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Encanto: Der 60. Animationsfilm von Walt Disney unter der Lupe – Filmkritik

Seit 1937 Schneewittchen und die sieben Zwerge erschien, haben die Walt Disney Animation Studios insgesamt 59 Filme auf den Markt gebracht, die zu der Meisterwerk-Reihe gehören, und der 60. steht bereits in den Startlöchern. Ob sich der Besuch im Kino für Encanto, der am 24. November 2021 in die deutschen Lichtspielhäuser kommt, lohnt, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Der Film der Regisseure Byron Howard und Jared Bush ist nicht nur aufgrund des runden Jubiläums für Filmkonsumenten aller Altersgruppen interessant, sondern auch, weil sich Disney in diesem Werk wieder viele Neuerungen zutraut, die die musiklastige Mär von vergangenen Produktionen abgrenzt.

So unterscheidet sich beispielweise die Heldin dieser Geschichte bemerkbar von den Damen, die zuvor in Disney-Meisterweken das Ruder in die Hand genommen haben, und auch die Wahl des Antagonisten und die Auflösung im Finale sind angenehm überraschend.

Encanto Filmkritik (Disney Meisterwerk)
©Walt Disney Animation Studios.

Encanto: Zur Handlung

Wie in vielen anderen Disney-Meisterwerken auch, wird die Handlung von „Encanto“ in einigen Passagen durch Musikeinlagen erzählt, wer also keine Lust auf Gesang hat, darf sich an dieser Stelle als gewarnt bezeichnen. Alle anderen freuen sich auf die Geschichte der Familie Madrigale, die in einer verwunschenen Stadt in den Bergen Kolumbiens lebt.

Dort hat das Oberhaupt der Familie, Alma Madrigal, Flüchtlingen dabei geholfen, ein sicheres Zuhause aufzubauen, geschützt vor den Kräften, die sie einst dazu gezwungen haben, ihre Heimat hinter sich zu lassen. Damit sie ihre Aufgabe so gut wie möglich erfüllen kann, haben alle Nachkommen von Alma besondere Zauberkräfte verliehen bekommen.

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So gibt es bei den Madrigals beispielsweise ein Familienmitglied, das mit ihren zubereiteten Mahlzeiten alle Arten von Wunden und Krankheiten heilen kann, eine unter ihnen ist unglaublich stark, die andere kann überall Blumen sprießen lassen, einer kann in die Zukunft sehen und einer mit Tieren sprechen.

Nur ein Nachkomme dieser verzauberten Sippe hat überhaupt keine Kräfte bekommen: Mirabel Madrigal. Zwar bemüht Almas Enkelin sich, so hilfreich wie nur möglich zu sein, doch meist steht sie den anderen eher im Weg. Bis eines Tages die Magie zu erlöschen droht und aus unbekannten Gründen nur Mirabel etwas dagegen unternehmen kann.

Encanto Filmkritik (Disney Meisterwerk)
©Walt Disney Animation Studios.

Encanto: Eine Kritik

Das neue Disney-Meisterwerk hat zwei hervorstechende Probleme, die wir an dieser Stelle direkt vorwegnehmen möchten. Zum einen hat „Encanto“ einfach zu wenige wirklich gute, bemerkenswerte Songs im Repertoire, die sich deutlich vom Musical-Einheitsbrei unterscheiden.

Lediglich zwei Lieder in dem Film von Howard und Bush stechen in dieser Hinsicht hervor und haben das Potenzial, nach einem Kinobesuch in Erinnerung zu bleiben, die anderen Tracks sind leider äußerst generisch, um nicht zu sagen austauschbar.

Und zum anderen gibt sich das Werk absolut keine Mühe, auch nur einen einzigen Punkt in der Handlung näher zu erklären. Alles bleibt weitgehend mysteriös, jedoch nicht im guten Sinne und so, dass man sich dazu aufgefordert fühlt, selbst etwas mitzudenken, sondern eher auf die enttäuschende Art, als hätte man etwas verpasst.

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Zum Glück machen diese beiden Negativpunkte lediglich einen vergleichsweise geringen Teil des Kinoerlebnisses aus, schließlich werden sie durch andere Facetten des Films gerettet oder zumindest stark abgeschwächt.

Denn auch wenn die meisten Lieder nicht wirklich so ausgeklügelt und einzigartig sind, wie es beispielsweise 2016 in Vaiana der Fall gewesen ist, so werden sie doch visuell eindrucksvoll und nicht selten auch passend humoristisch in Szene gesetzt und machen daher trotzdem großen Spaß, sofern man sich als Kinogänger*in für diese Art der Kunst begeistern kann.

Die großen Fragezeichen, die aufgrund der fehlenden Details in der Handlung nach dem Verlassen des Kinosaals zurückbleiben, werden auf diese Weise zwar nicht weggeweht, doch zumindest gehen sie aufgrund der sympathischen Charaktere und des humorvollen sowie leichtherzigen Erzählstils ein wenig unter, beziehungsweise stechen nicht so stark hervor.

Encanto Filmkritik (Disney Meisterwerk)
©Walt Disney Animation Studios.

Encanto: Ein süßer Kinderfilm

Schön ist zudem, dass „Encanto“ nicht nur eine wichtige Lektion für Kinder parat hält, sondern auch eine lehrreiche Erinnerung an die Eltern. Generell bewegt sich dieses Disney-Meisterwerk stark im Fahrwasser des Zwischenmenschlichen, wie man es eher von den Pixar Animation Studios und ihren Werken gewohnt ist, beispielsweise in Luca oder Coco – Lebendiger als das Leben.

Die Situationskomik, die teilweise schon recht alberne Slapstick und die im Dauertakt abgefeuerten Witze funktionieren allesamt ebenfalls beinahe durchgehend gut und werden dort, wo sie das Werk nicht mehr tragen können, durch visuell eindrucksvolle Spielereien vertreten.

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Unterm Strich bedeutet das also, dass ihr entweder amüsiert werdet oder man sich zumindest die Mühe macht, eure Sehnerven zu massieren und zu begeistern. Auch wenn das Ende des Films ein klein wenig kitschig anmutet und vielleicht auch als inkonsequent eingestuft werden kann, unterschreitet die Qualität des Erzählstils doch nie eine weiter oben angesetzte Messlatte.

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Heiner Gumprecht

Roter Magier des Lebens und grauer Jedi unter den Gruftis. Liebt alle Formen von Spielen, allen voran JRPGs und Pen and Paper. Cineast mit starken Gefühlen für den Mainstream und Dr. Nova der Philosophie. Ewiger One-Piece-Fanboy.
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