schon auf sehr hohem Niveau.

Wird sich die Turnierserie positiv auf die Zuschauerzahlen auswirken oder kann man befürchten, dass es sich splittet und dann weniger wirkt?

Möglicherweise werden einzelne Turniere marginal weniger gesehen, dafür wächst aber ganz sicher die Zahl der Zuschauer, wenn man am Ende des Jahres auf die Gesamtzahl schaut. Das ist viel wichtiger. Die Szene muss aktiv bleiben, darf keine zu großen Pausen haben und sollte sich mit The International nicht nur auf DAS große Turnier konzentrieren.

Was muss Dota 2 in Zukunft außerdem noch besser machen, um weiter zu wachsen?

Mit Dota 2 Reborn wurde ja schon ein wichtiger Schritt gegangen, die Major Series ist der nächste. Allerdings macht Reborn derzeit noch zu viele Probleme, der Client ist nicht perfekt und verhindert hier meiner Meinung nach viel Potenzial, welches Dota 2 eigentlich besitzt. Aber das war ja nur der Anfang, ich glaube daran, dass man die Startschwierigkeiten von Reborn in den Griff bekommt und dann die Schwächen ausmerzen kann.

Bist Du froh, dass Reborn Custom Games in Dota 2 implementiert hat?

Die Custom Games sind großartig und man hat das Gefühl, dass die Community schon lange darauf gewartet hat. Immer nur Dota 2 in seiner Urform spielen, kann für viele Spieler schnell trocken werden – Abwechslung tut da auf jeden Fall gut und erleichtert den Einstieg in das Genre. Wer erstmal Dota 2 installiert hat, sei es nur für die Custom Games, die leicht zu erlernen sind, der wird bestimmt auch mal in das Hauptspiel gucken und sich dann vielleicht festbeissen.

Wie wirken sich Konkurrenztitel wie League of Legends oder Heroes of the Storm auf Dota aus?

Natürlich wäre es auf einer Seite eine tolle Sache, wenn Dota 2 herausstechen würde und nahezu konkurrenzlos wäre. Auf der anderen Seite tun erfolgreiche Konkurrenztitel wie League of Legends dahingehend gut, dass sich Dota 2 anstrengen muss, um im Wettbewerb zu bleiben. Wer alleine an der Spitze steht, kann schnell mal den Faden verlieren und an Qualitätsverlust leiden. Ich denke nicht unbedingt, dass Heroes of the Storm ein gigantische Rolle spielen wird, aber alle Titel beleben das Geschäft.

Worin siehst Du die größten Unterschiede zwischen LoL und Dota 2?

League of Legends basiert mehr auf dem Skill des Einzelnen, Dota 2 setzt auf strategische Entscheidungen und unterscheidet sich dahingehend wohl am meisten von LoL. Zudem ist LoL einsteigerfreundlicher und bietet das insgesamt "schnellere" Gameplay.

Wenn man sich beruflich so viel mit Dota 2 beschäftigt, wird das dann nicht irgendwann zu viel?

Ich habe mich bewusst für diesen Weg entschieden und trotz der abertausenden Stunden mit Dota 2 spüre ich immer noch dieses Verlangen nach dem Spiel, bin mit Leib und Seele bei der Sache und liebe, was ich machen darf. Das kostet viel Arbeit und wenn man dann eine gewisse Position erreichen konnte, fühlt sich das großartig an. Dota 2 wird noch für eine lange Zeit Teil meines Lebens sein und darüber bin ich sehr froh.


Vielen Dank an Austin "Capitalist" Walsh für die Zeit und die Antworten.

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