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Epic Games Store: GOG, Itch, Discord & Co: Der Kampf der Steam-Alternativen

Fortnite Plus

Denn wenn es einen Online-Store gibt, der Steam hinsichtlich Streuung und vor allem Kapital das Wasser reichen kann, ist es der Epic Games Store. Am 06. Dezember wird der Epic Launcher, über den sich seit Juli 2017 bis zu 8 Millionen Spieler gleichzeitig im Battle-Royale-Modus von Fortnite messen, um einen Shop erweitert, der vorerst nur drei Spiele anbietet. Die Early-Access-Version des neuen Supergiant-Games-Titels Hades, das Soulslike Ashen und Hello Neighbour: Hide and Seek sind allerdings ein erstes Signal, das vor allem in der Indie-Szene Hoffnungen weckt.

Statt auf gewichtige AAA-Titel zu setzen, scheint Epic seine Marktposition und seinen finanziellen Status zunächst zur Förderung kleinerer, charmanterer Titel nutzen zu wollen. Gekoppelt mit einem Anteil von 12 Prozent an den Verkäufen und dem Versprechen, auf DRM zu verzichten, scheint der Epic Games Store endlich der Silberstreif am Horizont zu sein, den sich die Entwickler kleinerer Spiele schon länger gewünscht haben. Denn nur 50 Prozent aller Fornite-Nutzer haben auch einen Steam-Account, und lediglich 40 Prozent davon nutzen ihn auch regelmäßig. Die Möglichkeit zur Erschließung einer neuen Zielgruppe scheint also zum Greifen nahe.

Bei näherer Betrachtung stellt sich die Lage nicht mehr ganz so optimistisch dar. Nur wenige Wochen nach dem Launch scheinen sich die Macher des Epic Games Store schon auf große AAA-Exklusivtitel konzentrieren zu wollen, darunter The Division 2 und Metro: Exodus. Weitere Ubisoft-Exclusives sind angeblich schon in Planung. Die 88-12-Aufteilung kommt an dieser Stelle also nicht etwa Spielen und Entwicklern zu Gute, die ohnehin schon auf dem schmalen Grat zwischen schwarzen und roten Zahlen wandeln, sondern etablierten Studios, die auch bei einer Veröffentlichung über Steam genug Gewinn erwirtschaftet hätten. Als Unterstützer der Indie-Szene funktioniert der Epic Games Store schon knapp drei Monate nach seinem Start nicht mehr wirklich.

Ein Herz für Indies

Anders präsentiert sich das weitaus unbekanntere Itch.io. Der Online-Shop stellt seit März 2013 eine charmante, wenn auch leicht unübersichtliche Alternative für Indie-Fans dar. Entwickler können ohne große bürokratische und technische Hürden eine Info-Seite für ihre Spiele erstellen und diese dort direkt, ohne Umwege über APIs, zur Verfügung stellen. Anders als die größeren Stores arbeitet Itch.io seit seiner Gründung standardmäßig mit einem 90-10-Schlüssel – wenn die Entwickler tatsächlich Geld für ihre Spiele verlangen. Denn Itch.io basiert prinzipiell auf einem Pay-What-You-Want-Modell. Dabei legen die Macher selbst fest, wie viel sie den Seitenbetreibern überlassen wollen, und Spieler können zusätzlich „Trinkgeld“ geben.

Wer als Spieler also sichergehen will, dass die Macher eines Spiels den größtmöglichen Anteil an den Einnahmen aus Spieleverkäufen erhalten, kommt um den Anarcho-DIY-Store nicht herum. Wirklich große Produktionen sucht man hier allerdings vergeblich. Dafür finden sich auf Itch.io beispielsweise echte Indie-Perlen wie Minit, Wandersong oder Celeste – und vor allem ein transparentes Geschäftsmodell, das sich nicht hinter einem großen Konzern versteckt.

DRM auf der einen, Verteilungsschlüsselkabbeleien auf der anderen Seite: Wenn es um AA- und AAA-Titel geht, hat keiner der vorgestellten Stores eine Patentlösung, wie wirklich durchdachte und ungewöhnliche Spiele ohne monumentale Marketingkampagnen und genügend Kapital einen Platz an der Sonne bekommen. Immerhin könnte es zumindest dem Epic Games Store gelingen, das Steam-Monopol langsam aber sicher aufzubrechen – vor allem, da GOG und Discord im Kleinen an den Stützpfeilern des alteingesessenen Branchenriesen herummeißeln.

Noch profitieren hauptsächlich die Spieler von der immer bunter werdenden Store-Landschaft. Wenn dadurch letztlich auch die kleinen Entwicklerteams sichtbarer werden, ihre Rechnungen bezahlen und vielleicht dadurch die Finanzierung des nächsten Geheimtipps sichern können, bekommt möglicherweise auch die Spielkultur einen neuen, bunteren Anstrich.

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