Artikel

EverQuest Next: Das soll also ein Next-Gen-MMO sein?

EverQuest Next wurde enthüllt! Endlich, denken wir uns, das Game steht ja schon ewig im Raum und bisher wusste man quasi gar nix über das neue MMORPG von Sony Online Entertainment. Lediglich ein paar wenige Bilder flatterten durchs Netz. Jetzt ist alles anders, jetzt ist die Katze nämlich aus dem Sack. SOE kündigte nichts Geringeres an, als das Genre der Online-Rollenspiele neu zu definieren. Große Worte, die wir leider schon zu oft gehört haben. Ob man diese Worte auch bewahrheiten kann? Wir haben euch hier alles zusammengetragen, was wir über EverQuest Next wissen und sagen euch, was wir vorab vom angeblichen Next-Gen-MMO halten.

Da ist es nun also: EverQuest Next

Es war 1999, vor knapp 14 Jahren also, da erschien mit EverQuest ein Online-Rollenspiel, das die Welt auf den Kopf stellte und das Genre auf viele Jahre prägte. Auch wenn die damaligen Spielerzahlen aus heutiger Sicht eher milde waren – man bedenke die Verfügbarkeit des Internets zu dieser Zeit – war EverQuest definitiv eines der ersten großen Online-Rollenspiele. Genau diese Wirkung stellen sich die Entwickler bei SOE auch für den dritten Teil der Serie vor, der vergangene Woche auf der SOE Live in Las Vegas enthüllt wurde. Dabei handelt es sich im Übrigen bereits um die dritte Version des Spiels. Die alten Konzepte wurden immer wieder über den Haufen geworfen, damit das MMO wirklich etwas Neues werden kann. Aber wird es das tatsächlich? Wir sind da etwas skeptisch. Ohne groß um den heißen Brei herumzureden, wirkt das ganze Spiel so, als hätte man einfach die besten Ideen der vergangenen Jahre zusammengetragen und in ein einziges Konzept gepackt.

Grundlegend will EverQuest Next vier Features bieten, die das MMO, das sich zur Kategorie Sandbox zählt, aus der Masse hervorstechen lassen. Zum einen hätten wir das Multiklassen-System, bei dem der Spieler quasi die besten Fertigkeiten aus allen Klassen auswählen und damit eine Art „eigene Klasse“ spielt. Dafür will EQNext nicht weniger als 40 Charakterklassen zur Verfügung stellen. Acht Stück davon sollen zum Start, bei der Charaktererstellung, auswählbar sein. Der Rest kommt dann während des Spielens. Ob jeder Held alle 40 Klassen erlangen kann, ist bisher noch unbekannt. Auch die Rüstungen sollen frei vom Spieler wählbar sein, lediglich die angelegte Waffe macht eure Gesinnung aus. Was die Auswahl der spielbaren Völker angeht, so sind bisher sechs Rassen angekündigt und bestätigt: Menschen, Zwerge, Oger, Elfen, Dunkel-Elfen und Kerran. Dabei sticht vor allem die Animation der Helden deutlich hervor. Auch wenn wir es hier mit Comic-Look und nicht mit fotorealistischer Grafik zu tun haben, sehen vor allem die Gesichtszüge sehr charakteristisch und demnach auch gelungen aus. Grundlegend ist die Idee vom Multiklassen-System nichts Neues. Wenn wir mal einen Blick auf The Secret World, Age of Wulin oder sogar Runes of Magic werfen, finden wir hier einige Akzente wieder.

Neu, aber irgendwie auch wieder nicht

Der zweite große Aufmacher ist die zerstörbare Welt. In Sachen Terraforming will EverQuest Next punkten und so soll, bis auf wenige Gebiete, alles zerstörbar sein – sogar durch die regulären Attacken der Spieler. Ermöglicht wird dies durch den Einsatz von Voxelgrafik, die normalerweise eher unbeliebt ist. Dadurch hinterlässt jeder Schwerthieb diverse Spuren an der Welt. Allerdings bleibt fraglich, wie sich das auf das Spiel auswirkt, wenn die Map innerhalb weniger Monate völlig zerstört ist. Hier wäre nur logisch, dass SOE den Zustand der Karte in bestimmten Zeiträumen resettet, was den langfristigen Effekt natürlich zunichtemachen würde. Ein nettes Feature könnte dies aber wirklich werden, wenn die Entwickler hier nicht wieder zu viel versprechen. Man kommt natürlich nicht umher, die Parallelen zum Klötzchen-Hit Minecraft zu ziehen.

In Sachen Kampfsystem setzt EverQuest Next komplett auf das moderne Hack'n-Slay-Prinziep: Einfach auf alles draufhauen, man wird schon den richtigen Treffen. In bisher gezeigten Gameplay-Ausschnitten wirkten die Kämpfe sehr dynamisch und auch die Attacken punkteten durch tolle Animationen. Ein Fakt, auf den sich vor allem Action-Fans freuen dürfen. Zugegeben, ein halbrundenbasiertes System, wie es zum Beispiel World of Warcraft noch benutzt, ist auch einfach nicht mehr zeitgemäß. Da gehen die Entwickler auf jeden Fall den richtigen Weg. Apropos: Den richtigen Weg gehen. Die Bewegung der virtuellen Alter Egos wird sich bei EQNext an die jeweilige Umgebung anpassen. Man beschrieb es während der Präsentation mit einer Art Parkour-System. So hoppst euer Held eben über Stock und Stein oder rutscht einen kleinen Abhang einfach hinter, anstatt zu springen. Auch wenn man an solchen Details nicht gleich das ganze Spiel ausmachen kann, ist die Idee schon fetzig und zeigt eben auch die nötige Liebe, die bei EverQuest Next deutlich vorhanden ist.

Interessant ist auch, dass man sich, ähnlich wie schon Guild Wars 2, vorgenommen hat, eine möglichst dynamische Welt zu erstellen. Man beschrieb es damit, dass man nicht einfach feste Spots für Gegner-Camps einrichtet, sondern diese in die Welt entlässt, auf dass sie sich selbst ein Zuhause suchen. Im Klartext bedeutet das ungefähr so viel, das eben die gesuchte Ork-Gruppe nicht immer an derselben Stelle zu finden sein wird. Da werden Routine-Spieler auf alle Fälle ihre Probleme haben. Uns aber gefällt dieses Feature, wenn man es dann eben auch richtig umsetzt. Damit ist die Dynamisierung aber noch nicht beendet, natürlich will man auch vom klassischen Questen weg und mehr auf Events setzen. Auch das kennen wir schon aus Guild Wars 2 oder RIFT. Nur will man die Spieler von EverQuest Next, so hat man es zumindest angekündigt, oft im unklaren lassen, was die eigentliche Aufgabe am Ende bewirken wird. Man spielt sich also durch die Welt und lässt alles auf sich zukommen. Spannend könnte dabei werden, dass die Entscheidungen der Spieler auch Konsequenzen haben. Wie das allerdings aussehen wird, ist noch unbekannt. Bisher sind das alles nur Ankündigungen.

Gestallte deine Welt

Wie bereits erwähnt, sieht sich EverQuest Next als eine Art Sandbox-MMO und will den Spielern Möglichkeiten an die Hand geben, mehr an der Gestaltung der Spielwelt mitzuwirken. Extra dafür soll es sogar noch in diesem Jahr ein Spiel geben, das sich EverQest Next Landmarks schimpft und den Fans die gleichen Tools in die Hand drückt, die auch die Entwickler benutzen, um die Welt zu erstellen. Das Ganze läuft dann in einer Art Kreativ-Modus, in MMO-Form (also mit anderen Spielern zusammen) ab – schon wieder Minecraft. So könnt ihr euch, mit euren Freunden zusammensetzten und handwerklich tätig werden. Ob und wie diese Karten dann vielleicht ihren Weg ins große MMORPG finden, ist noch unklar. Ebenfalls fürs Kreative wird es auch in EverQuest Next das schon aus PlanetSide 2 bekannte Player Studio geben, in dem Spieler eigene Designs erstellen können.

Jetzt aber mal was zu Geschichte oder etwa nicht?

Bestimmt fragt sich der eine oder andere schon, warum bisher noch nichts zur Story des kommenden MMORPGs geschrieben wurde? Die Antwort ist ganz einfach: Man weiß noch nichts über diese. Natürlich wird auch EverQuest Next wieder in Norrath spielen, das ist ja wohl klar. Bekannt ist auch, dass die Geschichte von EQNext separat zu den letzten Spielen ablaufen wird. Worum es aber am Ende geht, ist noch nicht bekannt. Einer Sandzeichnung während der Präsentation war zu entnehmen, dass wir uns unmittelbar im Wiederaufbau, nach einem großen Krieg befinden. SOE kündigte aber an, dass man über die bereits für iOS und Android erhältliche App EverQuest Worlds in der Zeit bis zum Release des Spiels mit weiteren Details versorgt wird.

Technik und Bezahlsystem

Technisch ist EverQuest Next leider vom Next-Gen noch eine ganze Ecke entfernt. Auch für die Current-Gen wird es schon sehr eng, da etliche Texturen sehr stark matschig sind und das Spiel sich auch rein optisch kaum von anderen, älteren, Titeln abhebt. Sicher überzeugen die Animationen, der realistische Tag-Nacht-Wechsel, die Lichteffekte und der Detailgrad der Spielwelt. Dennoch hoffen wir, dass die Entwickler bis zum Release noch etwas polieren. Immerhin sollte die Engine stabil genug für ein MMO dieser Größenordnung sein, es handelt sich hierbei nämlich um die gleiche, etwas aufgebohrte, Engine, die auch schon für PlanetSide 2 benutzt wird. Die technischen Anforderungen sollten also ähnlich sein.

EverQuest Next wird ein kostenloses Spiel. Wundert das heute noch jemanden? Auf jeden Fall ist es sehr gewagt, da es mit Free-2-Play auch einige Einschränkungen gibt, die einigen Spielern schwer auf die Leber schlagen. Dabei muss ein Game dieser Größenordnung ordentlich Spieler begeistern, damit es sich auch bezahlt macht. Allerdings wäre der Erfolg eines Abo-Modells eher fraglich, da viele Kunden nicht mehr bereit sind monatlich zu zahlen und gerade am Anfang die Skepsis groß ist, sich solch ein Spiel zu kaufen, ohne zu wissen, ob man es länger als einen Monat spielt.

 

Unser Ausblick: Klingt gut, mehr nicht

Assassin's Creed, Guild Wars 2, Minecraft und The Secret World, das sind so die Namen, die uns einfallen, wenn wir einen Blick auf die Features werfen. Grundsätzlich haben wir aber schon Interesse und auch ein Stück weit Lust auf das neuartige MMO. Immerhin überzeugen die Ankündigungen soweit, dass, sollte man diese wirklich gekonnt umsetzten, uns ein gigantisches Spiel bevorsteht. Eine neue MMO Nummer 1? Möglich, aber eben nur, wenn alles so läuft wie geplant. Es ist sicher ein Stück weit gewagt, diese Nummer als Free-2-Play-Titel durchzuboxen, aber wahrscheinlich auch der beste Weg, um gerade zu Beginn viele Spieler anzulocken. Genau das muss nämlich passieren, damit die sich die Arbeit auch bezahlt macht. Fraglich ist jetzt nur noch, wie es in Sachen Content und vor allem PvP aussieht, aber damit wird Sony Online bestimmt noch rausrücken. Der Funke will noch nicht so ganz überspringen, der Fanboy-Modus nicht einsetzen. Zu groß die Angst vor leeren Versprechungen. Wir sind dennoch sehr gespannt, was da noch kommt. Auf unserer Themenseite zu EverQuest Next findet ihr alle Bilder, News und Videos zum Spiel.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"