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Far Cry Primal: Lass uns Mammuts jagen gehen

Mammuts jagen, vor Säbelzahntigern flüchten und nebenbei die Steinzeit erkunden? In Far Cry Primal ist genau dies möglich. Doch wie gut ist der Titel wirklich und lohnt sich ein neuer Ableger so kurz nach Far Cry 4? Ubisoft hat uns nach Berlin eingeladen und wir durften uns mehrere Stunden lang durch die Vergangenheit kämpfen. Unsere Meinung lest ihr weiter unten.

In der Steinzeit war nicht alles schlecht

Ubisoft hat sich beim neusten Far Cry-Ableger für einen klaren Rückschritt entschieden, in Far Cry Primal reisen wir mehr als 10.000 Jahre in der Zeit zurück, als die Menschen noch von Dinosauriern gejagt worden… Moment, Dinos gibt es in Primal leider nicht, warum? Weil die Uhrzeitechsen zu diesem Zeitpunkt leider schon einige Jährchen ausgestorben sind. Wir versuchen an dieser Stelle unsere Enttäuschung möglichst gut zu verbergen und besinnen uns auf die Dinge, die es zur Zeit der Höhlenbewohner gegeben hat.

Okay, wir geben zu, besonders viel ist das nicht, aber schon die ersten Minuten in Far Cry Primal demonstrieren uns recht eindeutig, dass der Titel mehr auf dem Kasten hat, als man zunächst denken mag. Pistolen oder Gewehre, wie in den vorherigen Teilen gewohnt, werden wir allerdings nicht zu sehen bekommen, dafür gehen wir aber zum Beispiel auf Mammut-Jagd. Nur mit einem Speer bewaffnet fühlen wir uns im ersten Moment zwar ein wenig nackt und wehrlos, so schwer kann es aber doch auch nicht sein, ein echtes Wollhaarmammut zur Strecke zu bringen. So jedenfalls unser erster Gedanke, der auch beinahe unser letzter gewesen wäre. Nur so viel: Auch Säbelzahntiger scheinen zu dieser Zeit gelebt und die Höhlen sowie die riesigen Wälder unsicher gemacht zu haben.

Während unserer vierstündigen Anspiel-Session in Berlin auf der PlayStation 4 ließ uns Ubisoft alle denkbaren Freiheiten und wir konnten frei die Spielwelt erkunden und erste Missionen angehen.

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Ein echtes Far Cry

Primal entpuppt sich schon in den ersten Minuten als ein waschechtes Far Cry, nur eben mit einem frischen Setting und einigen damit einhergehenden Änderungen. Wie bereits angesprochen und für die Reihe sehr untypisch, dürfen wir auf kein riesiges Waffenarsenal zurückgreifen, stattdessen sammeln wir Stöcke, Äste, Steine sowie andere Ressourcen zusammen und bauen uns damit einen netten Bogen samt einigen Pfeilen. Solch eine Waffe ist dann auch direkt die Fernkampfwaffe für jegliche Zwecke, quasi unser Allround-Gewehr, auch wenn sich beispielshalber ein Mammut, ein riesiger Bär oder ein aggressiver Säbelzahntiger nicht wirklich davon beeindrucken lassen. Laservisiere, Schalldämpfer, panzerbrechende Munition oder anderer Schnickschnack wird von einem waschechten Jäger der Steinzeit aber sowieso nicht benötigt. Alles was wir in Far Cry Primal zum Leben und vor allem zum Überleben brauchen, bauen wir uns einfach selber.

Ein wildes Haustier

Eine der coolsten Neuerungen ist aber mit Sicherheit die Möglichkeit wilde Tiere für unsere eigenen Zwecke zu zähmen und gegen Feinde einzusetzen. Wir legen uns also in aller Ruhe auf eine Klippe und befehligen unserem vor kurzem gezähmten Wolf das unter uns befindliche Dorf anzugreifen. Das macht nicht nur Spaß, sondern stellt sich auch als äußerst effektiv heraus und warum sollen wir nicht auch mal andere für uns arbeiten lassen? Noch cooler ist nur der Ritt auf einem Bären, der uns vor einigen Minuten noch beinahe als Mittagshappen verzehrt hätte.

 

Die bekannte Ubisoft-Formel

Bei der Ankündigung von Primal im letzten Jahr mussten wir im ersten Moment unweigerlich an die viel zitierte Ubisoft-Formel denken, die uns beispielshalber in Watch Dogs, Assassin’s Creed oder eben den Far Cry-Vorgängern eine Menge Türme erklimmen ließ. So viel vorweg: Auch in Far Cry Primal halten sich die Entwickler an bestimmte Regeln und bauen auf das auf, was sie in vorherigen Spielen schon beinahe zur Perfektion getrieben haben. Bäume oder Berge müssen aber nicht erklommen werden, um ein Gebiet freizuschalten. Dafür reicht schon das Entzünden von großen Feuern, die uns von da an auch als Lager und Knotenpunkt dienen und Zugriff auf das Schnellreisesystem geben.

Insgesamt bekommen wir aber deutlich seltener vorgeschrieben, was wir zu tun haben, noch müssen wir eine Liste mit bestimmten Punkten abhaken oder ständig auf einen neuen Ranganstieg hinfiebern. Auch mit Hinweisen, Tipps oder einem völlig überladenen HUD müssen wir uns nicht mehr herumschlagen. Primal ist deutlich schlichter gehalten und lenkt uns nicht von dem unmittelbaren Geschehen ab.

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Steinzeitwaffen sind keine Präzisionswerkzeuge

Und das kann es durchaus in sich haben. Zwar erwartet man im ersten Moment weniger Möglichkeiten, schließlich besitzen wir lediglich Steinzeitwaffen, doch wer ein wenig clever agiert und die Umgebung geschickt zu dem eigenen Vorteil einsetzt, kann Gegner auf unzählige Arten ins Jenseits befördern. So zünden wir mit einem Feuerpfeil die hintere Hälfte eines Dorfes an, nur um die Gegner geradewegs in die Fänge unseres gezähmten Wolfs zu treiben. Der eine oder andere Schlag mit unserer Keule erledigt schließlich den Rest. Wobei uns gerade das Nahkampfsystem noch zu einseitig erscheint. In der aktuellen Version können wir gegnerische Schläge nicht einmal blocken, ganz davon zu schweigen auch mal einen schweren Hieb mit mehreren schnellen zu kombinieren.

Dadurch fallen die Kämpfe oft recht anspruchslos aus und enden meist in wildem Tastengedrücke. Treffen wir einen Gegner, demonstriert Far Cry Primal übrigens seine blutige Seite – Geräusche von berstenden Knochen oder wilde Tieren, die sich in ihren Feinden festgebissen haben, gehören da zum Alltag. Für zartbesaitete ist der Steinzeit-Titel also wohl eher weniger geeignet.

Proto-Indogermanisch – Bitte was?  

Über die Handlung möchten wir an dieser Stelle eigentlich noch kein Wort verlieren, bis jetzt Gesehenes macht aber einen recht soliden Eindruck. Vor allem die Zwischensequenzen wissen zu überzeugen und ziehen schnell in ihren Bann. Die gelungene Beleuchtung in Kombination mit der hübschen Grafik tragen ihr Übriges dazu bei. Wie lange die Story wirklich zu motivieren weiß und wie es in Sachen Abwechslung aussehen wird, muss sich noch zeigen. Störend empfanden wir bereits zu Beginn die genutzte Sprache der Steinzeitmenschen. Hier möchte Ubisoft offenbar möglichst auf Authentizität setzen, wodurch in Dialogen Proto-Indogermanisch gesprochen wird. Von der Idee her eigentlich ein recht guter Gedanke, bei der Umsetzung hapert es allerdings ein wenig. Schließlich sind wir so dazu verdonnert permanent den deutschen Untertitel mitzulesen, der obendrein auf das Wesentliche reduziert ist und sich oft eher unfreiwillig komisch liest. Wir können uns gut vorstellen, dass diese Entscheidung  schon nach mehreren Spielstunden eher nervt, als dass sie die Authentizität unterstützt.

Patrik Hasberg

Schreiberling, Spieleentdecker, praktizierender Perfektionist und Mann fürs Grobe. Außerdem laufender Freizeit-Hobbit, der Katzen liebt. – Hunde gehen auch. „Auch sonst eigentlich ganz ok“.
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