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FIFA 13: Test: Angekommen im Fußball-Olymp?

Auch in diesem Jahr schickt euch Electronic Arts wieder auf das virtuelle Fußball-Feld. Mit FIFA 13 möchte EA Canada das Fußball-Genre endgültig perfektionieren. Die spannende Frage lautet: Kann der Branchenriese den schon starken letzten Teil überhaupt noch überbieten? Welche neuen Features bietet FIFA 13? Wie spielt es sich und was steckt hinter dem großen Werbespruch „Join the Club“? Wir verraten es euch in unserer ausführlichen Review zur diesjährigen Fußball-Simulation von Electronic Arts.

Willkommen im EA Sports Football Club

Das große Motto von FIFA 13 lautet bekanntermaßen „Join the Club“. Und mit genau diesem kleinen Spruch geht auch die wohl größte Änderung der Benutzeroberfläche der Fußball-Simulation einher. Wie schon im letzten Jahr werden all eure Fortschritte und Erfolge in einer großen EA-Datenbank gesammelt – dem EA Sports Football Club. Dieser wurde für FIFA 13 nochmal ordentlich aufgemöbelt. Starten wir erstmals das Spiel, fragt FIFA 13 die Benutzerdaten der letztjährigen Saison ab. Der Spieler kann dann entscheiden, ob er seine Fortschritte wie Level oder Punkte in das neue Spiel übernimmt oder aber eine komplett neue Saison startet. Es ist zu empfehlen, die Daten allesamt zu übernehmen, denn: Der EA Sports Football Club ist mittlerweile weitaus mehr als nur eine Datenbank für Fußball-Freunde. Gleich auf den ersten Blick offenbart sich uns eine neue Menüoberfläche. Alles ist auf den „EAS FC“ ausgelegt. Wählen wir den Menüpunkt, haben wir unter anderem Zutritt zum neuen Katalog, wo wir gesammelte EA Sports Coins für tolle Preise einlösen können. Zur Feier des 50-jährigen Bundesliga-Jubiläums gibt es zum Beispiel klassische Trikots der Vereine zu erstehen. Aber auch neue Bälle, Boosts für euren Virtual Pro oder auch Karriere-Schübe sind vorhanden. Je nachdem in welchem Level ihr euch befindet, erhaltet ihr dementsprechende Belohnungen – gegen besagte Coins versteht sich. Diese sammeln wir durch jede Aktion im Spiel. Sei es, wenn wir eine neue Saison starten, ein Freundschaftsspiel absolvieren, online gegen einen Freund antreten, eine der Tagesherausforderungen bestreiten oder einfach nur die Startseite des EAS FC besuchen: Für jede Aktion erhalten wir Coins, die wir dann fröhlich im Katalog ausgeben können. Und wer eine Partie mit dem neuen EA Sports Match Day-Feature bestreitet, der kann sich sogar Zusatzpunkte sichern. Eine grandiose Idee, um den Langzeitspaß einmal mehr in die Höhe zu treiben.

Hast Du Skill? Beweise es!

Doch das ist längst nicht alles: Auch die Skill-Spiele sind neu. Sie ersetzen im Ladebildschirm die bisherige Arena, in der wir mit einem Spieler unserer Wahl aufs Tor schießen oder Standards üben konnten. In den Skill-Spielen absolvieren wir verschiedene Herausforderungen, wie man sie als echter Hobby-Fußballer auch aus dem Training kennt. Wir müssen Kartons überlupfen, Zielscheiben beim Elfmeter treffen oder auch Pässe genau zum Mann bringen, der in diesem Fall durch authentische Attrappen ersetzt wird. Für jede erfolgreiche Aktion erhalten wir Punkte, die sich am Ende zusammenrechnen. Haben wir das jeweilige Ziel erreicht, steigen wir in die nächste Kategorie auf. Diese reicht von Bronze bis Platin, wobei der Schwierigkeitsgrad mit zunehmendem Erfolg steigt. Doch was bringen diese Skill-Spiele, wird sich so mancher fragen. Ganz einfach: Training und vor allem EXP sowie Coins für den EA Sports Football Club. Eine nette Idee und außerdem wurde es längst Zeit, die in die Jahre gekommene Arena auszutauschen. Dies hat man mit den Skill-Spielen unserer Meinung nach mit Bravour gemeistert.

Wecke den Couch-Messi in Dir!

Kommen wir zur brandheißen Frage: Was hat sich spielerisch getan?  Einmal mehr wirbt Electronic Arts mit großen, spielerischen Veränderungen, die mit einer weiterentwickelten Engine einhergehen. Und in der Tat: Der eingefleischte FIFA 12-Spieler benötigt einige Partien, bevor er sich mit dem Handling von FIFA 13 anfreunden kann – ich spreche an dieser Stelle aus Erfahrung. Doch beginnen wir bei den Grundlagen. Diese sind wie so häufig gleich geblieben – ist ja schließlich „nur“ Fußball. Die Veränderungen liegen im Detail. So verbaute EA Canada zum Beispiel Hunderte neue Animationen, die den Spielablauf entscheidend verändern. Maßgeblich daran beteiligt ist zum Beispiel die sogenannte „Fist Touch Ball Control“, dank der sich Zweikämpfe um ein Vielfaches dynamischer gestalten. Der Ball klebt längst nicht mehr so stark am Fuß des ballführenden Spielers wie noch in FIFA 12. Das bedeutet zwar, dass Ballannahmen genau getimed werden müssen, gleichzeitig aber auch, dass verteidigende Spieler schneller zum Foul gezwungen werden. Gerade kleine, flinke Spieler wie Messi oder Ribéry bekommen schnell noch einen Fuß zwischen den versprungenen Ball und haben so den Schiedsrichter auf ihrer Seite. Hier greift die neue Schiedsrichter-KI, die dank einigen Verbesserungen nun endlich mal Vorteile ausspielen lässt oder auch ständiges Trikotziehen ahndet. Sehr authentisch: Wer beim Freistoß seine Mauer zu weit an den ruhenden Ball zieht, bekommt nach mehrmaligem Vergehen eine gelbe Karte. Und wo wir gerade von Freistößen sprechen: Auch diese wurden überarbeitet. So können wir durch verschiedene Tastenkombinationen unberechenbare Freistoß-Varianten ausführen. Dadurch wird die gegnerische Abwehr nicht nur beirrt, sondern auch ausgehebelt. Aber auch hier gilt: Einarbeitung ist das Stichwort!

Die volle Lizenzbombe

Der Umfang von FIFA 13 ist einmal mehr bombastisch. 31 Ligen aus der ganzen Welt, über 300 lizenzierte Clubs, 46 Nationalmannschaften und 69 Stadien, davon 26 voll lizenzierte. In Sachen Spielstätten ist Deutschland mit dem Signal Iduna Park von Borussia Dortmund, der Allianz Arena zu München, der Imtech Arena vom Hamburger SV, der Veltins Arena auf Schalke und dem Olympiastadion von Hertha BSC Berlin sowie der deutschen Nationalmannschaft ganz vorne mit dabei. Besonders schade: Das Camp Nou, die Heimat von Coverstar Lionel Messi, ist in diesem Jahr nicht dabei, da EA die Lizenz hierfür nicht bekommen hat (diese besitzt Konami mit PES 2013).

Fußball-Stoff für ein ganzes Jahr

Kommen wir zu den verschiedenen Spielmodi, die FIFA 13 bietet. Auch hier hat sich Electronic Arts an der Vorlage FIFA 12 bedient und die Grundmodi mit einigen Verbesserungen bereit für die Zukunft gemacht. Da hätten wir zum Beispiel den Karrieremodus. Gestrichen wurde hier der Managermodus, sodass wir nur noch zwei verschiedene Arten der Karriere vorfinden: Trainerkarriere und Spielerkarriere. Die Trainerkarriere ist im Grunde genommen Manager und Trainer in einem. Wir übernehmen die Leitung eines Clubs, kaufen neue Spieler, was dank dem überarbeiteten Transferablauf noch intensiver funktioniert, stellen eine Mannschaft auf und versuchen, die Saisonziele des Vorstands zu erfüllen. Die Spielerkarriere hingegen wird mit nur einem Spieler bestritten. Entweder schlüpfen wir in die Rolle eines Top-Stars wie Ronaldo, Messi oder Rooney, oder wir erstellen uns unseren eigenen Offline-Virtual Pro und führen einen Verein der Wahl an die Spitze des Fußball-Olymps. Bei beiden Modi neu: die Nationalmannschaften. Als Trainer oder Spieler haben wir bei großem Erfolg des eigenen Clubs die Möglichkeit, einen der 46 Nationalverbände zu großen Turnieren wie Europa- oder Weltmeisterschaften zu führen – inklusive der Qualifikationsspiele. Allerdings wurden die Nationalmannschaften nur im Zusammenhang mit dem Vereinstrainer-Job implementiert. Eine separate Wahl vor dem Start in eine Karriere ist nicht möglich – schade!

Virtual Pro: Im Kampf gegen Cheater

Wir sprachen vor wenigen Zeilen bereits von einem „Offline Virtual Pro“. Weil es in den vergangenen Jahren immer wieder Probleme mit Cheatern im Online-Modus gab (hochgepushte oder heruntergeladene Pros), entschied sich Electronic Arts verständlicherweise zu einer Umfunktionierung des Virutal Pros. Neben dem Offline-Pro, den wir in allen Partien ohne Internet-Anbindung verwenden und hochspielen können, gibt es nun auch einen Online-Pro. Mit diesem können wir an den neuen Pro Clubs Seasons teilnehmen. Statt Mannschaftspunkte sammeln wir im klassischen „11 gegen 11“ Club-Modus nun Punkte für Siege (3) und Unentschieden (1). Ab einer gewissen Anzahl an Punkten können wir den Klassenerhalt verbuchen, in die nächste Liga aufsteigen und sogar Pokale gewinnen. Und das Allerbeste: Für jede gelungene Aktion auf dem Platz können wir Leistungen für unseren Pro freischalten, die auf den EA-Servern gespeichert werden. Cheater adé!

Das ultimative Team

Einer der größten und meistgenutzten Spielmodi der FIFA-Serie vergangener Tage ist ohne jede Frage der Ultimate Team-Modus. Jeder sollte ihn und sein simples Spielprinzip kennen. Wenn nicht, hier eine kleine Erläuterung: Wir beginnen mit einem sogenannten Bronze-Team und arbeiten uns durch Turniere, Spiele und andere Aktionen in Richtung Gold-Team. Durch Münzen (oder auch bares Geld sowie Microsoft Points) können wir uns sogenannte Goldpakete kaufen, in denen wir mit viel Glück einen seltenen Spieler abgreifen. Diese hauen wir dann entweder in die eigene Mannschaft oder aber auf den offenen Transfermarkt, auf den alle Spieler von Ultimate Team Zugriff haben. Er ist vergleichbar mit einem großen Auktionshaus, auf dem Sammelkarten von anderen Spielern verkauft werden. Und auch im Ultimate Team Modus 2013 (kurz FUT13) hat sich einiges getan. So können wir nun beispielsweise an Einzel- oder Online-Seasons teilnehmen. Diese funktionieren ähnlich wie die anderen Season-Spielmodi. Kleiner Unterschied: Wir bekommen zusätzlich zu einem möglichen Pokal auch noch Münzen, die wir wiederum ins Team investieren können. Schon jetzt steht fest: Der Ultimate Team-Modus wird auch in diesem Jahr bis FIFA 14 fester Zock-Bestandteil vieler Fans sein!

Abseits vom Feld endlich Realismus!

Kommen wir abschließend noch zur technischen Seite von FIFA 13. Auch hier hat sich einiges getan, wobei die Veränderungen wohl eher im Detail liegen. So gibt es zum Beispiel endlich Auswechselspieler, die sich hinter dem Kasten der jeweiligen Torhüter warm machen. Auch Kameramänner, die diesmal nicht als steife Polygonfiguren im Stadion festgeklebt wurden, sowie Trainer stehen an der Seitenlinie. An der allgemeinen Optik hat sich also wenig getan, dafür hat EA hier und da an der Präsentation geschraubt. Immer noch ein großes Manko sind hingegen die Zuschauerränge. Diese sehen im Gegensatz zum Konkurrenten aus dem Hause Konami noch immer verpixelt und langweilig aus. Hier wünschen wir uns künftig eine grundlegende Überarbeitung. Dafür stimmt die Stadionatmosphäre. Die Zuschauer gehen gut mit, wenn wir eine Großchance vergeben oder es zu einem brutalen Foul an der Mittellinie kommt. Abgerundet wird der technisch positive Eindruck vom deutschen Kommentatoren-Duo, das noch immer aus Manni Breuckmann und Frank Buschmann besteht. Zwar wiederholen sich Sprüche häufig, dafür können wir in diesem Jahr, auch in der deutschen Retail-Fassung, auf den englischen oder spanischen Kommentar zurückgreifen. Danke dafür!

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