PlayCentral: Aber was ist der Unterschied zwischen dem polnischen und dem deutschen Spielemarkt? Ist der Polnische also nicht so streng wie der Deutsche?
Tymon: Das ist keine Frage, die man einem Game Designer stellen sollte. Es handelt sich eher um eine politische oder soziale Frage. Ich denke, es ist dasselbe, wenn man die deutsche und die polnischen Gesellschaft vergleicht. Wir sind alle Europäer, wir alle glauben im Allgemeinen an die gleichen Werte, aber es gibt Dinge, die uns unterscheiden. Auch dumme Sachen. Nach der Arbeit gehst du irgendwo hin und wenn du schnell etwas essen musst, isst du [der Deutsche] eine Wurst, wenn ich ausgehe, weiß ich nicht, was ich esse.
Und aus sozialhistorischen Gründen gibt es jetzt eben ein solches Board. Also, es ist einfach da. Es ist nicht so, dass die Außerirdischen in Deutschland gelandet sind und sagten: „Du kannst dein Leben so leben, wie du es vorher gelebt hast. Mit einer Ausnahme: Beschränke deinen Zugang auf brutale Spiele“. So ist das nicht. Es ist da und wir müssen damit leben. Und wer weiß, vielleicht werden wir in fünfzig Jahren die Typen verstehen, die versucht haben, den Zugang zu gewalttätigen Medien zu beschränken, denn schlussendlich wird es jemanden geben, der in der Lage sein wird, zu beweisen, dass es eine Art Verbindung zwischen der Interaktion mit dieser Art von Medien und dem menschlichen Verhalten gibt. Und dann werde ich mich als Spieleentwickler, als Game Designer und als Mensch schlecht fühlen, dass ich etwas getan habe, das die Menschen tatsächlich negativ beeinflusst. Das wissen wir also nicht. Ich glaube, dass es eine gute Absicht der USK und damit auch einen guten Willen gibt.
PlayCentral: Aber ich denke, das Hauptproblem einiger deutscher Spieler ist, dass es zufällig zu sein scheint, wie sie den Verkauf solcher gewalttätigen Spiele stoppen. Das Problem ist, dass die Spiele nicht wirklich von den verantwortlichen Prüfern selbst gespielt werden. Sie spielen das Spiel nicht. Sie schauen sich nur einige Fakten des Spiels an – für einige Stunden, ja – aber sie spielen es nicht.
Tymon: Entschuldigt mich, aber ich lebe nicht in Deutschland und weiß daher nicht genau, wie der Markt und das Board funktionieren. Aber ich muss sagen, als wir unseren Bericht über „Dying Light“ erhielten, war er eigentlich ziemlich sachlich. Es war nicht so, als ob wir den Eindruck hätten, dass es zufällig oder wahllos war. Es wurde auf Szenen aus dem Spiel verwiesen und zwar nicht nur vom Anfang des Spiels an, sondern aus verschiedenen Teilen. Sie kombinierten sie und kreuzten sie mit den Regeln und Vorschriften. Von unserer Seite können wir nicht sagen, dass wir uns gefühlt haben, als hätte sich jemand entschieden, die Veröffentlichung von „Dying Light“ in Deutschland willkürlich zu stoppen.
Der Bericht hat uns tatsächlich davon überzeugt, dass es eine Reihe von Regeln gibt, die wir anwenden müssen, um das Spiel in Deutschland zu veröffentlichen. Wir haben versucht, diese Regeln anzuwenden, weil wir wussten, dass wir nicht alle erfüllen, und wir haben einen Bericht erhalten, der uns davon überzeugt hat, dass jemand tatsächlich überprüft hat, ob wir diese Regeln erfüllen oder nicht. Ich weiß nicht, wie der Prozess im Allgemeinen funktioniert. Vielleicht hatten wir Glück, aber am Ende … hatten wir Glück. Es war eine wirklich sinnvolle, wirklich ernste Antwort, der wir nicht wirklich widersprechen konnten, weil es einfach Sinn machte.
PlayCentral: Also vielleicht jetzt mit Bezug auf „Dying Light 2″: Fallen dir spontan ein paar neue Features ein, die wieder Probleme bereiten könnten?
Tymon: Also wir haben natürlich zwei Dinge. Wir haben den Bericht über das erste Spiel. Wir verstehen jetzt, was die Vorschriften sind und wir haben [in „Dying Light 2″] deshalb ein paar Lösungen eingeführt, von denen wir hoffen, dass sie die Vorschriften erfüllen werden. So wurde die Blutmenge gesenkt sowie die Wahrscheinlichkeit, Hände, Beine, Köpfe, oder was auch immer abzuschneiden. Es gibt eine Reihe von Variablen, die wir einfach aus- und einschalten können, um eine etwas weniger brutale Version des Spiels zu erstellen, aber trotzdem das beibehalten können, was wir in Bezug auf die Umgebung und die Schaffung dieser Spielfantasie erreichen wollen.
Wie ich schon sagte: „Dying Light“ zielt nicht auf billigen Nervenkitzel ab. Tatsächlich sind die Situationen, die wir schaffen, in denen man Menschen tötet – das sind Situationen, die einen Sinn haben. Sie sind also nicht kreiert worden, damit du Spaß am Töten hast. Es sieht für uns so aus, als wären wir bereit, zur Beurteilung an die USK heranzutreten, mit der Möglichkeit, das Spiel in Deutschland tatsächlich zu veröffentlichen. Ich weiß auch, dass die Auslegung einiger dieser Regeln nachgelassen hat. Das ist es, was wir vom Markt und was wir von den Spielern hören. Ich habe diese Frage auch dieses Jahr auf der gamescom gestellt und viele Leute haben uns gesagt, dass es jetzt einfacher sein sollte, das Spiel in Deutschland zu veröffentlichen.
PlayCentral: Vielen Dank!
Tymon: Danke!