Fake-Euphorie
Bleiben wir doch gleich bei Pressekonferenzen. Was sich bei der Bethesda-PK abspielte, sorgte für allgemeines Kopfschütteln. Denn das Publikum rastete bei jedem noch so unbedeutenden Präsentationsdetail komplett aus – ganz offensichtlich war den PK-Besuchern vorher eingetrichtert worden, ordentlich Begeisterung zu zeigen.
Leider haben Menschen einen ganz guten Riecher, wenn es um falsche und gespielte Gefühle geht – speziell dann, wenn die gezeigten Emotionen in keinem Verhältnis zu den präsentierten Inhalten stehen. Entsprechend harsch – und teils auch sehr lustig – fielen die Kommentare in den Social-Media-Kanälen aus. Eine kleine Kostprobe:
„This was a company meeting.“
„’Here is a stack of pencils duct tape to a playing card.‘ Audience: WOOOhoooWOOOO!!!!!!“
„What did they pay this audience to make them cheer at the worst things possible?“
„Bethesda finally added NPCs… to their conference.“
Es wurde sogar gemutmaßt, Bethesda habe künstlichen Jubel in die Live-Übertragung gemischt .Wie dem auch sei: Die Fake-Euphorie sorgte für reichlich ungewollten Fallout.
Commander Keen-disch
Apropos Bethesda-PK: Die Fake-Euphorie fiel in einem Moment besonders stark auf. Und zwar, als der Publisher die Neuauflage des 90er-Jahre-Klassikers „Commander Keen“ ankündigte. Bethesda bringt das Remake als Free-to-Play-Titel auf Mobil-Plattformen heraus – mit einer kindisch-kitschigen Grafik, die Kennern des Originals die Mundwinkel entgleisen lässt. Das hat Hüpf-Held Billy Blaze nicht verdient – und seine Fans erst recht nicht! Wie twitterte doch Tom Hall, einer der Schöpfer des Ur-Commanders?
It’s just not #CommanderKeen.
To be honest, it feels like the 2005 DOOM movie, like an IP awkwardly slapped on something that already existed. It deserves better.
It smells like a Biz Deal game.
— ●︎ 𝚝𝚑𝚊𝚝 𝚝𝚘𝚖 𝚑𝚊𝚕𝚕 ●︎ ✪ (@ThatTomHall) 10. Juni 2019
Shen-meh!
„Shenmue III“ ist ein grundsätzlich lobenswertes Projekt. Die Macher haben keine Mühe gescheut, den Traum der Fans wahrwerden zu lassen und das klassische Action-Adventure fortzuführen. Game-Designer Yu Suzuki fuhr sogar eine Kickstarter-Kampagne, um das benötigte Startkapital zusammenzubekommen. Bei der E3 2019 sorgten aber gleich zwei Dinge für erheblichen Unmut bei den Fans: Zum einen, dass die PC-Version des Spiels in den Epic Games Store wechselt, wobei die Kickstarter-Backer nicht entschädigt werden sollen. Und zum anderen, dass „Shenmue III“ ganz offensichtlich unter dem niedrigen Produktionsbudget leidet: Die Figuren wirken im Gameplay-Trailer hölzern, die Animationen wie von vorgestern. Bleibt zu hoffen, dass „Shenmue III“ zumindest in Sachen Entscheidungsfreiheit punktet. Denn das war ja die Kernkompetenz der Reihe.
Verkannte Hommage
Der Streamer DrDisrespect ist bei der E3 aufs Klo gegangen – und hat sich dort von einem Kameramann beim Urinieren filmen lassen. Weil das in den USA verboten ist, wurde DrDisrespect nicht nur die E3-Akkreditierung entzogen, sondern auch sein Twitch-Channel gesperrt. Dass Herschel „Guy“ Beahm IV damit gegen bestendes Recht verstoßen hat, ist unstrittig. Ob er damit aber auch die Grenzen des „guten Geschmacks“ verletzt, ist doch eher Ansichtssache. Vielleicht haben wir DrDisrespect auch nur alle falsch verstanden – und das Ganze war nur die Hommage an einen brillanten Hollywood-Film? Wer weiß …
Alle Infos, Artikel, News und Videos zur E3 2019 findet ihr auf unserer umfangreichen Themenseite unter PlayCentral.de/e3.