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FIFA 20: Stillstand trifft Abwechslung: Die Prollo-Inszenierung im Test

Das kann der neue VOLTA-Modus

Die wohl größte Neuerung, die „FIFA 20“ zu bieten hat, ist der brandneue VOLTA-Modus, der das Spielgeschehen auf die Straße verlagert. VOLTA ist eine Kombination des legendären Hallenfußball-Modus auf „FIFA 98“ und den Elementen der „FIFA Street“-Reihe.

Wenn euch das normale Gameplay im Stadion schon zu schnell ist, solltet ihr vom Straßenmodus allerdings gleich die Finger lassen. Immerhin reiht sich auf den winzigen Straßenplätzen ein Schuss an den anderen. Gefühlt wechselt das Leder im Sekundentakt die Richtung.

Auf der anderen Seite hebt sich der neue Modus dadurch gekonnt vom typischen Flair des Sportspiels ab und stellt den Arcade-Charakter in den Vordergrund. Das muss man mögen. Wer in „FIFA 20“ mehr vom eigentlichen Spielgefühl der Reihe will, kann den VOLTA-Modus getrost ignorieren.

Im abgekapselten Spielmodus lässt euch der Titel die Wahl zwischen einem Onlinemodus, einer VOLTA-Tour, die euch auf Plätze rund um den Erdball verfrachtet, und der VOLTA-Story, die in diesem Jahr die Nachfolge des Journey-Modus aus den Vorjahren einnimmt.

Hier beginnt alles mit der Erstellung eures eigenen männlichen oder weiblichen Spielers, der versucht, bei der Straßenfußball-WM in Argentinien zu brillieren. Natürlich beginnt alles auf einem heruntergekommenen Bolzplatz, während ihr euer Können nach und nach in Turnieren unter Beweis stellt.

Nach dem verletzungsbedingten Ausfall eures Mentors liegt es fortan an euch, euer eigenes Team aufzubauen und zu managen. Habt ihr ein Match absolviert, könnt ihr einen Spieler der gegnerischen Mannschaft rekrutieren. Im Menü legt ihr eure Aufstellung fest, die auf dem Platz aber ohnehin schnell wieder verworfen wird.

Für gelungene Aktionen steigt euer angehender Star auf, woraufhin sich seine Werte für Schüsse, Sprints oder Pässe verbessern. Zudem schaltet ihr in einem umfangreichen Talentbaum verbesserte Fähigkeiten frei, die beispielsweise die Präzision eurer Schüsse verbessern. Das sorgt für einen motivierenden Fortschritt, da ihr stets selbst entscheiden könnt, in welchen Bereichen euer Spieler besser werden soll – sei es am Reisbrett oder durch eure Aktionen auf dem Feld.

Abwechslung trifft Prollo-Inszenierung

Verschiedene Optionen sorgen im VOLTA-Modus von „FIFA 20“ für spielerische Abwechslung. Mal tretet ihr im Drei-gegen-Drei ohne Torwart an, mal mit fünf Spielern inklusive Keeper. Zudem absolviert ihr Herausforderungen für bestimmte Aktionen, mit denen ihr neue Bekleidungsobjekte freischaltet.

So viel Spaß der VOLTA-Modus auf dem Platz auch macht: Dank pseudo-cooler Präsentation samt Prollo-Inszenierung wirkt die Variante auf Dauer stellenweise bestenfalls befremdlich, schlimmstenfalls jedoch absolut lächerlich. Bereits nach rund zehn Partien hingen uns jedenfalls die immer gleichen Wiederholungen und Sprüche zum Hals raus.

„Ey Alter, ich halt‘ mal das Smartphone drauf und du feuerst deinen sickesten Jubel ab, Digga“. Zusammen mit kitschigen, klischeehaften Zwischensequenzen, in denen Protagonist und seine Crew im Sekundentakt mit Sprüchen wie „Alter, Chill!“, „Das war sick, Mann!“ oder „Jo, krass!“ um sich werfen, eignet sich die VOLTA-Story von „FIFA 20“ vor allem zum Fremdschämen. Wer die letzten Ableger der „Need for Speed“-Reihe gespielt hat, weiß ungefähr, in welche Richtung es geht.

Ob diese zwanghaft coole Inszenierung die junge Kernzielgruppe ansprechen wird, können wir im fortgeschrittenen Alter nicht beantworten. Für uns wirkte das Ganze auf Dauer einfach viel zu aufgesetzt.

Präsentation top, mit Luft nach oben

Vor allem technisch macht der Straßenfußball-Modus allerdings einiges her. Das gilt ohnehin für die gesamte Präsentation von „FIFA 20“. Das Drumherum fängt EA Sports in diesem Jahr wieder hervorragend ein und zaubert dank Frostbite-Engine ansehnliche Details samt realistischer Animationen auf den Bildschirm.

Das Geschehen auf dem Platz ist äußerst hübsch anzusehen und läuft dazu jederzeit angenehm flüssig. Im Kombination mit den relativ gelungenen Kommentatoren und den Original-Bildschirmeinblendungen entfesselt „FIFA 20“ den Charme einer TV-Übertragung.

Beim genaueren Betrachten hat der Kick in diesem Jahr allerdings das Nachsehen gegenüber dem Konkurrenten „eFootball PES 2020“ – und das ist beachtenswert. Zwar sind die Gesichter der Stars wie Messi, Lewandowski oder Ronaldo allesamt erkennbar, doch im Konami-Pendant sind sie der Vorlage wie aus dem Gesicht geschnitten.

Zudem hat „FIFA 20“ mit den typischen Problemen der Spielengine zu kämpfen, dazu zählen unsaubere und flackernde Schatten sowie der typische Plastik-Look. Die größtenteils gelungenen Animationen haben ebenfalls immer wieder mit Problemen zu kämpfen. Nicht selten kam es vor, dass sich Spieler bei einem Zweikampf verhakten und ewig wie zwei Käfer auf dem Rücken auf dem Platz liegen blieben.

Doch all das tut dem Spielspaß natürlich keinen Abbruch. Von den sauberen und anspruchsvoll gestalteten Menüs über das herausragend inszenierte Drumherum bis hin zum Geschehen auf dem Platz kann sich „FIFA 20“ absolut sehen lassen.

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Philipp Briel

Liebt Games und Serien auf allen Plattformen. Klemmt sich bevorzugt hinter das Lenkrad virtueller Rennwagen oder erholt sich an den Gewässern offener Spielwelten. Fühlt sich im Auenland aber genauso heimisch, wie in Battle-Royale-Shootern oder der nordischen Mythologie.
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