Das diesjährige Finale der Dreamhack Winter 2014 in Counter-Strike: Global Offensive war das vielleicht beste, was sich Zuschauer und Spieler erhoffen konnten. Mit überzeugenden Siegen im Halbfinale schafften die Ninjas in Pyjamas und Team LDLC den Sprung in das große Finale und ließen die Fans mit einer Overtime und einem mehr als knapp entschiedenen Gewinner zittern.
Gestern war ein großer Tag für den Taktikshooter Counter-Strike: Global Offensive: Neben neuen Rekorden in Bezug auf die Zuschauer- und Spielerzahlen überzeugten das Halbfinale und das große Finale mit spannenden Matches und einer unglaublich knappen letzten Map, die schließlich den Sieger entschied.
Ninjas in Pyjamas mit starker Performance gegen Virtus.Pro
Im ersten Halbfinale des Tages ließ gleich die erste gespielte Map die Herzen von passionierten CS:GO-Fans höher schlagen: Auf der Map de_nuke, die von den schwedischen Ninjas gewählt wurde und auf der sie als eines der besten Teams der Welt gelten, sah es zunächst danach aus, als würde Virtus.Pro diese klar für sich entscheiden. Ganze 12 Runden konnten die Polen auf der CT-Seite für sich gewinnen, doch dann folgte ein spektakuläres Comeback: Runde für Runde gewannen die Schweden und sicherten sich so ein Unentschieden – womit es schlussendlich in die Overtime ging.
Die erste Overtime war jedoch ebenfalls nicht wirklich entscheidend: Sowohl Virtus.Pro als auch die Ninjas in Pyjamas gewannen jeweils 3 Runden, womit es dann in die zweite Overtime ging – all diejenigen, die einen klaren Favoriten hatten, liefen Schweißtropfen über die Stirn. Mit gleich zwei Siegen auf der schwächeren T-Seite konnte NiP jedoch auftrumpfen und musste auf der CT-Seite nur noch zwei Runden gewinnen, was sich jedoch als überaus schwierig erwies. Die Polen kämpften hart und gewannen tatsächlich noch eine Runde für sich, sodass es kurzzeitig nach einer Triple-Overtime aussah. Dank einer starken Performance der Ninjas kam es jedoch nicht dazu, wodurch sie die erste Map mit einem Endergebnis von 22 zu 20 für sich gewannen.
Die zweite Map de_cache, gewählt von Virtus.Pro, ging klar und deutlich an die Polen und Favoriten auf dieser Map – immerhin gilt diese als eine der stärksten Maps ihrerseits. Mit einem Endergebnis von 16:9 gab es nur wenige Diskussionen zu führen, eine starke Performance des Siegers der EMS One Katowice.
Die dritte und alles entscheidende Map war de_inferno, auf der die Ninjas in der Vergangenheit einige Schwächen zeigten. Hier starteten die Schweden auf der Seite der Antiterroristen und zeigten allen, warum sie immer noch als eines der besten Teams der Welt gelten. Mit einem Ergebnis von 14:1 in der ersten Hälfte dominierte NiP klar und musste somit nur noch zwei Runden auf der schwächeren T-Seite gewinnen, was sich mit einem Endergebnis von 16 zu 8 als vergleichsweise einfach erwies. Eine der Schlüsselspieler waren hier mit Abstand GeT_RiGhT, der starke Kills erzielte, und der Neuzugang Maikelele, der besonders auf der CT-Seite seinen Umgang mit der AWP bewies. Mit zwei Maps, die Ninjas in Pyjamas gewann, gelang ihnen der Einzug ins Finale – zum vierten Mal in Folge.
Fnatic gibt auf, LDLC überrollt Natus Vincere
Nach heftigen Diskussionen um Fnatic, die einen als illegal eingestuften Boostspot benutzten, so das französische Team LDLC auf de_overpass besiegte und in der Community einen heftigen Imageverlust erlitt, entschloss sich die Organisation nach einer Entscheidung für die Wiederholung des Spiels dafür, den Sieg an LDLC abzugeben. Aus Respekt an die Community und die Fans des Spiels mag man den Sieg lieber an das bessere Team abgeben, so Fnatic.
LDLC konnte nach stundenlangem Hoffen und Bangen um eine faire Entscheidung seitens der Dreamhack-Admins Natus Vincere im Halbfinale mit einer herausragenden Leistung schlagen: Die erste Map de_inferno, auf der LDLC als derzeit stärkstes Team der Welt gilt, ging mit einem Endergebnis von 16:11 an die Franzosen. Entscheidend war nun die Mapwahl von Na'Vi, de_dust2, auf der die Ukrainen und Russen jedoch Schwäche zeigten – mit einem Halbzeitergebnis von 13:2 und einem Endergebnis von ebenfalls 16:11 war der Sieger schnell entschieden, wodurch es nicht zu einer dritten Map kam.
Das bestmögliche Finale: LDLC vs Ninjas in Pyjamas.
Es ist das beste Finale, was Fans auf der Dreamhack Winter 2014 sehen konnten: Die starken Franzosen Team LDLC und die schwedischen Legenden der Ninjas in Pyjamas traten im alles entscheidenden großen Finale gegeneinander und versprachen bereits im Voraus ein unglaubliches Spiel. NiP gilt als Liebling der meisten Spieler und als das Favoritenteam der schwedischen Heimat, weshalb es recht klar war, wer den Heimvorteil mit sich tragen konnte.
Die Ninjas in Pyjamas entschieden sich für einen Ban der Map de _cache, LDLC sorgte hingegen dafür, dass de_nuke nicht gespielt wird. Da schwedische Team wählte stattdessen de_dust2, die Franzosen de_inferno – als alles entscheidende Map wurde vom Zufallssystem anschließend de_overpass gewählt.
NiPs eigene Wahl erwies sich jedoch als großer Fehler: Mit einer schwachen Performance auf de_dust2 ging die Map mit einem Ergebnis von 16:10 eindeutig an LDLC, weshalb es bereits hier düste aussah für die Schweden – immerhin ist Inferno dafür bekannt, von LDLC nahezu perfekt beherrscht zu werden. Doch die Ninjas trumpften auf, ließen den Franzosen keinen Spielraum auf der T-Seite und gewannen am Ende mit einem unglaublichen Ergebnis von 16:4 – hervorzuheben ist hier vor allem der Neuzugang Maikelele, der seine AWP-Skills einmal mehr unter Beweis stellte.
Doch dann folgte de_overpass, eine Map, auf der beide Teams äußerst gut spielen: Beide Mannschaften erwiesen sich als würdig, das Finale für sich zu entscheiden. Sowohl NiP als auch LDLC konnten insgesamt nur vier Runden auf der T-Seite und 11 Runden auf der CT-Seite für sich entschieden – trotz starker individueller Performance der einzelnen Spieler. Es ging somit in die Overtime, ein gefürchtetes Szenario, besonders in solch einem großen Finale, in dem es um mehr geht, als nur das Preisgeld. Aufgrund taktischer Fehler seitens NiP konnten sich die Franzosen letztendlich durchsetzen und gewannen die vier nötigen Runden, womit der Sieger der diesjährigen Dreamhack Winter entschieden wurde: Mit einem Ergebnis von 19:16 konnte sich LDLC als der vierte Gewinner eines Major-Tournaments behaupten.
Der Sieg hätte jedoch auch locker an NiP gehen können, immerhin trug zum Sieg von LDLC besonders eine Eco-Runde in der ersten Hälfte bei, auf der das Team überwiegend auf die umstrittene CZ-75 setzte – eine mehr als overpowerte Waffe, die von vielen auch als Mini-AK bezeichnet wird und mit dem großen Vorbild auch locker mithalten kann. In den nächsten Wochen wird hier mit eine Nerf gerechnet, sehr wahrscheinlich wird LDLC dann umsteigen müssen und sich neue taktische Manöver ausdenken: Immerhin setzte man in den vergangene Monaten in Eco-Runden fast immer auf die CZ, weshalb man die Franzosen in der Community mittlerweile auch schon als LDLCZ-75 bezeichnet.
Die Ninjas in Pyjamas bewiesen trotz der knappen Niederlage jedoch einmal mehr, warum sie immer noch als eines der besten Teams der Welt gelten: Vier Majors, vier Finaleinzüge, zwei nur sehr knappe Niederlagen und eine Trophäe – kein anderes Team gilt als so erfolgreich wie die Schweden. In den vergangenen Monaten wurde angezweifelt, ob NiP jemals zu ihrer alten Stärke zurückkommen könne – einmal mehr haben sie allen gezeigt, dass sie dazu immer noch in der Lage sind. Der Neuzugang Maikelele sorgt anscheinend für einen neuen Teamspirit, den wir in den nächsten Monaten erst wirklich zu spüren bekommen.
Das erfolgreichste Counter-Strike-Event aller Zeiten
Allein auf Twitch und im Ingame-Client schalteten insgesamt 431.306 Leute ein – hinzu kommen noch mehrere hunderttausend Menschen, die im Fernsehen oder über externe Livestreams zugeschaltet haben. Der finnische Sender YLE TV2 konnte beispielsweise satte 106.000 Menschen bei sich versammeln – eine beeindruckende Zahl, wenn man bedenkt, dass die Einwohnerzahl Finnlands bei nur 5,5 Millionen liegt. Hochgerechnet auf Deutschland wären es nämlich rund 1,5 Millionen Zuschauer. Experten rechnen mit 600.000 Zuschauern gleichzeitig im Finale und mehr als 8.000.000 über das gesamte Wochenende verteilt.
Auch die Spielerzahl ist beeindruckend: Vor einem Jahr feierte Entwickler Valve noch das Knacken der 90.000er-Marke, nun liegt man bei fast 350.000 gleichzeitigen Spielern. Mit einem Wachstum um fast 400% im Zeitraum von nur einem Jahr gilt Counter-Strike: Global Offensive derzeit als eines der am schnellsten wachsenden kompetitiven Titel, kaum ein anderes Spiel kann da noch mithalten. Ein eigenes The International für CS:GO war noch nie so nah.