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E3 2013: Tolle Show – mehr Gameplay bitte!

Das war sie nun also, die E3 2013. Okay, eigentlich hat sie gerade erst angefangen, aber wenn man mal ehrlich ist: Mit den großen Pressekonferenzen von Microsoft, Sony, EA und Ubisoft wurden alle Highlights der weltgrößten Computerspiele-Messe präsentiert – wie jedes Jahr eben. 2013 steht ganz unter dem kriegerischen Stern von Microsoft und Sony, die mit ihren Next-Gen-Konsolen erneut um die Vorherrschaft in der Branche buhlen. Hier konnte Sony ganz klar das Feld für sich entscheiden, wenngleich die Methoden dafür schon fast unter die Gürtellinie gingen. Aber auch aus anderen Richtungen gab es interessante News und Neuankündigungen. Erfahrt nun, wie unser Redakteur Christian Liebert die Nacht der Konferenzen empfunden hat.

Man könnte nun wie jedes Jahr darüber herziehen, wie langweilig die Präsentationen waren und wie wenig Innovation es mal wieder gab. Dass alle Spiele gleich sind und der so oft ersehnte frische Wind fehlt. Dass Entwickler lieber ein neues Call of Duty auf den Markt werfen, anstatt sich Gedanken zu machen und nach Alternativen Ausschau zu halten. Dass, wie üblich, bei EA viel zu viel Sport gezeigt wurde und man den ganzen Demonstrationen sowieso nicht über den Weg traut und lieber wartet, bis man das Game selbst in den Händen hält. Es ist wahrhaftig nicht leicht, über die Spielebranche zu berichten. Ist man zu nett, ist man gekauft. Kritisiert man gerne und viel, zählt man zum alten Eisen und kann sowieso nur meckern. Den Mittelweg zu finden ist oft gar nicht so leicht, aber dennoch machbar. Mit meinen 27 Jahren habe ich das Glück, dass mich neue Spiele noch begeistern können und ich daher auch meine Freude an einigen Titeln hatte, die im Zuge der E3 in Los Angeles vorgestellt wurden. Neuankündigungen gab es nämlich durchaus und irgendwie komme ich gerade in die unschöne Situation, dass ich gar nicht weiß, womit ich anfangen soll.

Generell teilt sich die E3 2013 in zwei grundlegende Lager: Der Kampf zwischen Microsoft und Sony darum, wer die längere Konsole hat und das Bestreben der anderen, interessante Spiele für eben diese zu entwickeln. Dabei stand eigentlich schon im Vornherein fest, dass wir dieses Jahr vor allem Aufgüsse und Upgrades zu sehen bekommen werden. Immerhin haben wir aus der Vergangenheit gelernt, dass sich eine neue Konsole immer nur so gut verkauft, wie es eben auch tolle Spiele dafür gibt. Dass selbst eingefleischte Zocker lieber zum neuen Killzone greifen, anstatt ein Risiko einzugehen, ist leider eine Tatsache und sicher uns allen schon passiert. Dennoch hat sich sogar EA, der König wieder Wiederverwertung, dazu entschieden, einige frische Ideen vorzubringen. Allen voran Plants vs. Zombies: Garden Warfare – ein Mashup des Tower-Defense-Klassikers mit Shooter-Elementen in bester Team-Fortress-2-Manier. Sah lustig aus und erscheint für Xbox und PC. Cool! Dabei sieht man auch schön, dass Indie-Games einen immer größeren Einfluss auf die Spielebranche nehmen. Sowohl Sony als auch Microsoft hatten in dieser Richtung einige Titel am Start. Neben AAA-Krachern wie Killer Instinct, Ryse – Son of Rome oder  Assassin’s Creed 4 sah man eben auch Don’t Starve, Minecraft und andere Vertreter der kreativen Bereiche. Auch neu mit dabei ist die immer stärker werdende Einbindung von mobilen Geräten. So plant Ubisoft einen kompletten Ableger seiner erfolgreichen Trials-Serie für Smartphones und Tabletts und DICE integriert mit dem Commander-Modus sogar die Möglichkeit, mobil an einem Battlefield-Match teilzunehmen.

Das wirft schon gleich die nächste Frage in den Raum, nämlich die, wie Battlefield 4 nun live und in Farbe aussieht. Knapp 24 Stunden zuvor zeigten Activision und Infinity Ward Call of Duty: Ghosts, was mir persönlich schon mal sehr gut gefiel. Selbst wenn oft bemängelt wird, dass die Reihe mit Ghosts auf den Hund gekommen ist. Von EA gab es dann mit Battlefield natürlich die Grafikwand serviert, die mit einer noch stärker zerstörbaren Umgebung auftrumpfen will, als man es schon aus dem Vorgänger gewohnt war. Dabei legte die Demonstration viel Wert auf Krach, Bumm und Kawumm und ließ leider die Frage offen, wie es denn mit der Story des Singleplayer und mit neuen Key-Features aussieht. Wenngleich Battlefield 4 einen guten Eindruck machte, wirkte der Shooter leicht wie eine aufgebesserte Version des Dreier. Hier hätte ich deutlich mehr erwartet. Ein ähnliches Gefühl hatte ich auch beim angeblichen Next-Gen-Kracher Quantum Break, bei dem das Publikum leider nur eine vorgerenderte Szene zu sehen bekam. Am Ende der nur wenigen Minuten langen Demo wusste ich nicht mal, worum es in dem Spiel geht. Das ist natürlich etwas dürftig.

Generell verkam die E3 dieses Jahr etwas in die Richtung, vor allem großartige Trailer zeigen zu wollen. Der Haken an der Sache ist nur, dass eben diese Logik nicht aufgeht, wenn man im gleichen Atemzug die Möglichkeiten der neuen Konsolen vorstellen will. Trailer kann ich mir halt auch bei YouTube angucken. Ein bisschen mehr Gameplay wäre oft schön gewesen. Gleiches gilt auch beim von vielen erwarteten Dragon Age 3, in dem anfangs sogar nur Artworks zu sehen waren. Sorry, aber das ist für die größte Spielemesse der Welt schon sehr schwach. Den Vogel in dieser Richtung schoss dann EA ab, als man ein knapp 20-sekündiges Filmchen zeigte, in dem der Fuß eines AT-AT das neue Star Wars: Battlefront ankündigte. Okay, es ist Star Wars, da hat die Masse auch trotzdem getobt. Das habe ich aufgrund des wenig aussagekräftigen Teasers zwar nicht so ganz verstanden, aber gut, es war vielleicht auch nicht ganz mein Geschmack.

Rausgeholt, um noch kurz bei EA zu bleiben, hat man es dann wieder mit Titanfall, einem Mecha-Shooter von Respawn Entertainment, der schon vor der Messe für etwas Wirbel sorgte, und der lang ersehnten Ankündigung von Mirror’s Edge 2. Die Kollegen von DICE nehmen sich also ein bisschen mehr vor für die nächste Zeit. Neben Mirror’s Edge und Battlefield schrauben die Jungs aus Stockholm nämlich auch noch an Battlefront.

Ihr merkt schon, die E3 war wieder eine Achterbahnfahrt der Gefühle: Begeisterung, Verwirrung und Enttäuschung. Alles wechselte sich miteinander ab und frei nach dem Motto „Wenn du meinst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“ hatte Ubisoft dieses Jahr sogar zwei neue Games in petto, mit denen sie sich von der Masse deutlich abheben und die Messe für sich entschieden. Schon im vergangenen Jahr sorgten die Franzosen mit Watch_Dogs für ordentlichen Wirbel. 2013 setzte man dem Ganzen noch einen drauf und kündigte The Division an, ein Online-Mehrspieler-Rollenspiel, welches den Spieler in eine düstere Zukunft wirft. Klasse! Das Gameplay sah nicht nur toll aus, sondern wirkte auch recht weit, sodass man meinen könnte, dass die Wunschliste für Weihnachten wieder ein Stück länger geworden wäre. Allerdings wird daraus vorerst nichts, da The Division erst irgendwann 2014 erscheinen wird. Einen Blick ist der Titel auf jeden Fall jetzt schon wert! Ebenso sieht es mit The Crew aus, einem neuartigen Rennspiel von Ubisoft, bei dem es weniger darum geht, Autorennen zu gewinnen, sondern sich in einer offenen Welt mit seinen Freunden zu vernetzen und gemeinsam kooperative Missionen zu erledigen. Damit ließ man das ohnehin schon schwache Need for Speed: Rivals, welches wiedermal auf den alten Zwist Cops gegen Rennfahrer setzt, ganz schön alt aussehen.

Open World ist ein schönes Stichwort, denn auch dieser Begriff liegt 2013 mal wieder voll im Trend. Dabei ist das nun wirklich nichts Neues, aber bisher scheiterte die Industrie an der Umsetzung und ließ den Spieler in den Weiten der Map oft alleine zurück. Allerdings scheint man sich nun seiner Sache sicher, denn egal ob Metal Gear Solid 5: Phantom Pain, welches für die Xbox One erscheinen wird und schon hitverdächtig wirkt, The Witcher 3: Wild Hunt oder eben The Crew – in Zukunft setzt man immer mehr auf weitläufiges Terrain, ohne Ladebalken und unsichtbare Wände. Apropos Metal Gear Solid. Das neue Game von Altmeister Hideo Kojima sollte man auch im Auge behalten. Nicht nur die Grafik scheint durch die Decke zu gehen, auch in Sachen Gameplay, Story und Setting steht uns wohl ein echter Blockbuster bevor.

Auch interessant genug um hier etwas mehr Beachtung zu finden ist Project Spark, ein Exklusivtitel für die Xbox One, bei dem der Spieler seine eigene Welt anhand von Kinect- oder Sprachfeatures erstellen kann, um dann in dieser Abenteuer zu erleben. Hat auf alle Fälle Potenzial, auch wenn es etwas an den Free-2-Play-Titel Gameglobe von Square Enix erinnert.

Der wohl wichtigste Teil des Abends war natürlich die Frage, welche Konsole in der Next-Generation, zumindest in diesem Jahr, wohl das Rennen machen würde. Nachdem sich Microsoft mit der Enthüllung der Xbox One dank fragwürdigen Features, Onlinezwang und strikter Geschäftspolitik einige Ohrfeigen eingefangen hat, setzte man auf der E3 komplett auf nur einen Bereich: Games. Während der kompletten Präsentation zeigte Microsoft nur Neuankündigungen, die neue Xbox 360 und sein kommendes Cloud-Feature, mit dem Spielinhalte in Echtzeit berechnet werden sollen. Dabei machte die Box eine gute Figur und überzeugte mit moderner Technik und hübscher Grafik. Allerdings hielt Sony nicht nur mit interessanten Ankündigungen wie unter anderem Final Fanatsy 15, Kingdom Hearts 3 und Killzone dagegen, sondern wusste auch geschickt die Schwächen der Xbox für sich zu nutzen. Es hatte schon etwas Niveauloses, als Sony Videos zeigte, in denen man Microsoft offen vors Schienbein trat und eben genau die Punkte aufgriff, die an der Box so hart kritisiert wurden. Obendrauf unterbot man den Preis der Xbox One um satte 100 Euro, sodass die PlayStation 4 für 399 Euro zu haben sein wird. Zumindest diese Schlacht konnte Sony, wenn auch nicht ganz ehrenvoll, für sich entscheiden. Bessere Grafik für weniger Geld, wenngleich die Präsentation der PlayStation 4 mit den am Abend meisten Problemen zu kämpfen hatte: Verspätung, Technikausfälle und Ruckelgrafik. Aber gut, am Ende war es eben auch nur eine Demo und die schlug ein wie eine Bombe. Hier muss sich Microsoft wohl oder übel an die eigene Nase packen, auch wenn die PlayStation 4 der Xbox optisch sehr ähnelt – Zufall?

Wobei, so unschuldig, wie man meinen mag, ist Sony dann nun doch nicht. Kurze Zeit verkündete man nämlich, dass man selbst zwar keine DRM für seine Games plane, dies aber nicht für andere Publisher zählt. Sprich: Auch auf der PlayStation 4 wird es keine 100%-Möglichkeit für Gebrauchtspiele geben, was ja gerade bei der neuen Xbox sehr diskutiert wird. Schon ein bisschen schade, wenn man bedenkt, wie sich der japansiche Hersteller auf diese Kritik gestürzt hat und es sich nicht nehmen lies, Microsoft zu trollen. Eine Sache, die PlayStation-Spieler jetzt schon ärgern dürfte, ist die Tatsache, dass Onlinegames nur in Verbindung mit einem kostenpflichtigen PS-Plus-Abo möglich sind. Gratis über das Internert zocken gibt es also in der neuen Generation gar nicht mehr. Dabei ist der Weg ins weltweite Internet mit einer der Aufmacher der neuen Konsolen. Neben den üblichen Verdächtigen tauchten nämlich auch überall neue Onlinegames auf, die auf Xbox One und PlayStation 4 verfügbar sein werden. Darunter unter anderem Elder Scrolls Online, das neue Warhammer 40k MMO Eternal Crusade, Final Fantasy XIV und PlanetSide 2. Dennoch erschwert man den Weg online durch finanzielle Hürden. Diese Logik muss man wohl nicht verstehen.

Das war sie nun also, die E3 2013. Es gab trotz aller Vorhersagen viele Neuankündigungen, ein paar Innovationen und richtig viele Games, auf die man sich in den kommenden Monaten freuen kann. Bisher sieht alles danach aus, als hätte Sony den Kampf der Titanen vorerst für sich entschieden. Bis die beiden Kisten endlich in den Läden stehen, hat Microsoft aber noch genügend Zeit sich darüber Gedanken zu machen, ob man nicht doch von der einen oder anderen Politik absieht und sich zum Besseren bekehrt. Ich würde das auf alle Fälle begrüßen, denn so wirklich konform gehe ich mit der neuen Xbox noch nicht. Ein kleiner Seitenhieb muss aber ganz zum Schluss noch sein: Bitte liebe Industrie schaut euch mal von Nintendo ab, wie man Präsentationen veranstaltet! Begrüßung, Gameplay zeigen und dann alle Key-Features erklären – so was will ich sehen und keine übertriebenen Lichteffekte auf der Bühne oder kurze Werbefilmchen. Wir sind hier ja schließlich nicht im Fernsehen.

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