Auch Square Enix bleibt vor unserer Lupe nicht sicher. Die Pressekonferenz hatte für viele vielleicht die Highlights der Messe parat. Warum es mir dabei nicht ganz so erging und ich zwischenzeitlich gern geschrien hätte, verrät euch der große Recap-Artikel zu Square Enix.
Im Vorfeld der E3-Pressekonferenz von Square Enix herrschte Verunsicherung. Verunsicherung darüber, was der Publisher eigentlich zu zeigen hat. Das Remake von Final Fantasy 7 und Marvel’s Avengers waren gesetzt, so viel stand fest. Doch hat der Publisher vielleicht noch einen großen Knaller in der Hinterhand? Eine neue IP, die die Fans von den Socken reißen wird? Leider nein, denn die Pressekonferenz war vor allem vorhersehbar und unspektakulär.
Spiels noch einmal, Sam
Das dürfte vor allem daran liegen, dass wir zu so manchem Spiel nur Zusammenfassungen gesehen haben. Mit Szenen, die wir bereits kennen. Egal, ob Clips aus den aktuellen Episoden von Life is Strange 2 oder ein Trailer zur Steam-Version von Octopath Traveler, die auch schon seit Wochen auf der Spieleplattform von Valve verweilt. Meine Aufmerksamkeit schweifte sogar bei Kingdom Hearts 3, beziehungsweise dessen DLC ab, obwohl ich ein „Kingdom Hearts“-Fan der ersten Stunde bin. Die vermeintlichen Szenen zum Zusatzinhalt stammten wohl aus dem Hauptspiel oder waren so marginal geändert, dass selbst ich keine Ahnung habe, was daran neu sein sollt.
Auch eine fehlende Moderation machte die PK eher zäh. Bei so manch anderer Konferenz hätte man sich gewünscht, dass es weniger zu bereden gibt – PC Gaming Show *hust* – doch bei Square hat irgendetwas dadurch gefehlt. Selbst die Nintendo Direct wird zwischen den Clips moderiert, was das Ganze auflockert und auch für Spannungsaufbau sorgt. Nur zu einem großen Titel wurde bei Square ein wenig mehr geplaudert.
Sag noch einmal Final Fantasy…
Wie bei Square Enix aber üblich war etwa die Hälfte der Pressekonferenz mit „Final Fantasy“ in allen Formen und Farben besetzt. Sei es mit dem Remaster zu Final Fantasy 8, dem Ableger Chrystal Chronicles oder dem Expansion-Pack zum beliebten MMORPG Final Fantasy XIV. Zwischenzeitlich gab es Momente, in denen ich bei einer weiteren Erwähnung von „Final Fantasy“ gern das Schreien begonnen hätte. Es ist der typische Gag aus How I Met Your Mother. Je häufiger jemand das Wort Schüssel sagt, desto weniger klingt es nach einem Wort und wird dadurch schnell zum Hassobjekt.
Doch auch ich bin nicht gänzlich herzlos und konnte daher nicht über die grafische Opulenz und die spielerische Coolness des „Final Fantasy VII Remakes“ hinwegsehen. Cloud und Barrett im Kampf gegen den Skorpion-Bot, die dabei ein wortwörtliches Feuerwerk abfeuern, sahen nicht nur absolut gigantisch aus, sondern schienen sich auch anders zu spielen, als wir es beispielsweise aus Final Fantasy XV kennen.
Zwar ist mir bis heute ein rundenbasiertes Kampfsystem bei JRPGs lieber, doch mit der Zeitlupe kann ich mich besser arrangieren, als mit dem gefühlt wahllosen Button-Mashing des letzten Ablegers der FF-Reihe. Dank dem Remake werde ich also doch noch in die Verlegenheit kommen, „Final Fantasy 7“ einmal durchzuspielen. Das Original habe ich immer wieder begonnen, aber dank der spürbaren Jahre, die das Rollenspiel nun mal innehat, nie abgeschlossen.
Der Moment der Wahrheit
Als dann endlich eine gigantische rote Tafel mit sechs weißen Buchstaben über den Bildschirm flimmerte, die das Wort Marvel bildeten, waren die meisten zwischenzeitlich wieder eingeschlafen. Doch der Paukenschlag des Avenger-Jets und die nachfolgenden Explosionen dürften für einige Zuschauer ein Weckruf gewesen sein. Die erste Präsentation von „Marvel’s Avengers“ hat zumindest meine Erwartungen vorerst erfüllt.
Ich denke, dass das Setting – eine zerschlagene Avengers-Crew, die nach einem Terrorangriff auf San Francisco offenbar den Tod von Captain America und zahlreicher Zivilisten zu beklagen hat – viel Potenzial bietet. Zumindest haben die letzten Sekunden und der Dialog zwischen Banner und Stark für Gänsehaut bei mir gesorgt. Mein Schmankerl sind allerdings die Stimmen hinter Thor und Black Widow. Troy Baker (Bruce Banner) sowie Nolan North (Iron Man), die sowieso in 90 Prozent aller Games vorkommen, können mir hier gestohlen bleiben, wenn ich die Stimmen von Travis Willingham (Thor) und Laura Bailey (Black Widow) im Ohr habe.
Die beiden sorgen seit Jahren als Cast des wöchentlichen „Dungeons & Dragons“-Streams Critical Role dafür, dass ich regelmäßig in Gelächter ausbreche, mitfiebere und schon zahlreiche Tränchen vor dem Bildschirm verdrückt habe. Sie sind unter anderem der Grund, warum ich jetzt Spielleiter zweier toller D&D-Gruppen bin und mir stets neue Geschichten aus den Fingern sauge, damit diese nie aufhören. Von daher waren die Beiden mein absolutes Highlight der Präsentation. Jeff Shine (Captain America), der bislang hauptsächlich Nebenrollen in Videospielen vertont hat, wirkt neben diesen vier Urgesteinen der Synchronisation etwas verloren. Ob seine Besetzung wohl mit dem frühen Tod von Cap zu tun hat?
Ob sich „Marvel’s Avengers“ dann noch spielerisch durchsetzen vermag, könnte man aktuell nur ein Orakel fragen. Die ersten Szenen, in denen Gameplay angedeutet wurde, sahen zumindest nach solidem Fratzengeballer aus. Hoffentlich wissen die Leute von Chrystal Dynamics, welche Anforderungen die Fans an diesen Titel stellen. Der Vergleich zu Insomniacs Spider-Man für die PlayStation 4 liegt nahe und damit liegt die Messlatte für das Team unglaublich hoch.
Lobende Erwähnungen
An dieser Stelle gibt es noch einige „Honorable Mentions“, die es zwar nicht in den Haupttext geschafft, aber zumindest so viel Interesse geweckt haben, dass sie nicht unerwähnt bleiben sollen. Angefangen mit dem Addon zu „Final Fantasy XIV“ namens Shadowbringer, das erwähnt sei, weil mich Kollegin Jasmin sonst vermutlich lyncht. Etwas mehr persönliche Freude hat da schon das Remaster zu The Last Remnant, einem Geheimtipp unter den Rollenspielen, ausgelöst. Auch, wenn ich stark bezweifle, dass die aufgehübschte Version mehr Anklang bei der breiten Masse der Spieler finden wird als das Original aus dem Jahr 2008.
Dass Dragon Quest XI auf die Nintendo Switch kommt, ist ebenso ein Lichtblick. Ich selbst habe das Epos auf der PS4 zwar schon (fast) durchgezockt, so kommen aber noch mehr Spieler in den Genuss dieses Meisterwerks. Trotz der kleineren Highlights empfehle ich Square, das nächste Mal ein bisschen weniger auf „Final Fantasy“ herumzureiten. Die einzelnen Titel mögen zwar ihre Fans haben, dürften von den meisten Zuschauern aber nur gelangweilte Blicke einbringen. Vor allem dann, wenn richtige Knaller fehlen und Square sich sogar die Überraschung eines Release-Datums des „Final Fantasy 7 Remakes“ im Vorfeld der E3 selbst vorweg nimmt.