Willkommen in Hope County
Die eigentliche Spielwelt gestaltet sich aber weitaus weniger kleingliedrig als noch in den Vorgängern. Natürlich gibt es wieder eine Fülle an Haupt- und Nebenjobs, dazu Aktivitäten wie Fischen, Jagen und das Erkunden so genannter Prepper-Verstecke. Letztere dienen als spielerische Abwechslung und beinhalten Umgebungsrätsel. Ansonsten aber setzt Far Cry 5 auf das Erobern von Stützpunkten und das Zerstören von Sekteneinrichtungen.
Die Spielwelt selbst wirkt indes lebendiger als in früheren Ablegern. Allerdings gelingt Ubisoft der Spagat zwischen zufälligen Ereignissen und Spielfluss besser. Zwar kommt es häufiger zu Angriffen durch Sektenmitglieder, jedoch könnt ihr diesen vergleichsweise fix entkommen. Die Tierwelt wiederum gibt sich weit weniger aufdringlich und selbst Schwarzbären suchen nach einigen Schüssen das Weite. Far Cry 5 entschlackt zudem seine Rollenspielelemente: Mit gesammelten Kräutern braut ihr homöopathische Tränke und verpasst eurem Sheriff kurzfristig Buffs. Sprengsätze fertigt ihr direkt im Feld.
Umfangreiches Crafting gibt es nicht mehr. Beute verkauft ihr einfach. Und auch das traditionelle Charakterstufensystem fällt weg. Diesmal erspielt ihr euch Vorteile durch eure Taten und könnt somit Zusatzfertigkeiten einkaufen. In der Praxis zwingt einen das Spiel so, die Spielweise anzupassen oder auch mal die Waffen zu wechseln. Das funktioniert ordentlich, wirkt allerdings – ähnlich wie das Widerstandssystem – wie ein allzu starres Korsette für das ansonsten auf Freiheiten ausgelegte Grundkonzept.
Koop- oder KI-Partner?
Spielerisch gibt sich Far Cry 5 insgesamt wenig innovativ. Die meisten größeren Aufträge bestehen aus dem Ausspähen der Umgebung, dem flotten Markieren der Gegner und danach dem Ausschalten der Verteidiger. Verrückt ist anders! Zugleich bietet das Spiel aber neue Koop-Optionen: Im Verlauf der Kampagne schaltet ihr Nebencharaktere frei und rekrutiert diese für eure Zwecke. Alternativ heuert ihr befreite Zivilisten an. Doch gerade die besagten Nebencharaktere bieten erstaunlichen Mehrwert. Hund Boomer beispielsweise sucht für euch Gegner und apportiert Waffen. Mit einfachen Kommandos befehligt ihr bis zu zwei dieser Helfer und tatsächlich leisten die Kameraden gute Dienste. Das liegt aber nicht zuletzt an der mitunter extrem dummen Gegner-KI, die bisweilen blind und taub durch die schöne Spielwelt zu laufen scheint.
So richtig verrückt wird es dann aber im Koop-Modus mit einem menschlichen Kameraden an eurer Seite. Dann entfaltet das Spiel seinen vollen Chaosfaktor: Wenn ihr gemeinsam Angriffe mit mehreren Helikoptern oder Flugzeugen koordiniert, mit Fallschirmen abspringt oder Bomben auf gegnerische Einrichtungen hageln lasst, dann ist Far Cry 5 verrückt durchgedrehter Spaß. Ärgerlich: Nur der Host des Spiels kann neue Missionen annehmen und auch nur er bekommt den Spielfortschritt gut geschrieben.
Die offene Spielwelt lädt zu Experimenten ein und besonders im Koop-Modus sind diese Versuchsballons besonders unterhaltsam. Speziell die verschiedenen Fahrzeuge spielen sich gewohnt launig und stellen keine allzu hohen Ansprüche an die eigenen Fähigkeiten am Steuer. Dadurch fällt selbst Hobby-Piloten der Einstieg extrem leicht.