DreadOut entführt den Spieler in die indonesische Mythologie und beginnt, ähnlich wie die Demo, mit einigen interessanten Ansätzen. Warum dem ersten Akt allerdings recht schnell die Luft ausgeht und wo weitere Schwächen liegen, klären wir in unserem Test.
Schulausflug mit Orientierungsproblemen
Unsere Schritte hallen in dem langen, finsteren Korridor von den Wänden wieder, an denen schon vor langer Zeit der Putz beschlossen hat abzubröckeln. Ansonsten herrscht eine unheimliche Stille. Nur das unnatürlich schnelle Pochen unseres Herzens meinen wir vernehmen zu können. Auf der linken Seite befinden sich in regelmäßigen Abständen Türen, die zu den einzelnen Klassenräumen zu führen scheinen. Als Lichtquelle steht uns lediglich unser Handy zur Verfügung, dessen Lichtkegel unruhig vor uns hin und her springt. Plötzlich erblicken wir in einiger Entfernung etwas inmitten des Ganges liegen.
Als wir uns langsam nähern, fällt unser Blick auf einen Schlüsselbund, der an diesem Etwas befestigt ist. Erst als es schon zu spät ist, erkennen wir was dort wirklich vor uns liegt. Eine riesige Schweine-ähnliche Kreatur baut sich in voller Größe vor uns auf, während wir, ohne einen weiteren Blick zu riskieren, voller Panik die Beine in die Hand nehmen und das Weite suchen. Ist das gerade wirklich passiert oder war das bloß ein Traum?
Nachdem bereits im letzten Jahr die Demo zu dem indonesischen Indie-Horror-Titel DreadOut erschienen ist, dürfen sich schreckresistente Spieler nun in Akt 1 werfen und gemeinsam mit Schülerin Linda eine mystische Stadt erkunden. Akt 2 soll übrigens in Kürze folgen und für Käufer des ersten Aktes kostenlos sein.
Allein unter Geistern
Blöd, da passt man einmal nicht auf und schon hat man sich hoffnungslos verfahren. Noch blöder, wenn sich eine ganze Schulklasse im Schlepptau befindet, die gerade von einem Ausflug zurückkehrt. Anstatt allerdings einfach zu drehen und versuchen den richtigen Weg zu finden, halten wir natürlich kurz vor einer zerstörten Brücke an und machen uns daran die einige hundert Meter entfernte Kleinstadt zu erkunden. Eine verdammt dumme Idee. Nicht umsonst scheint in dem Städtchen keine Menschenseele mehr zu leben. Warum? Wir befinden uns mitten in einer Geisterstadt, wobei die Bezeichnung wortwörtlich sehr passend ist – nur gut, dass es noch hell ist.
Besonders beunruhigt wirken die Schüler aber noch nicht, trotz der Tatsache, dass die Handys hier keinen Empfang zu haben scheinen. In Zeiten von YouTube und Facebook ein eher überraschender Umstand. Bevor die Tennager also zu demonstrieren beginnen, entscheidet man sich dafür die verlassende Stadt zu erkunden. Witze über Geister und wer von der Gruppe als erstes sterben wird, gehören ebenso zum nachmittäglichen Spaziergang. Die Lehrerin ist da schon eher besorgt, schließlich ist der Ort auf keiner Karte eingezeichnet. Auf den Gedanken denselben Weg einfach zurückzufahren scheint die Dame nicht zu kommen.
Als man bei noch gleißendem Sonnenschein die örtliche Schule betritt, wandelt sich das anfängliche gefahrlose Abenteuer in puren Horror. Ehe wir uns versehen, befinden wir uns mutterseelenallein, nur mit unserem Handy bewaffnet, innerhalb der stockdüsteren Schule und müssen einen Weg nach draußen finden. An Geister wollen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich glauben.
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Die indonesische Geisterwelt
Schon die Demo gab zu unmissverständlich zu verstehen, dass uns in DreadOut ganz klar das Fürchten gelehrt werden soll. Allerdings nicht bloß mit einfallslosen Jumpscares wie in anderen Horror-Titeln, sondern mit einer Mischung aus bedrückender Atmosphäre und Geistern aus der indonesischen Mythologie.
Besonders die eingangs erwähnte Szene erzeugt beim ersten Spielen unweigerlich Gänsehaut. Zwar sind wir schon einiges aus vergleichbaren Titeln gewohnt, die Art und Weise des angesiedelten Settings ist jedoch erfrischend neu. Neben der japanischen Survival-Horror-Adventure-Reihe Project Zero gibt es im Grunde heutzutage kaum noch vergleichbare Titel, die nicht in irgendeiner Form, ob bewusst oder unbewusst, von westlichen Videospielen beeinflusst worden sind. Hinzu kommt, dass sich DreadOut momentan ausschließlich auf Englisch spielen lässt. Wer möchte, kann sich bei Bedarf einen englischen, spanischen oder indonesischen Untertitel hinzuschalten. Straßenschilder, Poster oder Werbeplakate sind allerdings nach wie vor lediglich auf Indonesisch vorhanden. Zwar gehen so einige Details der Story verloren, dafür steigt aber die Atmosphäre. Schließlich können wir so deutlich besser in die Welt von DreadOut abtauchen. Erzählt wird die Geschichte der verfluchten Stadt durch überall in der Schule verteilte Notizen – natürlich in englischer Schrift.
Besonders viel erfahren wir in dem ersten Akt aber nicht von den Geschehnissen der Vergangenheit. Überhaupt waren wir überrascht, wie schnell die Credits über den Bildschirm flimmerten. Für insgesamt rund 14 Euro ein recht teures Vergnügen, auch wenn man bedenkt, dass der zweite Akt, für Käufer von DreadOut, kostenlos nachgereicht werden soll. Wie lang dieser jedoch ausfallen wird und wann wir die Story weiterspielen dürfen, ist noch nicht bekannt.
Ghostpedia
Ein interessantes Feature im Spiel ist Lindas Handy mit dem wir nicht nur Licht in die Dunkelheit bringen, sondern auch übernatürliche Kreaturen und Geister erkennen können. Zudem sind wir nicht ganz wehrlos wie in anderen Spielen. Kommt uns ein Geist zu nah, machen wir einfach ein paar Bilder mit extrastarkem Blitz, da wird auch das stärkste Monster schwach.
In unserer Ghostpedia erfahren wir darüber hinaus interessantes über bereits getroffene Geister, wie beispielshalber mögliche Schwachpunkte oder wie gefährlich diese uns werden können.
Während wir nicht besonders viel von einer Story zu sehen bekommen, sollte man eigentlich meinen, dass wenigsten gameplaytechnisch kaum Leerlauf entsteht? Fehlanzeige, nachdem wir den ersten Schweineschreck verdaut haben, entpuppt sich der erste Akt als erstaunlich eintöniges Schlüssel-und-andere-Gegenstände-Suchspiel. Wirklich nervig wird dies aber erst durch die Tatsache, dass wir Gegenstände immer erst aufheben können (gilt auch für Türen), wenn die E-Taste auf dem Bildschirm erscheint. Überhaupt hätten sich frustrierte Spieler sicher immens über den einen oder anderen kleinen Hinweis zu den „Rätseln“ gewünscht. Ist einem hingegen klar, was zu tun ist und der aktuelle Speicherstand erledigt anständig seinen Job (in unserem Test war dieser plötzlich unbrauchbar, wodurch wir gezwungenermaßen ein neues Spiel beginnen mussten), sind wir bereits in einer guten Stunde durch.
Ohne Frage, DreadOut hat seine ganz eigenen Momente, um uns zu erschrecken und weiß fast durchgehend per gruseliger Hintergrundgeräusche die eigentlich so klasse Atmosphäre aufrechtzuerhalten. Trotzdem merkt man an jeder Ecke, dass sich Entwickler Digital Happiness dazu gezwungen sah den eigenen Titel so schnell wie möglich zu veröffentlichen. Schließlich war als ursprünglicher Release-Termin eigentlich Ende 2013 angedacht gewesen. Da wundert es nur wenig, dass man sich letztendlich dazu entschlossen hat das Spiel einfach in zwei Akte zu unterteilen. Ob der zweite Teil den eher durchwachsenen Eindruck des ersten Aktes wieder wettmachen kann, muss sich zeigen. Ein wenig Enttäuschung angesichts der recht starken Demo machte sich bei uns trotzdem breit.